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Weihnachten und Einsamkeit: Tipps von Experten

Struktur und feste Routinen können das Gefühl von Haltlosigkeit abmildern. Einsamkeit an den Feiertagen besonders belastend, Telefonseelsorge stark gefragt.

Immer eine gute Idee: Sich ein bisschen um einsame Nachbarn oder Bekannte kümmern. (Symbolbild)
Foto: Philipp Schulze/dpa

An den Feiertagen folgt für viele ein Besuch dem nächsten – für manche ist Weihnachten jedoch die Zeit, in der das Gefühl der Einsamkeit besonders stark ist. Es gibt keine schnellen Lösungen, aber das Gefühl kann gezielt abgemildert werden, wie Experten erklären. Zum Beispiel seien feste Routinen hilfreich – ein täglicher Spaziergang zur gleichen Zeit, das bewusste Kochen von Mahlzeiten oder ein fest vereinbartes Telefonat mit einer vertrauten Person, raten Fachleute der Oberberg Fachkliniken.

«Struktur und vorher festgelegte Ankerpunkte reduzieren das Gefühl von Haltlosigkeit und schaffen kleine, verlässliche Momente der Verbundenheit», schreiben sie. Dass das Gefühl von Einsamkeit gerade zu Weihnachten und zum Jahreswechsel stärker sein könne, liege daran, dass gerade diese Phase als Zeit der Nähe gilt. «Der Kontrast zwischen idealisierten Bildern von Geborgenheit und der eigenen Lebenswirklichkeit kann besonders schmerzhaft sein.»

«Einsamkeit ist das Thema Nummer Eins»

Rund um Weihnachten klingelt es bei der Telefonseelsorge besonders häufig. «Einsamkeit ist das Thema Nummer Eins», sagt Sandra Fricke, Chefin der Telefonseelsorge in Erfurt. Die meisten Anrufer seien über 60 Jahre und weiblich. Auch die Expertinnen und Experten der Oberberg Fachkliniken beobachten jährlich einen deutlichen Anstieg an Beratungsgesprächen rund um die Feiertage, häufig aufgrund emotionaler Isolation, familiärer Konflikte oder fehlender sozialer Einbindung.

Zu bedenken gilt, dass Einsamkeit nicht mit Alleinsein gleichzusetzen ist – ein bewusster Rückzug kann stärkend wirken, einsam wiederum kann man sich auch in einer Beziehung fühlen. «Einsamkeit beschreibt einen belastenden Zustand, der entsteht, wenn soziale Beziehungen als unzureichend erlebt werden – unabhängig davon, ob man tatsächlich allein ist oder unter Menschen», erklärt Stefan Röpke, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Oberberg Fachklinik Berlin Brandenburg.

Die Fachklinik-Experten erklären, dass der Weg aus der Einsamkeit oft mit Selbstfürsorge beginnt: sich versorgen, aktiv bleiben, eigene Bedürfnisse wahrnehmen. Es kann hilfreich sein, bewusst Dinge für sich zu tun – wie zum Beispiel für sich zu kochen, gezielt Ausstellungen oder kulturelle Angebote zu nutzen, ehrenamtlich tätig zu werden oder Mitglied in einem Verein oder einer Freizeitgruppe zu sein. Rund um Weihnachten laden Kirchen, Kommunen, Vereine und Organisationen zu einer Vielzahl von Veranstaltungen ein.

dpa