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Buhrufe, Rauswurf, Festnahmen: Eklats bei ESC-Finale

Die größte Musikshow der Welt läuft nicht rund. Die Niederlande sind nach einem Eklat aus dem Finale geflogen. Auch die Kritik an Israel bewegt nach wie vor die Gemüter. In der Halle gibt es Buhrufe.

Polizisten führten Klimaaktivistin Greta Thunberg vom Platz vor der Arena ab.
Foto: Johan Nilsson/TT News Agency/AP/dpa

Die Endrunde des Eurovision Song Contest (ESC) fand in Malmö statt, begleitet von Protesten gegen Israel, sowie der Disqualifikation der Niederlande. Polizisten haben die Klimaaktivistin Greta Thunberg zusammen mit anderen Demonstranten vom Platz vor der Arena entfernt. Es wurden Absperrungen errichtet.

Bei ersten Demonstrationen am Abend hatte die Polizei die Stimmung unter den 6000 bis 8000 Teilnehmern noch als «friedlich» beschrieben – bei der deutlich kleineren Versammlung vor der Halle mussten die Einsatzkräfte dann jedoch stärker durchgreifen. Mehrere Menschen wurden draußen wegen Störungen festgenommen. Auch aus dem Publikum in der Halle gab es Protestrufe gegen Israels Act.

Israels Außenminister Israel Katz stärkte kurz vor Beginn der Finalshow der israelischen Teilnehmerin Eden Golan den Rücken. «Eden stellt sich stolz enormem Hass und Antisemitismus entgegen», schrieb Katz auf der Plattform X. «Heute zeigen wir allen Hatern, wer vorangeht.»

Gegenwind für Israels Beitrag

Die Beteiligung und der Beitrag Israels wurden im Voraus stark kritisiert. Aufgrund des Krieges im Gazastreifen gab es Forderungen nach einem Ausschluss Israels vom Wettbewerb. Die Europäische Rundfunkunion (EBU), der Veranstalter des ESC, entschied jedoch, dass Israel aufgrund der Unpolitik des Events teilnehmen darf.

Israel musste aber auf Druck der EBU Text und Songtitel einer ersten Fassung ändern – sie erschien den Veranstaltern mit dem Titel «October Rain» zuerst zu politisch wegen möglicher Hinweise auf die von palästinensischen Terroristen am 7. Oktober in Israel verübten Massaker. Der überarbeitete Song heißt nun «Hurricane». Eden Golan war einer von 25 Acts im Finale. Bei den Wettquoten stand sie kurz vor Beginn der Show auf Platz zwei hinter Kroatien.

Beim Einlauf der Nationen um kurz nach 21 Uhr waren Pfiffe in der Halle bei Israel zu hören. Auch beim Vortragen ihres Liedes «Hurricane» musste Eden Golan (20) zahlreiche Pfiffe und laute Buhrufe über sich ergehen lassen. Unruhe erfasste kurz den Saal. Die Sängerin hatte bereits zum Halbfinale solche Protestreaktionen von Zuschauerinnen und Zuschauern erlebt.

Nemo mit non-binärer Flagge

Während der Flaggenparade präsentierte der Schweizer Act Nemo die Flagge seines Landes auf dem Rücken, jedoch die non-binäre Flagge präsent vor der Brust. Nemo identifiziert sich selbst als nicht-binär, also weder als Mann noch als Frau.

Am Tag des Finales wurde bekannt gegeben, dass der niederländische Kandidat Joost Klein vom Wettbewerb disqualifiziert wurde. Laut Angaben des niederländischen Fernsehsenders Avrotros war der Grund eine aggressive Geste Kleins gegenüber einer Kamerafrau, die ihn nach seinem Auftritt im Halbfinale am Donnerstagabend gefilmt hatte.

Laut den Angaben habe er die Frau jedoch nicht berührt. Es blieb unklar, was genau passiert ist. Die Polizei hat jedoch Ermittlungen aufgenommen, weshalb ein Auftritt von Klein unangemessen sei, erklärten die Veranstalter. Der Startplatz der Niederlande, Nummer 5, blieb im Finale leer.

Schwedens Kronprinzessin Victoria im Publikum

Schwedens Kronprinzessin Victoria wünschte zu Beginn allen viel Glück. Als heißer Favorit für den Sieg wurde Kroatien mit dem Musiker Baby Lasagna (28) und seinem Lied «Rim Tim Tagi Dim» gehandelt.

Für Deutschland rockte der Sänger Isaak aus Ostwestfalen mit seinem Lied «Always on the Run» die ESC-Bühne. Ohne Patzer schmetterte er die Powerballade an Startposition 3. Am Anfang wärmte er sich an einer brennenden Tonne. Auch sonst gab es viel Feuer-Effekte, Choreografie fehlte ansonsten.

Nach diesem Auftritt mit vielen Flammen hat Deutschland eine schlechte CO2-Bilanz und muss am nächsten Tag einen autofreien Sonntag veranstalten, scherzte ARD-Kommentator Thorsten Schorn bei der Liveübertragung. Das Erste und der Spartensender One übertrugen das Spektakel seit 21.00 Uhr.

Abba als Hologramme und Conchita Wurst

Zuschauer können per Anruf, SMS und mit einer App abstimmen. Das Voting begann um 21.16 Uhr. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird erst gegen 1 Uhr am Sonntagmorgen feststehen – nach der traditionell aufwendigen Punktevergabe.

Dem ESC-Sieg der schwedischen Band Abba vor 50 Jahren im südenglischen Brighton wurde die Ehre erwiesen, indem Conchita Wurst (Siegerin vor 10 Jahren für Österreich) und die schwedischen ESC-Siegerinnen Charlotte Perrelli (1999) und Carola (1992) gemeinsam «Waterloo» sangen. Auch die schwedische Disco-Band Alcazar trat nach den 25 Beiträgen nach Jahren wieder auf und sang ihren Klassiker «Crying at the Discoteque».

dpa