Grau-silbrige Füllungen tragen etliche Menschen in einigen ihrer Zähne. Neu hinzukommen werden nur noch wenige: Der Einsatz von Amalgam ist ab 2025 verboten. Warum – und welche Alternativen gibt es?
Aus für Amalgam: Abschied von einer brisanten Wundersubstanz
Seit einigen Jahren wird über die potenziellen gesundheitlichen Auswirkungen von Amalgam-Zahnfüllungen diskutiert. Zu Beginn des neuen Jahres wurde die Verwendung von Dentalamalgam weitgehend verboten – jedoch nicht aus direkten gesundheitlichen Gründen. Der EU-Beschluss zielt vielmehr darauf ab, das giftige Quecksilber, das in Amalgam enthalten ist, besser aus der Umwelt zu entfernen.
Das Verbot betrifft nur neue Füllungen, nicht die Entfernung bereits vorhandener. Wenn der Zahnarzt es aus medizinischen Gründen für notwendig hält, Dentalamalgam aufgrund hoher Kariesaktivität zu verwenden, ist dies weiterhin erlaubt.
Bislang war eine Amalgamfüllung die einzige von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommene Leistung zur Behandlung eines von Karies betroffenen Zahnes. Ab sofort werden auch selbsthaftende Füllungen wie Glasionomerzemente ohne Zuzahlung angeboten, die ohne zusätzliche Klebemittel angebracht werden können, wie der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) bekannt gab.
Was ist Hintergrund des EU-Beschlusses?
Die EU setzt die Beschlüsse des Minamata-Übereinkommens von 2017 um, einem internationalen Vertrag zur Reduzierung von Quecksilberemissionen. Das Ziel ist, die Verwendung von Quecksilber in Produkten zu verringern, um die Umweltbelastung zu reduzieren. Produkte wie Zahnamalgam und quecksilberhaltige Lampen sind die größten verbleibenden Verwendungen von Quecksilber in der EU. Die Herstellung, Einfuhr und Ausfuhr solcher Lampen sollen ab 2026 eingestellt werden. Früher wurde Quecksilber auch in Batterien, Leuchtstoffröhren und Thermometern verwendet.
Was ist Amalgam?
Amalgam ist eine Mischung, die zu etwa der Hälfte aus Quecksilber sowie aus anderen Metallen wie Silber, Zinn und Kupfer besteht. Es wird seit weit über 100 Jahren für Zahnfüllungen verwendet. Das Material ist kostengünstig, langlebig und leicht zu formen. Insbesondere für größere Defekte in Seitenzähnen mit hoher Kaubelastung gilt es als sehr geeignet.
Was ist Quecksilber?
Quecksilber ist ein Metall, das auch natürlich weltweit in der Umwelt vorkommt. Laut Umweltbundesamt ist es beispielsweise ein typischer Bestandteil der Steinkohle. Das in Deutschland vorhandene Quecksilber in Luft, Wasser und Sedimentschichten von Gewässern stammt daher aus Jahrhunderten der Kohleverfeuerung sowie, insbesondere in bestimmten Flussabschnitten, aus der früheren Einleitung aus Industrieanlagen.
Die Substanz ist giftig für Menschen und Tiere und kann in größeren Mengen auch tödlich sein. Quecksilberbelastung kann das zentrale Nervensystem, die Lunge, die Nieren und das Immunsystem schädigen. Da der Organismus Quecksilber schlecht ausscheiden kann, reichert sich die aufgenommene Substanz im Körper an.
Neben dem Essen von Fisch ist Dentalamalgam in Deutschland die Hauptquelle. Das Quecksilber wird – in sehr geringen Mengen – aus den Füllungen freigesetzt. Die potenzielle Aufnahme ist höher beim Einsetzen oder Entfernen einer Füllung, wenn die Substanz dampfförmig freigesetzt werden kann. Experten raten daher, dass Personen mit einer Amalgamfüllung diese nicht ohne Grund – wie einem Spalt zwischen Füllung und Zahn – entfernen lassen sollten.
Wie groß sind die Risiken?
Gemäß dem Umweltbundesamt sind neben Amalgam-Zahnfüllungen Fisch und andere Meerestiere eine bedeutende Quelle für die Aufnahme von Quecksilber. Mit einer zunehmenden Anzahl und Größe der Füllungen steigt die Belastung.
Es wird berichtet, dass die Menge an Amalgam, die in Deutschland aufgenommen wird, in der Regel zu gering ist, um schädlich zu sein. Unterschiedliche Analysen, darunter eine bereits im Jahr 2007 vom Robert Koch-Institut (RKI) und eine im Jahr 2008 von der TU München veröffentlichte, haben ergeben, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für einen Zusammenhang zwischen Amalgamfüllungen und chronischen Erkrankungen gibt. Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) betont zudem, dass es keine wissenschaftlichen Beweise für ein Krebsrisiko durch Amalgamfüllungen gibt.
Welche Alternativen gibt es?
Als Alternative werden spezifische Kunststoffe, nicht-metallische Legierungen aus Keramik sowie Metalllegierungen aus Edelmetallen wie Gold verwendet. Der Einsatz von Dentalamalgam war in den letzten Jahrzehnten bereits stark rückläufig – vor allem, weil viele Menschen die grauen Füllungen als unattraktiv empfinden. Im Jahr 2022 machten sie nur noch 2,4 Prozent der plastischen Restaurationen aus, die über die gesetzlichen Krankenkassen abgerechnet wurden, wie von der Deutschen Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) berichtet.
Es gibt bisher kaum Langzeitstudien zu den möglichen gesundheitlichen Risiken der verwendeten Kunststoffe. Außerdem werden Zahnfüllungen ohne Amalgam immer noch teilweise als weniger langlebig angesehen.