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Digital Detox: Ist eine Auszeit vom Smartphone notwendig?

Ein Großteil der Bevölkerung fühlt sich überfordert von der Informationsflut. Experten raten zu bewussten Pausen und Veränderungen im Umgang mit digitalen Medien.

Viele Menschen sind von der heutigen Informationsflut überfordert. Bringt es etwas, einfach mal kurz ohne Smartphone in der Natur zu entspannen?
Foto: Dmytro Zinkevych/Shutterstock.com

Heutzutage können viele Menschen nicht mehr ohne Smartphone und Internet auskommen. Es ist allgemein anerkannt, dass die ständige Erreichbarkeit, die langfristige Nutzung von Computern oder Handys sowie die große Menge an Informationen aus dem Internet nicht gesund sein können. Das sogenannte Digital Detox, also der vorübergehende Verzicht auf digitale Medien oder das Handy, soll eine Art Entgiftung sein. Pausen sollen helfen, einer Reizüberflutung entgegenzuwirken und Stress abzubauen. Vielleicht ist es also an der Zeit für eine Pause?

Viel Zeit am Smartphone und immer mehr Nachrichten

Kürzlich wurde in einer Umfrage des Branchenverbandes Bitkom festgestellt, dass jeder zweite Befragte sich aufgrund der Vielzahl von Informationen und Nachrichten häufig überfordert fühlt. Daher würden 62 Prozent gelegentlich ihren Nachrichtenkonsum im Netz bewusst einschränken. Eine weitere Studie des Digitalverbandes ergab, dass sich 83 Prozent der Befragten ein Leben ohne Smartphone nicht mehr vorstellen können. Täglich verbringen 16- bis 29-Jährige im Durchschnitt 182 Minuten mit ihren Geräten, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 158 Minuten, bei den 50- bis 64-Jährigen 148 Minuten und selbst bei den über 65-Jährigen noch 96 Minuten.

Ausgewogene Nutzung statt Nulldiät

Laut der “Onlinestudie 2022” von ARD und ZDF haben 41 Prozent der Befragten bereits Digital Detox praktiziert oder eine digitale Auszeit genommen. Doch stellt sich die Frage, wie sinnvoll es ist, nur vorübergehend auf digitale Medien zu verzichten und dann wieder wie gewohnt weiterzumachen?

Laut der Techniker Krankenkasse ist es wichtig, “regelmäßig offline zu gehen”. Ein “radikaler Verzicht aufs Smartphone [werde] auf Dauer nicht viel bringen, wenn man danach nicht seine Gewohnheiten verändert”. Die DAK teilt diese Ansicht. Es gibt viele Gründe, das Smartphone “öfter mal” auszuschalten und “sich einfach mal wieder aufs Leben zu fokussieren”. Die Krankenkasse empfiehlt unter anderem, “während des Tages öfter bewusste Smartphone-Pausen” einzulegen.

Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur spot on news zog Christoph Koch, Digitalisierungsexperte und Autor von “Digitale Balance: Mit smarter Handynutzung leichter leben”, bereits 2021 einen Vergleich mit Essen: “Da ist es ja auch nicht sinnvoll, sich vollzustopfen, dann ein paar Tage Nulldiät zu machen und dann wieder von vorn. Für ein gesundes Leben braucht es stattdessen eine ausgewogene und maßvolle Ernährung. Das gilt im digitalen Bereich genauso.”

Digital-Detox-Methoden in Alltag integrieren

Die EU-Initiative klicksafe sieht ein digitales Entgiften als womöglich guten Einstieg, “um den eigenen Medienkonsum zu reflektieren und sinnhaft zu verändern”. Um generell das digitale Wohlbefinden zu steigern und Digital-Detox-Methoden in den Alltag zu integrieren, rät klicksafe zu mehreren Schritten. Zunächst solle man überprüfen, wie lange man sein Smartphone täglich nutzt. Entsprechende Funktionen, um die am Handy verbrachte Zeit nachzuverfolgen, finden sich ohne zusätzliche Apps auf vielen modernen Geräten. Auf iPhones lässt sich unter “Einstellungen” die “Bildschirmzeit” (“Alle App- und Website-Aktivitäten anzeigen”) überprüfen. Android-Smartphones bieten für gewöhnlich an ähnlichen Stellen entsprechende Übersichten.

Es wird auch empfohlen, in den Einstellungen Zeitbegrenzungen für Apps festzulegen oder Benachrichtigungen und Push-Meldungen zu deaktivieren, um nicht ständig gestört zu werden. Nutzer sollten “Sinnlose Zeitfresser”-Apps genauso wie Social-Media-Kanäle, die mit Werbung und ständigen Wiederholungen nerven, vom Smartphone verbannen, um sinnvolle Inhalte zu erhalten.

Es könnte auch nützlich sein, digitale Freiräume zu schaffen und zum Beispiel Geräte generell aus dem Schlafzimmer zu verbannen, klare Regeln im Umgang mit dem Smartphone aufzustellen oder gemeinsam mit einer anderen Person eine Digital Detox zu beginnen.

spoton