Die europäische Raumfahrtbehörde ist zunehmend Angriffen von Cyberkriminellen ausgesetzt. Mit einem neuen Zentrum sieht sie sich nun besser geschützt. Doch das ist nicht das Ende des Weges.
Esa sieht Fortschritte beim «Wettrüsten» gegen Cyberangriffe
Verkehrsbetriebe, Unternehmen, Kliniken, Kommunen oder Universitäten werden von Cyberkriminellen lahmgelegt. Auch die europäische Raumfahrtbehörde Esa wird immer wieder von solchen Attacken getroffen. Mit einem neuen Cybersicherheitszentrum will sie sich in ganz Europa vor solchen Attacken schützen. «Der Wettkampf gegen Cyberkriminelle gleicht einem Wettrüsten», sagte der Esa-Direktor für den operativen Betrieb, Rolf Densing, bei der Vorstellung des Cyber Security Operations Center im Kontrollzentrum der Esa in Darmstadt.
Alptraum Verlust von Satellitenkontrolle
Cyberangriffe werden immer ausgeklügelter. Mit dem neuen Zentrum soll der Schutz von 28 Satelliten, Bodenstationen und Kontrollsystemen vor äußeren Einflüssen gewährleistet werden. «Der Alptraum wäre, wenn jemand unautorisiert die Kontrolle über unsere Satelliten übernimmt», sagte Densing.
«Cybersicherheit ist für uns kein Neuland», sagte der zentrale Projektmanager Markus Rückert. Seit fünf Jahren wird an dem neuen Zentrum gearbeitet, es hat bis Ende 2026 einen Kostenumfang von insgesamt rund 26 Millionen Euro. Man müsse sehen, wie Angreifer ihren Fokus ändern. «Stand heute sind wir gut geschützt.» Aber man müsse auch in Zukunft gut gerüstet sein. Aus Sicherheitsgründen gebe es zwei Standorte, in Darmstadt und Belgien.
Überprüfen von bis zu 42 Milliarden Vorgängen
In einem Raum mit etwa 20 Arbeitsplätzen in Darmstadt leuchten auf einem großen Monitor bunte Hinweise auf mögliche Attacken. Ein Gesamtlagebild kann auf einer Weltkarte in Echtzeit Angriffe anzeigen, das Volumen potenzieller Attacken und auch die Art der Angriffe. Nach Angaben von Octave Procope-Mamert von der Esa kann das neue Zentrum 42 Milliarden möglicherweise sicherheitsrelevanter Vorgänge im Monat überprüfen. Gibt es mögliche Ereignisse, schlägt das Zentrum Alarm. Experten überprüfen die Hinweise und es können mögliche Maßnahmen ergriffen werden. Bei Satelliten- oder Raketenstarts ist hier in der Regel ein Anstieg zu verzeichnen.
Raumfahrt immer wichtiger für Wirtschaft und Gesellschaft
Das Zentrum wurde in Kooperation mit einem Industriekonsortium entwickelt. Die Raumfahrtinfrastruktur wird immer wichtiger für die europäische Wirtschaft und Gesellschaft. Laut der Esa können Angriffe auf Unternehmen, Energienetze, Finanzmärkte oder Versorgungsketten abzielen, da diese zunehmend auf Satelliten und weltraumgestützte Dienste angewiesen sind.
Das Zentrum ist nach den Worten von Rückert nur ein Baustein in der Abwehr von Angriffen. «Es ist weiter in der Entwicklung.» Diese Weiterentwicklung der Cybersicherheit bei der Esa ist für Densing eine existenzielle Frage. «Wir leben vom Vertrauen unserer Kunden», sagte er. «An dem Tag, an dem wir die Kontrolle über einen unserer Satelliten verlieren, verlieren wir dieses Vertrauen.»