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Bleimunition wird weiter zur Jagd eingesetzt

Vor fünf Jahren sagten britische Jagdverbände den freiwilligen Abschied von Bleimunition zu – passiert ist kaum etwas. Auch in Deutschland wird noch mit Blei geschossen.

Bei der Moorhuhnjagd wird nach wie vor allem bleihaltige Munition eingesetzt. (Symbolfoto)
Foto: Owen Humphreys/PA Wire/dpa

Die Tradition der Moorhuhnjagd in Großbritannien ist lang. Jährlich werden etwa 650.000 dieser Vögel geschossen. Allerdings gibt es Bedenken hinsichtlich der Verwendung von bleihaltiger Munition, sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt. Vor fünf Jahren schlugen Jagdverbände einen freiwilligen Verzicht vor. Zwei Studien über Moorhühner und Fasanen zeigen nun: Die Jäger benutzen weiterhin Bleimunition.

Blei ist ein giftiges Schwermetall

Auch in Deutschland wird diese Art von Munition verwendet – nicht nur für die Vogeljagd. Wildschweine, Rehe und Hirsche werden in der Regel mit Bleimunition erlegt. Nur in und um Feuchtgebiete besteht seit einigen Jahren ein Verbot, erklärt Catherina Schlüter, Referentin für Vogelschutz beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu).

Sowohl für Menschen als auch für Wildtiere stellt Blei ein Gesundheitsrisiko dar. Vor einigen Jahren erklärte das Bundesinstitut für Risikobewertung, dass Wildfleisch durch bleihaltige Munitionsrückstände stark belastet sein könne. Das Schwermetall ist giftig und reichert sich im Körper an. Laut Schlüter sind insbesondere Wasservögel von Bleivergiftungen betroffen, da sie Bleikügelchen mit kleinen Stein- oder Sandpartikeln verwechseln und diese verschlucken. Auch Greifvögel und Aasfresser können vergiftet werden.

Fleisch der Moorhühner belastet

Bei den britischen Studien haben Forscher von verschiedenen Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Großbritannien eine Vielzahl von Vögeln untersucht. Unter anderem handelte es sich um 128 Moorschneehühner aus der Jagdsaison 2024/25, bei denen in 78 Tieren immer noch Bleischrotkugeln gefunden wurden. Ebenso galt für die 255 inspizierten Fasane im gleichen Zeitraum: Wenn noch Kugeln vorhanden waren, waren sie zu 99 Prozent aus Blei.

Auch im Fleisch der Hälfte der Moorhühner, in denen keine Schrotkugeln gefunden wurden, konnte das Forschungsteam Bleikonzentrationen nachweisen, die über den Richtwerten für Zuchttiere liegen. Das, so die Fachleute, sei auf winzige Schrotkugel-Fragmente zurückzuführen, die zu klein seien, um mit bloßem Auge erkannt zu werden. Bleimunition geht in den Tierkörpern auf und verteilt sich.

Insgesamt stellten die Forschenden fest, dass sich die Ergebnisse nicht von Untersuchungen unterschieden, die vor dem Aufruf zum freiwilligen Verzicht durchgeführt wurden. Das Fazit der Wissenschaftler: «Die beabsichtigte freiwillige fünfjährige Umstellung war in Bezug auf die Moorhuhnjagd nicht erfolgreich.» Ähnlich äußern sie sich zur Fasanenjagd.

Komplett-Verbot in Dänemark

Die Expertin des Nabu, Schlüter, erklärt, dass es in Deutschland neben dem EU-Verbot von Bleischrot in Feuchtgebieten auch landesrechtliche Verbote für bleihaltige Munition gibt. Mehrere Bundesländer setzen auf bleifreie Jagd in ihren Landesforsten und Staatswäldern. In Brandenburg wird seit 2021 landesweit auf bleifreie Jagd bei Paarhufern wie Rehen und Wildschweinen gesetzt.

Laut Schlüter wird derzeit auf EU-Ebene ein generelles Bleiverbot erörtert und geprüft. «Als Vorreiter für eine giftfreie Umwelt in diesem Zusammenhang gilt Dänemark.» Dort sei bleihaltige Munition seit 2022 komplett verboten.

Der Deutsche Jagdverband (DJV) erklärte wiederholt, sich für eine Minimierung von Blei in der Munition nach dem jeweiligen Stand der Technik einzusetzen. «Ein generelles Bleiverbot ist jedoch mit erheblichen Herausforderungen verbunden», sagte Holger Bartels von der Landesjägerschaft Bremen in einem DJV-Video. 

Schießstände müssten für bleifreie Munition zugelassen werden, was bedeutet, dass erhebliche bauliche Veränderungen und damit verbundene Kosten von etwa ein bis zwei Millionen Euro pro Schießstand anfallen würden. Viele Jägerinnen und Jäger besitzen auch keine Waffen, die mit bleifreier Munition verwendet werden können.

dpa