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Einsamkeit – Pflegende, Ältere und Migranten stark betroffen

Erstmals liegen umfassende Daten zu einem Thema vor, das laut Bundesfamilienministerin Lisa Paus der ganzen Gesellschaft schadet: Einsamkeit. Die Bundesregierung möchte stärker dagegen vorgehen.

Alleinerziehende sind laut einer neuen Studie häufiger einsam als andere Bevölkerungsgruppen (Symbolbild/Archivbild).
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa

Laut den neuesten Daten sind Alleinerziehende, ältere Menschen und Migranten häufiger von Einsamkeit betroffen als andere Bevölkerungsgruppen. Dies wurde im Einsamkeitsbarometer des Bundesfamilienministeriums festgestellt, das in Berlin präsentiert wurde.

Die Daten des Sozioökonomischen Panels, die zwischen 1992 und 2021 gesammelt wurden, zeigen, dass im Jahr 2021 16,4 Prozent der Alleinerziehenden unter Einsamkeit litten, während der Anteil bei Haushalten ohne Minderjährige nur 10,5 Prozent betrug. In den Vorjahren 2020, 2017 und 2013 zeigte sich ein ähnlicher Unterschied von etwa sechs Prozentpunkten zwischen den beiden Gruppen. Laut dem Bericht sind Menschen, die Pflegearbeit leisten, generell stärker von Einsamkeit betroffen.

Laut den Daten sind auch Personen mit Migrationshintergrund tendenziell einsamer als andere. Im Jahr 2021 gaben 16,3 Prozent der über 18-jährigen Menschen mit Migrationshintergrund an, besonders unter Einsamkeit zu leiden. Bei Personen ohne diese Erfahrung waren es nur 9,9 Prozent.

Folgen der Pandemie

«Millionen Menschen in Deutschland fühlen sich einsam. Während der Pandemie hat dieses Gefühl stark zugenommen», sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne). Am stärksten von Einsamkeit betroffen seien über den untersuchten Zeitraum hinweg im Schnitt Menschen über 75 Jahre gewesen, erklärte Paus. Lediglich im ersten Pandemiejahr 2020 seien erstmals jüngere Menschen zwischen 18 und 29 Jahren mit einer Quote von 31,8 Prozent stärker von Einsamkeit betroffen gewesen als Menschen über 75 (22,8 Prozent). 

Die Forscher haben die repräsentativen Daten zum Gefühl der Einsamkeit nach Alter, Geschlecht und Wohnort im Osten und Westen Deutschlands erhoben. Berücksichtigt wurden Erwachsene ab 18 Jahren. Zu beachten ist auch, dass die zuletzt betrachteten Daten aus Erhebungen vor der Corona-Pandemie stammen. Erst im kommenden Jahr wird es laut dem Familienministerium analoge Erhebungen für die Jahre nach 2021 geben.

Ministerin Paus betonte, dass Einsamkeit ein «drängendes Problem» sei, das der gesamten Gesellschaft schade. Die Daten lieferten erstmals eine solide Grundlage, um Einsamkeit gezielt zu bekämpfen. «Wir wollen Einsamkeit aus der Tabu-Zone holen», bekräftigte Paus. In den kommenden Wochen wolle die Bundesregierung mit «gezielten Kampagnen» auf das Thema aufmerksam machen, unter anderem mit einer Aktionswoche vom 17. bis 23. Juni und Clips in sozialen Netzwerken.

dpa