Noch keine Regeln, aber bald ein Antrag: Ein Unternehmen will Rohstoffe aus der Tiefsee im Pazifik fördern. Wissenschaftler warnen vor den Folgen. Die Meeresbodenbehörde berät nun für zwei Wochen.
Beratungen über Tiefseebergbau in Jamaika gestartet
Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) hat ihre zweiwöchige Ratssitzung in Jamaika eröffnet, in Erwartung des ersten Antrags auf Tiefseebergbau. Es wird über ein Regelwerk für die umstrittene Ausbeutung mineralischer Rohstoffe am Meeresboden beraten. Ein kanadisches Bergbauunternehmen plant bereits im Sommer, mit Unterstützung von Nauru, den ersten Antrag auf kommerziellen Abbau zu stellen.
Bei den Beratungen, die bis zum 28. März am Sitz der Behörde in der jamaikanischen Hauptstadt Kingston stattfinden, sind die 36 Mitgliedstaaten des ISA-Rates vertreten. Insgesamt gehören der Organisation 169 Staaten und die Europäische Union an. Es gibt noch keine Regelung für den Abbau von Bodenschätzen im Meer – aber große Besorgnis über die Auswirkungen auf die wenig erforschten Ökosysteme der Tiefsee.
Der erste Antrag auf Abbau im Pazifik steht bevor
Am 27. Juni plant das Unternehmen The Metals Company aus Kanada, den weltweit ersten Antrag auf kommerziellen Tiefseebergbau zu stellen. Das Unternehmen plant, in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone (CCZ) Rohstoffe abzubauen. In diesem Gebiet im östlichen Pazifik zwischen Mexiko und Hawaii befinden sich große Mengen von Manganknollen auf dem Meeresboden, die auch Nickel, Kobalt und Kupfer enthalten. Diese Metalle werden unter anderem in Batterien und digitaler Technik verwendet.
Forschungsinstitut: Noch viele Fragen offen
Immer mehr Länder, einschließlich Deutschland, streben danach, den Abbau von Rohstoffen in der Tiefsee zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Laut der Deep Sea Conservation Coalition haben sich mittlerweile 32 Länder für ein Moratorium oder sogar ein Verbot ausgesprochen.
«Da viele offene Fragen noch weiter diskutiert werden müssen, ist eine geeignete rechtliche Maßnahme erforderlich, um den Abbau von Rohstoffen zu verzögern», hieß es in einer Mitteilung des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit des Helmholtz-Zentrums Potsdam.
Wie mit Anträgen ohne Regelwerk umgehen?
Wie ohne Regelwerk mit Anträgen auf die Ausbeutung von Bodenschätzen in der Tiefsee umzugehen ist, sei noch völlig unklar, gibt die Umweltorganisation Greenpeace zu bedenken. Der Rat der ISA habe sich darauf verständigt, erst dann darüber zu diskutieren, wenn ein Abbauantrag vorliegt. «Es besteht also auch die Möglichkeit, dass im Sommer der Startschuss für Tiefseebergbau fällt – und das ohne jegliche Regularien», teilte Greenpeace mit. Deswegen sei es umso wichtiger, dass die Diskussion um ein Moratorium wieder auf die Agenda gesetzt werden.