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Deutschland beschafft keine Vogelgrippe-Impfstoffe zentral

Experten warnen vor Pandemiegefahr durch H5N1-Virus und betonen Bedeutung frühzeitiger Impfstoffzugang.

Grippeimpfstoffe werden zumeist mit Hühnereiern hergestellt. (Archivbild)
Foto: Ralf Hirschberger/dpa-Zentralbild/dpa

Die Bundesregierung hat bisher keine Impfstoffe gegen die Vogelgrippe zentral beschafft. Das geschehe nur «im Falle einer bestehenden oder drohenden bedrohlichen übertragbaren Krankheit», erklärte das Gesundheitsministerium auf Anfrage. Das aktuelle Risiko für die allgemeine Bevölkerung schätzt die Europäische Seuchenschutzbehörde ECDC als gering ein.

Experten betrachten jedoch das Vogelgrippevirus H5N1 als potenziellen Kandidaten für eine Pandemie. In den letzten Jahren hat das Virus Millionen von Tieren getötet, darunter viele Säugetiere.

Es gibt immer wieder Fälle von Krankheiten bei Menschen, insbesondere in den USA, wo sich Angestellte von Geflügel- und Milchviehbetrieben infiziert haben. Bisher hat es jedoch keine anhaltende Übertragung von Mensch zu Mensch gegeben.

EU und UK sicherten sich Impfdosen

Gemäß dem Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA) wurden bereits mehrere Impfstoffe gegen Vogelgrippe entwickelt. Weitere Impfstoffe, die auf mRNA basieren, befinden sich in der Entwicklung.

Die EU hat 665.000 Impfdosen des Herstellers CSL Seqirus für mehrere Mitgliedsstaaten gesichert. Deutschland war nicht beteiligt. Es wurde gerade erst bekannt, dass auch die britische Regierung fünf Millionen Impfdosen gegen H5N1 bestellt hat.

«Es ist wichtig, dass wir gegen eine Reihe verschiedener Grippeviren gewappnet sind, die ein Risiko für die menschliche Gesundheit darstellen können», sagte Meera Chand von der Gesundheitsbehörde UK Health Service Agency. «Ein früher Zugang zu Impfstoffen rettet Leben.»

Herstellung schnell möglich

Viele Firmen sind in der Lage, neue Grippeimpfstoffe herzustellen, da sie dies zweimal im Jahr auch für die saisonalen Impfstoffe tun. Das Gesundheitsministerium in Berlin erklärte, dass diese bei Bedarf angepasst werden könnten.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Personen mit erhöhtem Risiko durch direkten Kontakt zu Geflügel und Wildvögeln die saisonale Grippeimpfung. Sie dient nicht dem Schutz vor Vogelgrippeviren, kann jedoch eine Doppelinfektion mit derzeit zirkulierenden menschlichen Grippeviren verhindern, erklärte das Ministerium. Dadurch wird das Risiko einer genetischen Informationsübertragung der Viren reduziert.

Virologen betrachten den möglichen Austausch von Gen-Informationen in einem Menschen, der mit zwei Arten von Grippeviren infiziert ist, also H5N1 und humaner Influenza, als Problem. Martin Schwemmle, Forschungsgruppenleiter am Institut für Virologie des Universitätsklinikums Freiburg, erklärte, dass aufgrund des aktuellen Infektionsgeschehens in den USA eine intensive Überwachung von Virus-Proben dringend erforderlich sei. Nur so könnten mögliche Mutationen, die das Risiko für den Menschen erhöhen, frühzeitig erkannt werden.

dpa