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100 Jahre Caesar Salad: Eine kulinarische Legende aus Mexiko

Die Entstehung des weltberühmten Caesar Salads vor 100 Jahren durch Cesare Cardini in Tijuana und seine internationale Verbreitung mit verschiedenen Variationen.

Der Italiener Cesare Cardini kreierte den Salat 1924, sein Bruder Alex fügte später Anchovis hinzu.
Foto: Omar Martinez/dpa

Knackig, cremig, wohlschmeckend: Vor 100 Jahren wurde der weltberühmte Caesar Salad kreiert. Mit oder ohne Hähnchenbruststreifen, Avocado oder Speck – die Varianten sind heute zahlreich. Doch bei der Entstehung des Salatklassikers, der diesen Monat sein Jubiläum feiert, verwendete der Italiener Cesare Cardini 1924 in seinem Restaurant im nordmexikanischen Tijuana lediglich zehn Zutaten.

Römersalat in einer Emulsion aus Olivenöl, Salz, Pfeffer, Eigelb von einer Minute lang gekochten Eiern, Worcestershire Sauce, Zitronensaft und Knoblauch sowie Crostini und Parmesankäse. Das war’s. Alles direkt am Tisch zubereitet – nicht zuletzt als Beweis für Lebensmittelhygiene, wie Claudio Poblete, Autor des Buchs «Caesar. La ensalada más famosa. 100 años» (Caesar. Der berühmteste Salat. 100 Jahre), der Deutschen Presse-Agentur sagt.

Der zweisprachige illustrierte Band (Spanisch-Englisch), der anlässlich des Jubiläums in Mexiko veröffentlicht wurde, erzählt auf 248 Seiten die Geschichte des Gerichts. 27 internationale und mexikanische Chefs, einschließlich der Spitzenköche Massimo Bottura und José Andrés, teilen darin ihre Rezepte.

Improvisierter Salat?

Der Legende nach entstand der Caesar Salad 1924 als Notlösung. In seinem Café Alhambra in der Grenzstadt Tijuana bewältigte Cardini demnach mit dem Gericht einen unerwarteten Ansturm von US-amerikanischen Gästen am 4. Juli, dem US-Nationalfeiertag. Der Schöpfer sei einfach nicht auf so viele Menschen vorbereitet gewesen und habe improvisiert, sagte seine Tochter Rosa 1987 dem «Honolulu Star-Bulletin»

Während des Alkoholverbots in den USA von 1920 bis 1933 verlegte der italienische Einwanderer seine Geschäfte auf die mexikanische Seite der Grenze. Zuvor hatte er in Kalifornien in der Gastronomie gearbeitet. Viele Menschen aus Kalifornien, einschließlich Hollywoodstars, zogen nach Tijuana, da dort Alkohol und Glücksspiel legal waren.

Einige Forscher bestreiten die Version der Notlösung. «Um die Entstehung des Salats ranken sich Mythen», sagt Poblete. Dass der erfahrene Gastronom Cardini (1896-1956) den Salat aus dem Stegreif kreiert habe, sei eine romantische Erzählung.

Eine Bronzestatue erinnert an Cardini

Cesare Cardini wird zwar die kulinarische Erfindung zugeschrieben. Sein Bruder Alex fügte später jedoch die Anchovis hinzu, die heute aus den Rezepten kaum wegzudenken sind. Auch der Restaurantmitarbeiter Livio Santini soll bei der Kreation eine Rolle gespielt haben.

Vor dem Hotel und Restaurant Caesar’s in Tijuana begrüßt eine neu enthüllte Bronzestatue von Cardini mit einer Salatschüssel die Gäste. Cardini eröffnete das Hotel und Restaurant im Jahr 1931 und rund 20 Salatmeister bereiten dort monatlich etwa 2.000 Caesar Salads direkt am Tisch zu. Nach dem Ende der Prohibition in den USA verkaufte Cardini das Lokal im Jahr 1936 und kehrte nach Kalifornien zurück. In den USA eröffnete er mehrere Restaurants und vermarktete sein Salatdressing.

Heute überall zu finden

Salat und Dressing sind überall auf der Welt zu finden. Poblete, der Autor des Jubiläumsbuchs, hat in den letzten zehn Jahren auf jeder Reise Caesar Salads bestellt – egal ob in Moskau, Chile, Japan oder Südkorea. Jede Kultur passt den Salat nach ihrem eigenen Geschmack an. In Spanien wird er zum Beispiel mit Garnelen serviert. Japaner ersetzen die englische Würzsoße durch Reiswein. In Afrika wird einheimischer Blattsalat verwendet.

Die Hauptzutaten gehörten aber zu den Grundnahrungsmitteln vieler Kulturen: Öl, Eier, Milchprodukte, Salatblätter. Das sei einer der Gründe für den Erfolg, sagt Poblete. «Wenn man sogar ChatGPT, die künstliche Intelligenz, fragt, welcher Salat der berühmteste der Welt ist, lautet die Antwort: “Caesar Salad”».

dpa