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Neue Mission für die Esa: Erdbeobachtungssatellit «Earthcare» erfolgreich gestartet

Die Freude im Kontrollzentrum ist groß. Der Satellit soll die Wechselwirkung von Wolken, Aerosolen und Sonneneinstrahlung untersuchen.

Nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation ist «Earthcare» ihre größte und komplexeste aller bahnbrechenden Erdforschungsmissionen.
Foto: Felix Kästle/dpa

Als der erlösende Kontakt kommt, ist die Freude groß im Kontrollzentrum der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa in Darmstadt. Um 1.14 Uhr (MESZ) sendet der Erdbeobachtungssatellit «Earthcare» über Südafrika die ersten Signale und nimmt die Kommunikation auf – knapp eine Stunde nach dem erfolgreichen Start im kalifornischen Vandenberg. Die Esa hat eine neue Mission, Anspannung in den Gesichtern im Kontrollzentrum weicht der Erleichterung und Freude.

«Wir sind super glücklich, dass so weit alles geklappt hat», sagt Missionsleiter Björn Frommknecht im Anschluss an den Erfolg. Die Erleichterung sei groß. «Es ist eine fantastische Nacht», sagt auch der Missionswissenschaftler Thorsten Fehr. Die Rakete habe den Satelliten genau da hingebracht, wo er hin sollte. «Wenn das so perfekt weitergeht, ist das ein Traum.»

Bessere Klimamodelle und Wettervorhersagen

Um 0.20 Uhr (MESZ) wurde die Trägerrakete gezündet, wie Bilder einer Live-Übertragung im Esa-Kontrollzentrum zeigten. Anschließend startete der Orbiter an Bord einer Falcon-9-Rakete des US-Raumfahrtkonzerns SpaceX. Der Satellit soll in einer Umlaufbahn in Höhe von rund 400 Kilometern global die Wechselwirkung von Wolken, Aerosolen und Sonneneinstrahlung in der Atmosphäre untersuchen und so bessere Klimamodelle und Wettervorhersagen möglich machen. Erstmals soll nach Angaben von Esa-Experten damit ein 3D-Modell der Atmosphäre im gesamten Höhenprofil erstellt werden können.

Mehrere Knackpunkte beim Start

Stunden vor dem Start hatte der Esa-Direktor für Missionsbetrieb, Rolf Densing, die kritischen Zwischenschritte erklärt. Der Start, das Ausfahren der Sonnenpanele für die Energiegewinnung und die Aufnahme einer ersten Kommunikationsverbindung – es gebe viele spannende Momente. «Das Signal vom Satelliten ist entscheidend, dann haben wir etwas, womit wir arbeiten können», sagte Densing. In den kommenden sechs Monaten werde nun alles geprüft und getestet, erst dann sei es eine Routineoperation. Der Satellit sei noch «wie ein Baby in den frühen Tagen».

Laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ist der Orbiter, wenn seine Solarpanele ausgeklappt sind, etwa 17 Meter lang, 2,5 Meter breit und 3,5 Meter hoch. Die Instrumente an Bord senden Lichtimpulse und analysieren die reflektierten Signale. Ein Radar der japanischen Raumfahrtbehörde Jaxa ermöglicht die Untersuchung des Inneren von Wolken. Des Weiteren ist ein Instrument vorhanden, das hochauflösende Bilder im sichtbaren und infraroten Lichtspektrum aufnimmt. Das vierte Instrument misst die reflektierte Sonnenstrahlung und die Wärmestrahlung, die von der Erde abgegeben wird.

Experten betrachten die Mission als eine neue Dimension der Erdbeobachtung. Nach Ansicht von Wissenschaftlern gibt es immer noch Lücken im Wissen über die Erdatmosphäre und ihre Wechselwirkung mit Aerosolen und Wolken. Diese Lücken sollen jetzt behoben werden.

Die Gesamtkosten für «Earthcare»(Earth Cloud Aerosol and Radiation Explorer) bezifferte Esa-Missionswissenschaftler Fehr auf 800 Millionen Euro für die europäische Seite. Hinzu kämen von der japanischen Raumfahrtagentur Jaxa rund 52 Millionen Euro für eines der Instrumente. Auch den Spitznamen «weißer Drache» hätten die Japaner dem Orbiter gegeben, wegen seiner Form und seiner Farbe. Weiße Drachen könnten der Legende nach besonders schnell fliegen.

Raumfahrt, um das Leben zu verbessern

Die Mission stehe für Deutschlands Weltraumstrategie, sagte Walther Pelzer, Direktor der deutschen Raumfahrtagentur beim DLR. «Deutschland macht seit Jahrzehnten Raumfahrt, um das Leben auf der Erde zu verbessern.» Bei der Erdbeobachtung sei man hierzulande schon seit Jahrzehnten führend, auch innerhalb der Esa.

Hier könne man Infrastruktur in Erdbebengebieten ausmachen oder Wasserqualität via Satellit untersuchen. Die Mission jetzt solle neue Erkenntnisse liefern, hofft Pelzer – es gehe um fundamentale Fragen. Alle Daten würden später frei zugänglich sein. «Wir wollen diese Daten.»

dpa