Was ist eigentlich cool? Forschende haben dies Menschen aus aller Welt gefragt – und überraschende Gemeinsamkeiten in China, Deutschland oder auch Nigeria entdeckt.
Cool von Chile bis China
Wer im eigenen Umfeld als cool gilt, kann darauf hoffen, auch in anderen Ländern und Kulturen für cool gehalten zu werden. Extrovertiert, abenteuerlustig, unabhängig: Unter anderem diese Eigenschaften werden einer Studie zufolge nicht nur in Deutschland, den USA und Australien, sondern auch in China, Südkorea und Indien als «cool» angesehen.
Das Team von Todd Pezzuti von der Universität in Santiago de Chile hat fast 6.000 Menschen aus zwölf Ländern befragt, was Coolness für sie bedeutet. Die Teilnehmer kamen aus den USA, Australien, Chile, China, Deutschland, Indien, Mexiko, Nigeria, Spanien, Südafrika, Südkorea und der Türkei.
Offen, abenteuerlustig, unabhängig – cool
Trotz der großen kulturellen Unterschiede zwischen diesen Ländern hielten die Befragten die gleichen Eigenschaften – darunter besonders Extrovertiertheit, Hedonismus, Macht, Abenteuerlust, Offenheit und Unabhängigkeit – für cool, wie die Forschenden im Fachblatt «Journal of Experimental Psychology» berichten.
Das Team hatte zuvor vermutet, dass kulturelle Unterschiede möglicherweise beeinflussen, was Menschen als cool empfinden – dass zum Beispiel Menschen in Asien oder Lateinamerika weniger tolerant gegenüber Regelverstößen sind und daher bestimmte mit Coolness verbundene Persönlichkeitsmerkmale anders bewerten.
Die Teilnehmer wurden gebeten, in dem Experiment an jemanden zu denken, den sie cool finden, aber auch an jemanden, den sie nicht als cool empfinden. Ebenso sollten sie an jemanden denken, den sie für einen guten Menschen halten – und auch an jemanden, den sie nicht für gut halten. Danach wurden die jeweiligen Persönlichkeitsmerkmale abgefragt, die die Teilnehmer diesen Personen zuschrieben.
Gut ist nicht gleich cool – aber es gibt eine Schnittmenge
„Können coole Menschen auch gute Menschen sein? Nicht unbedingt. Obwohl es zwischen den beiden Gruppen große Überschneidungen in den zugeschriebenen Persönlichkeitsmerkmalen gibt, wie die Forscher herausgefunden haben.“
Gute Menschen würden als warmherzig, ruhig, angenehm oder auch gewissenhaft empfunden, erklärte Co-Autor Caleb Warren von der Universität Arizona. «Um als cool zu gelten, muss man normalerweise sympathisch oder bewundernswert sein, was einen mit guten Menschen vergleichbar macht.» Allerdings hätten coole Menschen oft auch andere Eigenschaften, die nicht unbedingt als „gut“ im moralischen Sinne gelten, wie Hedonismus und Macht.
Die Autoren betonen, dass ihre Methode Einschränkungen hat: Da die Befragung hauptsächlich online durchgeführt wurde, sind die Ergebnisse möglicherweise nicht auf ländliche Gebiete mit unzureichender Internetverbindung übertragbar.
Coolness könnte für kulturellen Wandel relevant sein
Warum ist Coolness überhaupt wichtig? Die Forscher stellen eine These auf: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Coolness in modernen, von Kreativität abhängigen Gesellschaften eine Art soziale Belohnung ist, die Anreize für kulturellen Wandel schafft.
«Wenn Coolness ein Status ist, der denjenigen zuerkannt wird, die kulturellen Wandel inspirieren und erleichtern, dann sollten wir vielleicht nicht überrascht sein, dass coole Menschen von San Francisco und Santiago bis Sydney und Seoul Eigenschaften und Werte aufweisen […], die sie eher dazu veranlassen, Konventionen infrage zu stellen, innovativ zu sein und andere zu Veränderungen zu bewegen», schreibt das Team.