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Besondere Wetterlage sorgt für das katastrophale Hochwasser

Wo kommt bloß der ganze Regen her? Und hat das auch mit dem Klimawandel zu tun? Antworten auf häufig gestellte Fragen zum Hochwasser.

Seit Tagen kämpfen Helfer in Bayern und Baden-Württemberg gegen die Flut und ihre Folgen.
Foto: Armin Weigel/dpa

Anstelle von Straßen verlaufen nun Flüsse, anstatt Felder und Sportplätze zu sehen sind nur noch braune Wasserflächen zu sehen. Die Hochwasser in Süddeutschland sind extrem. Fachleute können erklären, wie es zu dieser Katastrophe kommen konnte.

Waren die Niederschläge besonders heftig?

«Das ist schon besonders, aber nicht komplett außergewöhnlich», sagt der Klimaexperte Thomas Deutschländer vom Deutschen Wetterdienst (DWD). An 20 bis 30 Stationen in Süddeutschland habe der DWD so viel Regen gemessen, wie nur alle 50 oder alle 100 Jahre runterkommt. Man könne deswegen vor allem rund um Augsburg von Jahrhundert-Niederschlägen sprechen. Die Daten seien aber noch vorläufig.

Wieso regnete es so viel?

Das hängt mit einer besonderen Wetterlage zusammen, der sogenannten Vb-Wetterlage, gesprochen Fünf-B-Wetterlage. «Wenn sie auftritt, dann wird es meist heftig», sagt Kevin Sieck vom Climate Service Center Germany (Gerics) in Hamburg. 

Es handelt sich dabei um ein Tief, das über dem Mittelmeer entsteht, und dann östlich um die Alpen herumgeführt wird. Es kann in der Folge in Ostdeutschland heftig regnen oder auch in Süddeutschland. «Diesmal hat der Nordwind des Tiefdruckgebiets seine Wolkenmassen gegen die Alpen gedrückt. Das hat die Niederschläge noch verstärkt», sagt der Gerics-Meteorologe.

Entstanden so auch die Überschwemmungen zum Jahreswechsel?

Nein, damals handelte es sich um Tiefs, die vom Atlantik über uns hinweggezogen sind. Fred Hattermann vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sagt: «Damals kam ein Tief nach dem nächsten und führte zu Starkregen.»

Die Forscher erklären, dass ähnliche Wetterlagen wie derzeit auch für andere schlimme Hochwasser in Deutschland verantwortlich waren. Sie verweisen auf die Jahrhundertflut an der Elbe im Jahr 2002, die teuerste Naturkatastrophe in der deutschen Geschichte. Das schwere Hochwasser 2013 hatte ebenfalls ähnliche Wetterlagen zur Ursache.

Hat der Klimawandel mit den Überschwemmungen zu tun?

«Man kann das Einzelereignis schwer auf den Klimawandel beziehen», sagt PIK-Forscher Hattermann. Aber: Fachleute etwa vom PIK oder von der World Weather Attribution meinen, dass extreme Regenfälle wegen des menschengemachten Klimawandels häufiger und intensiver geworden sind. Das gilt insbesondere auch für Europa.

Deshalb könnten Überschwemmungen in Zukunft wahrscheinlich öfter und intensiver auftreten. Andere Experten wie der DWD sind zurückhaltender. Bisher zeigen die Daten nur Trends, aber sie sind noch nicht statistisch aussagekräftig, sagt der Klimaexperte des DWD, Deutschländer.

Was auf jeden Fall klar ist: Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kältere Luft. «Wo mehr Wasser reinpasst, kann auch mehr Wasser rausfallen. Das ist dann der Grund, warum wir auf das warme Wasser gucken», sagt Deutschländer.

Eine um ein Grad wärme Luft kann sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen, sodass die Wasserhaltefähigkeit der Atmosphäre mit dem globalen Klimawandel deutlich ansteigt. In der Adria, wo sich das Tiefdruckgebiet gebildet hat, ist das Mittelmeer derzeit etwa zwei Grad wärmer als normalerweise um diese Jahreszeit. «Diese warme, feuchte Luft ist dann zu uns gewandert», sagt Hydrologe Hattermann.

Also müssen wir uns auf stärkere Regenfälle einstellen?

Selbst der eher vorsichtige DWD-Experte meint: «Aufgrund der Tatsache, dass mehr Feuchtigkeit in die Wolken reinpasst, würde ich sagen: Wir sollten als Menschen davon ausgehen, dass es dazu kommt.» 

Hattermann vom PIK betont, dass die Regenfälle ungleichmäßig verteilt sind – es hängt davon ab, wie die weltweiten Winde den Niederschlag verteilen. Aufgrund des Klimawandels treten in vielen Regionen auch längere Perioden stärkerer Dürre auf.

Wenn es nun regnet, dann oft intensiver. «Die Niederschläge, die wir insbesondere im Sommer sehen, sind häufiger Starkregen-Niederschläge», erklärt der PIK-Forscher. Dann gebe es wieder längere Perioden ohne Niederschläge. «Weniger geworden dagegen sind die schönen Landregen, die die Natur so richtig durchatmen lassen.» 

dpa