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Sechster Todesfall im Juni, Hitze und Orientierungsverlust als Gefahr.

Sechster Todesfall im Juni, Hitze und Orientierungsverlust als Gefahr.

Touristen m nordöstlichen Teil der Insel Kreta (Archivbild).
Foto: Socrates Baltagiannis/dpa

Die tragische Serie von tödlichen Wanderunfällen in Griechenland setzt sich fort: Ein 67-jähriger deutscher Tourist ist auf Kreta gestorben, nachdem er sich auf eine stundenlange Wanderung begeben hatte, vermutlich vom Weg abkam und schließlich nur tot geborgen werden konnte. Damit erhöht sich die Anzahl derjenigen, die in großer Hitze losgegangen sind und dabei ums Leben gekommen sind, auf sechs Menschen seit Anfang Juni. Drei weitere werden seit über einer Woche vermisst.

Laut den Behörden hatte der Mann am Sonntagmorgen sein Abenteuer im Dorf Omalos im Regionalbezirk Chania begonnen. Sein Ziel war das Fischerdorf Sougia, das mehr als 30 Kilometer entfernt liegt, wie der griechische Nachrichtensender ERT am Montag berichtete.

Letzter Handyanruf

Seine Frau soll ihn am Sonntagnachmittag als vermisst gemeldet haben – zuvor hatte der Mann sie Medienberichten zufolge angerufen und angegeben, es gehe ihm nicht gut. Die Rettungskräfte baten darum, der Wanderer solle die Notrufnummer 112 wählen, damit sie sein Handy orten könnten. Schließlich wurde er am frühen Montagmorgen in der felsigen, schwer zugänglichen Schlucht von Tripiti tot aufgefunden und mit dem Hubschrauber geborgen. Die Behörden gehen davon aus, dass er die Orientierung verlor und falsch abbog. Vom Startpunkt der Wanderung bis zum Fundort hatte er Dutzende Kilometer zurückgelegt.

Es handelt sich um den sechsten Todesfall in Verbindung mit touristischen Wanderungen und Hitze in Griechenland allein im Monat Juni. Die Verstorbenen und Vermissten sind ausschließlich Ausländer im Alter zwischen 55 und 80 Jahren. Darunter war auch der britische Moderator und Fernseharzt Michael Mosley: Der 67-Jährige wurde Anfang Juni auf der Insel Symi als vermisst gemeldet und erst nach Tagen tot aufgefunden.

Auch ein 80-jähriger Tourist wurde tot auf Kreta gefunden, nachdem er alleine wandern gegangen war und erst einen Tag später entdeckt wurde. Des Weiteren brach ein 67-jähriger Tourist am Strand zusammen und verstarb. Auf der kleinen Insel Mathraki kam ebenfalls ein 55-Jähriger während einer Wanderung ums Leben. Ein 74-jähriger Tourist auf Samos ging alleine wandern und wurde nach mehreren Tagen tot aufgefunden.

«Suchen mit Wärmebildkameras, mit Hunden und Drohnen»

Des Weiteren sind seit mehr als einer Woche drei Personen vermisst – alle hatten sich auf Wanderungen begeben. Auf der Insel Amorgos fehlt seit über einer Woche jede Spur von einem 59-jährigen US-Amerikaner; er war zu einer Wanderung aufgebrochen.

Auf dem Eiland Sikinos werden seit über zehn Tagen eine 64- und eine 73-jährige Französin gesucht, die zu einer Wanderung aufgebrochen waren. Sie schickten Medienberichten zufolge noch eine Nachricht, dass eine der beiden sich nicht wohlfühle. Seither verlor sich jede Spur, die Handys der Frauen haben keinen Empfang mehr. «Wir suchen mit Wärmebildkameras, mit Hunden und Drohnen, aber ich verliere die Hoffnung», sagte der Inselbürgermeister.

Kopfschütteln bei Einheimischen

Warum Menschen trotz eindringlicher Warnungen sowohl von Behörden und Einwohnern als auch internationaler Medienberichte immer wieder losziehen, bleibt unklar. Die Betreffenden unterschätzen wohl die eigenen Kräfte und die Auswirkungen der hohen Temperaturen, sagen griechische Ärzte. Ein Hitzschlag kann beispielsweise Verwirrung und Orientierungslosigkeit verursachen, was dazu führt, dass die Wanderer vom Weg abkommen. Dehydrierung, aber auch generelle Herz- und Kreislaufbeschwerden im höheren Alter sind weitere gefährliche Faktoren.

Trotzdem klagen Bewohner immer wieder kopfschüttelnd über Touristen, die sogar während der intensiven Mittagshitze wandern – während die Griechen selbst sich in kühlen, geschlossenen Häusern aufhalten. Im Juni dieses Jahres waren die Temperaturen in Griechenland mit teils über 40 Grad die höchsten, die seit Beginn der Aufzeichnungen gemessen wurden.

dpa