Forscher entdecken in der Tiefsee eine bislang unbekannte Korallenart. Ihre Besonderheit: Sie lebt nur auf Manganknollen – und ist damit durch geplanten Tiefseebergbau akut bedroht.
Erstmals Steinkorallen auf Manganknollen entdeckt

In den Tiefen des Pazifiks hat ein Team erstmals eine Steinkorallenart entdeckt, die auf Manganknollen wächst. Das sind jene mineralreichen Gesteinsbrocken, die weltweit zunehmendes Interesse am Tiefseebergbau wecken. «Sie lebt direkt auf den Knollen, die für die Industrie abgebaut werden sollen», sagte Co-Studienleiterin Nadia Santodomingo vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt.
Wie Tiefseebergbau die Art gefährden könnte
Gefunden wurden die Exemplare der Steinkoralle demnach in über 4000 Meter Tiefe in der Clarion-Clipperton-Zone. Dieses Gebiet zwischen Hawaii und Mexiko beherbergt nach Auskunft der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung die weltweit größten Vorkommen von Manganknollen. Diese extrem langsam wachsenden, kartoffelgroßen Mineralklumpen seien reich an Metallen wie Mangan, Nickel und Kobalt. Das Siedeln auf den Knollen «markiert eine einzigartige ökologische Beziehung, die zum ersten Mal in dieser Art für eine Tiefsee-Steinkoralle dokumentiert wurde», schreibt die Gesellschaft.
«Wenn diese Knollen entfernt werden, riskieren wir die Auslöschung einer ganzen Art, die wir gerade erst entdeckt haben», sagte Santodomingo. Das Team nannte die nun entdeckte Korallenart Deltocyathus zoemetallicus und beschrieb sie im Fachjournal «Zoological Journal of the Linnean Society».
Während mehrerer Expeditionen sammelte die Gruppe an Bord von zwei Forschungsschiffen sowohl Manganknollen als auch Exemplare der Steinkoralle. Die Korallen der Gattung Deltocyathus sind weltweit verbreitet, mit Ausnahme der Arktis und der Gewässer um die Antarktis. Normalerweise wachsen sie in geringeren Tiefen und liegen meist frei auf dem Sediment.
Koralle wächst im Dunkeln
Das Team beschreibt, dass die Koralle Deltocyathus zoemetallicus in völliger Dunkelheit lebt, ohne symbiotische Algen und sich von treibenden Partikeln im Wasser ernährt. Einige Exemplare stammen aus Tiefen, in denen sich Kalziumkarbonat bereits auflöst. Da auch das harte Skelett der Koralle daraus besteht, deutet dies auf eine besondere Anpassung hin. Laut Studie wurden unter anderem Moostierchen, Schwämme und Weichkorallen auf den Manganknollen gefunden.
«Diese Entdeckung zeigt, wie wenig wir über das Leben in der Tiefsee wissen», sagte Guadalupe Bribiesca-Contreras vom National Oceanography Centre im britischen Southampton, die die Untersuchung gemeinsam mit Santodomingo leitete. «Es geht darum, eine ganze Welt von Tiefseeleben zu erhalten, die verschwinden könnte, bevor wir überhaupt wissen, dass sie existiert», ergänzte Santodomingo.








