Brillenpinguine leben an der Südküste Afrikas und gelten als vom Aussterben bedroht. Eine Studie zeigt nun, warum die Bestände der Tiere drastisch eingebrochen sind.
Das Sterben der Brillenpinguine: Ursache ermittelt

Die Anzahl der Brillenpinguine sinkt dramatisch. Die Bestände der vom Aussterben bedrohten Art fielen auf zwei Inseln vor der Küste Südafrikas von 2004 bis 2011 schätzungsweise um rund 95 Prozent. Eine Studie von britischen und südafrikanischen Wissenschaftlern liefert nun eine Erklärung für diesen Schwund: Eine wichtige Rolle spielt demnach die Knappheit der Hauptbeutetiere, Sardinen und Sardellen, insbesondere während der jährlichen Mauser. Denn in dieser Phase müssen die Pinguine etwa drei Wochen lang fasten und brauchen davor und danach besonders viele Fisch, wie die Gruppe um Richard Sherley von der Universität Exeter in der Fachzeitschrift «Ostrich: Journal of African Ornithology» schreibt.
Der Brillenpinguin (Spheniscus demersus) brütet als einzige Pinguinart an den südlichen Küsten des afrikanischen Kontinents, häufig auf vorgelagerten Inseln. Die Weltnaturschutzunion (IUCN) führt ihn seit 2024 auf ihrer Roten Liste als «vom Aussterben bedroht».
«Aktuelle, nahezu vollständige Zähldaten zur Anzahl der Brutpaare zeigen eine alarmierende Beschleunigung des Rückgangs», schreibt sie auf ihrer Website. «Der prognostizierte Populationsrückgang beträgt aktuell und zukünftig über drei Generationen mehr als 80 Prozent». Mögliche Gründe für den Rückgang seien «die Auswirkungen der Konkurrenz mit der kommerziellen Fischerei und klimabedingte Verschiebungen in den Beutetierpopulationen».
62.000 Pinguine verhungert
Sherley und ihr Team untersuchten zwei bedeutende Brutkolonien der Brillenpinguine auf Dassen Island und Robben Island. In den Jahren von 2004 bis 2011 verhungerten schätzungsweise 62.000 Pinguine. Dies entspricht ungefähr 95 Prozent der 65.000 Tiere, die im Jahr 2004 auf den Inseln brüteten.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass es einen starken Zusammenhang zwischen der Verfügbarkeit von Sardinen (Sardinops sagax) und Sardellen (Engraulis capensis) gibt. Als Maßstab verwendeten sie die Nahrungszusammensetzung von Kaptölpeln (Morus capensis). Es gibt langjährige Daten zur Ernährung dieser Seevögel. Kaptölpel ernähren sich ebenfalls gerne von Sardinen und Sardellen, daher spiegelt die Zusammensetzung der von ihnen gefressenen Fische deren Verfügbarkeit wider.
«Zwischen 2004 und 2011 lag der Sardinenbestand vor der Westküste Südafrikas konstant unter 25 Prozent seines Höchststandes, was offenbar zu einer gravierenden Nahrungsknappheit bei den Brillenpinguinen führte», wird Sherley in einer Mitteilung der Fachzeitschrift zitiert.
Den Studienautoren zufolge ist die Mauser der Pinguine eine sehr kritische Zeit: Sie dauert etwa 21 Tage. In dieser Phase sind die Tiere an Land und jagen nicht, sodass sie fasten müssen. Um diese Zeit zu überstehen, müssen sie sich in den Wochen davor ein Speckpolster anfressen. «Wenn Nahrung vor oder unmittelbar nach der Mauser schwer zu finden ist, reichen ihre Reserven nicht aus, um die Phase zu überstehen», betont Sherley.
Großer Nahrungsbedarf nach der Mauser
Die jährliche Mauser ist erforderlich, da die isolierende und wasserabweisende Wirkung der Federn im Laufe der Zeit nachlässt. Eine frühere Studie ergab, dass Pinguine vor der Mauser mit einer Jagdgeschwindigkeit von etwa 14 Kilometern pro Stunde unterwegs sind, während sie mit einem frischen Federkleid rund 19 Kilometer pro Stunde erreichen.
Während der Mauser verlieren die Brillenpinguine etwa 47 Prozent ihres Körpergewichts, wobei auch die Muskelmasse abnimmt. Um sich nach der Mauser zu erholen, benötigen sie eine große Menge an Nahrung, da sonst auch nach Abschluss der Mauser der Hungertod droht.
Um die Tiere zu schützen, hatte die südafrikanische Regierung um sechs Brillenpinguin-Kolonien, die 76 Prozent des weltweiten Bestands der Art beherbergen, Verbotszonen für die Fischerei eingerichtet. Kritikern zufolge waren diese Zonen aber zu klein, deshalb wurden sie in diesem Jahr erweitert.








