Am 1. Februar 2020 landet ein Flugzeug aus Wuhan am Frankfurter Flughafen. Virologin Sandra Ciesek testet die Passagiere – und weiß bald, dass die Pandemie nicht aufzuhalten ist.
«Da war klar, dass sich das nicht eindämmen lässt»
Am 1. Februar 2020 traf Deutschland erstmals auf das Thema Corona: Ein Flugzeug mit 128 Passagieren aus Wuhan landete am Frankfurter Flughafen. Darunter waren Deutsche und ihre engen Angehörigen, die von der Bundeswehr aus China evakuiert wurden.
Sandra Ciesek, die Frankfurter Virologin, die später als Podcast-Partnerin von Christian Drosten bundesweit bekannt wurde, schlug damals vor, bei allen Passagieren Rachenabstriche zu nehmen und zu untersuchen. Dieses Ergebnis veränderte grundlegend ihre Prognose, wie sie im Redaktionsgespräch mit der Deutschen Presse-Agentur sagte.
Ein Anruf morgens um vier
Vor dem Einsteigen wurden alle Passagiere auf Symptome wie Fieber oder Husten überprüft. Auch während des Fluges wurde ihr Gesundheitszustand überwacht. Dies führte dazu, dass zehn Personen mit Symptomen isoliert und ins Universitätsklinikum Frankfurt gebracht wurden. Die übrigen Passagiere wurden in eine Kaserne in Rheinland-Pfalz gebracht, wo sie in Quarantäne bleiben mussten.
Am nächsten Tag waren die Ergebnisse der PCR-Tests verfügbar. «Morgens um vier Uhr rief mich das Labor an, dass zwei positiv sind – aber das waren nicht die, die im Krankenhaus waren», erinnert sich die Professorin. Die Schlussfolgerung war: Die Infizierten hatten das Virus weitergetragen, ohne es zu bemerken. Sie waren ansteckend, hatten jedoch keine Symptome. «In dem Moment war mir klar, dass sich das nicht eindämmen lässt.»
«Das schlechtest denkbare Ergebnis»
Der Ärztliche Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums, Prof. Jürgen Graf, war bei den Ersten, die über das beunruhigende Ergebnis informiert wurden. Auch ihm war schnell klar: Die Krankheit ist für die Bevölkerung gefährlicher als andere Infektionskrankheiten, bei denen Patienten erst ansteckend waren, wenn sie bereits Symptome hatten. «Die Laborbefunde waren das schlechteste denkbare Ergebnis. Damit war klar, dass das kaum kontrollierbar sein würde.»
Am 27. Januar 2020 wurde der erste Coronafall in Deutschland bekannt – es handelte sich um einen Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München. Trotz des Ausbruchs unter einigen Kollegen und Angehörigen konnte die Situation unter Kontrolle gebracht werden.