Drei chinesische Astronauten sitzen nach einem Vorfall mit vermutlich Weltraumschrott im All fest. Die Bodenkontrolle will sie heute zurückholen – mit Konsequenzen für ihre Nachfolge-Crew.
China holt gestrandete Raumfahrer aus dem All zurück

Nach Tagen der Ungewissheit im All sollen die drei gestrandeten Astronauten aus China heute auf die Erde zurückkehren. Wie die Behörde für bemannte Raumfahrt mitteilte, sollen die Männer der «Shenzhou 20» in der Raumkapsel zurückkehren, die zuvor ihre Nachfolger der Mission «Shenzhou 21» zur Raumstation «Tiangong» (Himmelspalast) gebracht hatte.
Chen Dong, Chen Zhongrui und Wang Jie sollen im Landegebiet Dongfeng in Chinas autonomer Region Innere Mongolei in der Wüste Gobi ankommen. Die Behörde hat keine geplante Uhrzeit für die Landung bekannt gegeben. Es wurde berichtet, dass die drei Astronauten in guter Verfassung seien.
Was war passiert?
China hatte zuvor eine ursprünglich für den 5. November geplante Rückkehr der drei Astronauten von der Raumstation «Tiangong» verschoben. Hintergrund war der Verdacht eines Zusammenpralls ihrer Raumkapsel, die an der Raumstation angedockt ist, mit kleinen Weltraumschrottteilen. Wann genau sich dieser Vorfall ereignet haben könnte, blieb offen. Für die Untersuchung verschob China die Heimreise der drei Männer deshalb auf unbestimmte Zeit.
Weltraumschrott ist schon seit geraumer Zeit ein Problem im All. Dies bezieht sich auf alle nicht mehr genutzten Objekte wie Satelliten oder deren Trümmerteile, die durch Kollisionen oder Explosionen entstanden sind. Sie können winzig klein oder mehrere Meter groß sein. Der Weltraummüll umkreist unter anderem die Erde in erdnahen Bahnen. Die Europäische Weltraumorganisation Esa schätzt, dass insgesamt mehr als eine Million Stücke Müll, die größer als ein Zentimeter sind, um die Erde rasen.
So reagierte die Missionsleitung am Boden
Die Experten am Boden haben laut eigenen Angaben zunächst Untersuchungen eingeleitet. Am Dienstag gab die Behörde für bemannte Raumfahrt bekannt, dass Notfallmaßnahmen eingeleitet und weitere Prüfungen und Simulationen durchgeführt wurden. Es wurde im Landegebiet für die Landung der Crew geübt.
Die Behörde hat betont, dass die Raumstation sich in normalem Zustand befindet und zwei Astronauten-Mannschaften beherbergen kann. Staatsmedien zeigten Aufnahmen, wie die beiden Crews gemeinsam auf der Raumstation lebten und arbeiteten. Genauere Angaben zum Zustand der betroffenen Kapsel wurden von der Behörde nicht gemacht.
Was der Vorfall für die Crews bedeutet
Die plötzliche Änderung der Raumfahrpläne ist für China neu. Zum ersten Mal seit dem Start seines bemannten Raumfahrtprogramms im Jahr 2003 mussten die Astronauten unerwartet ihre ursprünglichen Zeitpläne verwerfen, während sie noch im All waren. Die Rückholaktion zeigt nun auch, wie China auf unvorhergesehene Zwischenfälle im All reagiert und welche Notfallpläne die Volksrepublik hat.
Die Missionsleitung entschied sich, die gestrandeten Astronauten in der Raumkapsel der «Shenzhou 21» zurückzuschicken. Deren ursprüngliche Besatzung hat damit erst einmal keine Rückkehrmöglichkeit. «Zu einem passenden Zeitpunkt in der Zukunft» will China das Raumschiff «Shenzhou 22» dann zur Raumstation schicken. Unklar ist, was mit der «Shenzhou 20» passiert.
Was machen die Astronauten auf der «Tiangong»?
Die «Shenzhou 20»-Astronauten waren am 24. April im halbjährlichen Wechselturnus zur «Tiangong» aufgebrochen und hatten damit nun etwas mehr als ein halbes Jahr im All verbracht. Dort führten sie wissenschaftliche Experimente durch und bauten den Schutz der Raumstation gegen Weltraumschrott aus. Bevor die drei zurückkehren konnten, brachte China drei neue Astronauten zur «Tiangong», denen die Raumstation übergeben wurde.
Auch die neue «Shenzhou 21»-Crew um Zhang Lu, der mit der «Shenzhou 15» vor zwei Jahren bereits im All war, sowie den Weltraum-Debütanten Wu Fei und Zhang Hongzhang soll rund sein halbes Jahr lang die Raumstation warten, wissenschaftliche Experimente durchführen und Weltraumspaziergänge absolvieren. Die Mission ist Teil von Chinas langfristigen Weltraumplänen, zu denen auch eine bemannte Mondlandung bis 2030 gehört.
Erinnerung an Vorfall auf der ISS
Die verzögerte Rückkehr der Chinesen erinnert an einen Vorfall mit der Besatzung der Internationalen Raumstation (ISS), die ungeplant ihren Aufenthalt im All um Monate verlängern musste. Barry Wilmore und seine Kollegin Suni Williams waren Anfang Juni 2024 zur ISS gekommen und sollten eigentlich nur rund eine Woche dort bleiben.
Aufgrund von technischen Problemen mit ihrem «Starliner»-Raumschiff entschied die Nasa aus Sicherheitsgründen jedoch, sie mit einem «Crew Dragon» und erst rund neun Monate später wieder zur Erde zurückkehren zu lassen.








