China steckt viel Geld in sein Raumfahrtprogramm. Das neue Team auf der Weltraumstation «Tiangong» erwarten Experimente und auch Außeneinsätze. Derweil blickt Peking schon viel weiter.
China schickt neue Raumfahrer-Crew ins All
China hat eine neue Crew zu seiner Weltraumstation «Tiangong» (Himmelspalast) geschickt. Eine 60 Meter lange und 40 Tonnen schwere Rakete vom Typ «Langer Marsch 2F» brachte das dreiköpfige Team der Mission «Shenzhou 19» (magisches Schiff) vom Weltraumbahnhof Jiuquan in der nordwestlich gelegenen Wüste Gobi ins All. Kurze Zeit später bestätigte die Missionsleitung einen erfolgreichen Start.
Kommandant Cai Xuzhe (48), die Ingenieurin Wang Haoze (34) und der ehemalige Luftwaffenpilot Song Lingdong (34) haben angegeben, dass es ihnen gut geht. Sie sollen laut der chinesischen Behörde für bemannte Raumfahrt etwa sechseinhalb Stunden nach dem Eintritt in den Weltraum an die Raumstation andocken.
Die drei waren zuvor von der Raumfahrer-Einheit der Volksbefreiungsarmee ausgewählt worden. In China untersteht die bemannte Raumfahrt dem Militär. «Ich und genauso die anderen träumen davon, die Weltraumstation einmal zu besuchen», sagte Wang. Sie wolle jede Aufgabe gut erledigen und die Station schützen.
Forschung im All
Cai war bereits mit der «Shenzhou 14»-Mission im Jahr 2022 im All. Wang und Song sind Weltraum-Neulinge. Zwar gebe es Unterschiede in Alter und Geschlecht, sagte Cai vor Abflug. «Aber wir haben dasselbe Ziel, nämlich für das Land zu kämpfen», fuhr er fort.
Das Team plant während des ungefähr sechsmonatigen Aufenthalts die Durchführung von 86 Experimenten. Diese beinhalten Versuche zu Themen wie Leben und Medizin im All, physikalische Kräfte und neue Technologien, wie es der Sprecher der Raumfahrtbehörde, Lin Xiqiang, vor dem Start angekündigt hat.
Von den Experimenten erhoffen sich die Wissenschaftler unter anderem Fortschritte bei der Entwicklung neuer Materialien sowie Wissen über die Auswirkungen von Strahlung und Schwerelosigkeit auf den Körper. Die Raumfahrer sollen außerdem Weltraumspaziergänge unternehmen und Schutzvorrichtungen gegen Weltraumschrott an der «Tiangong» anbringen.
Ablösung nach sechs Monaten
Mit Wang Haoze ist diesmal wieder eine Frau mit an Bord. Sie fliegt als dritte Taikonautin für die Volksrepublik ins Weltall. Derzeit ist sie laut offiziellen Angaben Chinas einzige Raumfahrtingenieurin. Zuvor waren die Taikonautinnen Liu Yang und Wang Yaping bereits Teil der Crew früherer «Shenzhou»-Missionen.
Die «Shenzhou 19» löst die derzeit noch auf der «Tiangong» lebenden Raumfahrer der «Shenzhou 18»-Mission ab, die Ende April dorthin aufgebrochen waren. Die drei Männer sollen dann am 4. November wieder auf der Erde ankommen. Während ihres Aufenthalts hatten die drei Kampfpiloten ebenfalls experimentiert und Weltraumspaziergänge absolviert.
Vorbereitung auf Mondmission
Wie die Raumfahrtbehörde mitteilte, plant China für das kommende Jahr die «Shenzhou»-Missionen 21 und 22 sowie die Versorgungsmission «Tianzhou 9». Peking investiert schon lange Zeit viel Geld in sein Raumfahrtprogramm und konkurriert mit anderen Nationen wie den USA, Japan oder Indien um das All.
Chinesischen Wissenschaftlern gelang es in diesem Jahr erstmals in der Menschheitsgeschichte, Bodenproben von der schwer zu erreichenden Rückseite des Mondes zur Erde zu transportieren.
Bis zum Jahr 2030 plant China, eine bemannte Mondmission abzuschließen. Lin, ein Sprecher der Behörde, hob hervor, dass die laufenden Entwicklungen und Tests wie geplant verliefen. Die ersten Astronauten bereiten sich bereits auf die Mondmission vor und üben beispielsweise das Steuern des Raumschiffs und die Bedienung des Mondrovers.
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa musste dagegen zuletzt einen Rückschlag hinnehmen. Die eigentlich für November dieses Jahres geplante bemannte Mondumrundung «Artemis 2» wurde wegen Problemen mit Rakete und Raumschiff auf September kommenden Jahres verschoben, die geplante bemannte Mondlandung «Artemis 3» auf September 2026.