Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Verhaftung nach Restaurant-Einsturz auf Mallorca

Polizei nimmt Lokalbetreiber fest: Grob fahrlässige Tötung und schwere Körperverletzung. Haftstrafe droht.

Feuerwehrleute arbeiten nach dem Einsturz am Gebäude des Medusa Beach Club auf Mallorca.
Foto: Clara Margais/dpa

Etwa einen Monat nach dem Tod von zwei deutschen Touristinnen und zwei weiteren Personen beim Einsturz eines Restaurants am Ballermann auf Mallorca wurde der Restaurantbesitzer von der Polizei festgenommen. Der Mann wird wegen grob fahrlässiger Tötung in vier Fällen sowie grob fahrlässiger schwerer Körperverletzung in sechs Fällen angeklagt, so die spanische Nationalpolizei. Er soll am Abend oder spätestens am Donnerstag dem Untersuchungsrichter in Palma vorgeführt werden.

Im Unglück auf der Mittelmeerinsel kamen eine 31-Jährige und eine 20-Jährige aus Deutschland sowie eine Spanierin (23) und ein Senegalese (44) ums Leben. Die 31-Jährige war aus dem Saarland. Es gab auch viele Verletzte.

Der Verdächtige, ein Unternehmer mit österreichischem Pass, der auf der Urlaubsinsel kein Unbekannter ist, sieht einer mehrjährigen Haftstrafe entgegen. Laut Polizeimitteilung wurde bei den Ermittlungen festgestellt, dass das Lokal keine Betriebslizenz für die eingestürzte Balkonterrasse hatte. Der Einsturz wurde durch eine zu hohe Belastung dieser illegal errichteten und als nicht begehbar eingestuften Struktur verursacht. Zudem fehlte auch die Genehmigung für Umbauarbeiten im ersten Stock.

«Es hörte sich wie eine Bombe an»

Der Ballermann, eine vor allem bei deutschen Touristen beliebte Partymeile, wurde am Abend des 23. Mai binnen Sekunden zum Ort des Horrors: «Es hörte sich wie eine Bombe an», erzählte damals Javier, ein Bewohner der Playa, einem Reporter der Regionalzeitung «Última Hora». Das Gebäude an der Straße Cartago, direkt am Strand, fiel nach Berichten von Augenzeugen wie ein Kartenhaus und mit lautem Getöse in sich zusammen.

Der Vorfall ereignete sich kurz vor 20.30 Uhr nur etwa einen Kilometer von den beliebten Lokalen Megapark und Bierkönig entfernt. Der erste Stock stürzte dabei bis in den Keller ein, wo viele Gäste gerade zu Abend aßen. Zum Zeitpunkt des Unglücks war das Restaurant, das auch als Cocktailbar mit Livemusik diente, sehr gut besucht, berichteten lokale Medien auf Mallorca. Die Rettungskräfte suchten bis in die frühen Morgenstunden des 24. Mai nach Überlebenden in den Trümmern, bevor Entwarnung gegeben wurde.

Bereits Ende Mai hatte Palmas Bürgermeister Jaime Martínez bekanntgegeben, dass die Nutzung des ersten Stockwerks des Medusa Beach Club illegal gewesen sei. «Wir gehen davon aus, dass sich zum Unfallzeitpunkt 21 Personen im ersten Stock befanden», hatte der Bürgermeister erklärt. Zwölf niederländische Gäste des Lokals sollen nach den Erkenntnissen der Behörden vor dem Einsturz Tische zur Terrasse getragen und zusammengestellt haben.

Strenge Kontrollen angekündigt

Wie sehr das Unglück die Playa de Palma und deren Bewohner erschütterte, zeigt die Reaktion von Raúl Pursnami, der ein Modegeschäft neben dem eingestürzten Gebäude betreibt. «Wir sind hier alle schockiert. Ich kann nicht sprechen, sie waren meine Nachbarn», sagte er damals wenige Stunden nach dem Einsturz der Zeitung «El País». «Das ist eine Schande, denn theoretisch muss jedes Jahr eine Inspektion durchgeführt werden», klagte er.

Bürgermeister Martínez hatte angekündigt, im Sommer werde es unter anderem an der Playa de Palma sehr strenge Kontrollen geben, nachdem eine der schlimmsten Tragödien der vergangenen Jahre auf der Insel stattgefunden hatte. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Versprechen eingehalten wird.

dpa