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EM 2024: Public Viewing in Deutschland vor Herausforderungen

Bundesrat ermöglicht längere Öffnungszeiten – dennoch bleiben Marktplätze leer. Städte wie Stuttgart planen umfangreiche Programme, während andere Kommunen passen.

Fans feiern auf einer Public Viewing-Veranstaltung in Hannover. Einige Großstädte halten sich dieses Jahr beim offiziellen Public Viewing zurück.
Foto: Peter Steffen/Deutsche Presse-Agentur GmbH/dpa

Rudelkucken. Auf prall gefüllten Plätzen in der schwarz-rot-goldenen Masse mitfiebern, jubeln, verzweifeln: Das Public Viewing mit teils Zehntausenden Zuschauern war ein riesiger Hype während der Heim-WM 2006, dem «Sommermärchen». Wie wird das bei der EM 2024?

Zumindest juristisch gesehen gibt es keine Hindernisse: Der Bundesrat stimmte am Freitag in Berlin einer Verordnung der Bundesregierung zu, die es ermöglicht, Public-Viewing-Veranstaltungen im Freien auch bis in die Nachtstunden abzuhalten. Doch vier Wochen vor Beginn der EM zeichnet sich ab, dass viele Marktplätze dieses Mal leer bleiben könnten.

Berlin

In der Hauptstadt wird es wieder lebhaft: Für die große Fanmeile am Brandenburger Tor wurde speziell Kunstrasen verlegt und ein riesiges Fußballtor aufgestellt. TV-Sender werden regelmäßig über das Public Viewing vor Ort berichten. Neu in diesem Jahr ist eine zweite Fanmeile auf der Wiese vor dem Reichstag. Dort ist auch an spielfreien Tagen oder bei fehlender deutscher Beteiligung ein umfangreiches Unterhaltungsprogramm mit Open-Air-Kino und Konzerten geplant.

Die Veranstalter hoffen insgesamt an manchen Tagen auf 50.000 bis 100.000 Menschen in beiden Bereichen. Darüber hinaus wird die EM in Biergärten und Kneipen, einigen Strandbädern und auch in einem Klettergarten übertragen.

Baden-Württemberg

Die Großstädte sind beim offiziellen Public Viewing eher zurückhaltend. Nur Stuttgart, Gastgeber von fünf EM-Spielen, bietet ein umfangreiches Programm. Das Public Viewing auf dem zentralen Schlossplatz hat eine Kapazität von etwa 30.000 Personen.

Schon bei der WM 2006 war Stuttgart Ausrichter mehrerer Spiele – auf dem Schlossplatz verfolgten damals regelmäßig bis zu 50.000 Menschen die Übertragungen. Fehlanzeige dagegen bei den anderen Kommunen im Südwesten: Freiburg, Karlsruhe Konstanz, Ulm, Mannheim – alle wollen kein städtisches Public Viewing organisieren.

Bayern

München plant zur Fußball-EM eine Fan-Zone im Olympiapark für 30.000 Menschen. Diese können die Spiele dann auf einer 120 Quadratmeter großen Leinwand im Olympiasee verfolgen. Während der WM 2006 fand das große Public Viewing im Olympiastadion statt. «Wir rechnen insgesamt schon mit einer ähnlichen Anzahl an Menschen, die die Spiele verfolgen werden», sagte ein Stadtsprecher. Wegen Umbaumaßnahmen sei im Stadion aber kein Public Viewing geplant. 

«Vonseiten der Stadt Nürnberg gibt es zur EM 2024 kein Public Viewing – anders als 2006, als Nürnberg Ausrichterstadt der WM war», sagt die Stadt. Allerdings sei ein Event eines privaten Veranstalters am Flughafen geplant. In Augsburg, wo 2006 bis zu 5000 Menschen die Spiele auf dem Rathausplatz verfolgten, wird es laut Stadt keine großen Public Viewings geben.

Brandenburg

Kein Public Viewing wird in Potsdam angeboten, jedoch wird in Frankfurt (Oder) ein größeres Public Viewing organisiert: Während der Halbfinals und des Finales werden bis zu 8000 Menschen auf dem Brunnenplatz erwartet. Diese Veranstaltung ist Teil des Stadtfests, bei dem beide Events in deutsch-polnischer Freundschaft gemeinsam gefeiert werden sollen.

Bremen

Public-Viewing-Fans schauen zunächst in die Röhre. Das Endspiel wird jedoch auf einer großen Leinwand übertragen. An der Seebühne an der Waterfront wird das Spiel mit Blick auf den Werfthafen auf drei Bildschirmen gezeigt.

Nach Aussage des Bremer Wirtschaftsressorts sind keine öffentlichen Public Viewings geplant. Obwohl der Senat dies grundsätzlich unterstützen würde, möchte die Stadt nicht als Veranstalter auftreten. Bisher liegen keine Bewerbungen für ein Public Viewing vor.

Hamburg

In Hamburg beginnt am 14. Juni das Fanfest auf dem Heiligengeistfeld. Dort werden alle 51 Spiele live auf mehreren Bildschirmen gezeigt. An 15 Spieltagen wird das Gelände für das Public Viewing geöffnet, wo alle zusammen feiern können. Auf einem 100 Quadratmeter großen Bildschirm werden die Spiele der deutschen Nationalmannschaft, die fünf Spiele im Hamburger Volksparkstadion sowie alle Spiele der Finalrunde übertragen.

Hessen

Am Mainufer in Frankfurt entsteht eine 1,4 Kilometer lange Fan-Zone mit einer schwimmenden Leinwand, in der Platz für 30.000 Personen sein wird.

Mecklenburg-Vorpommern

Am «Fußballstrand» von Heringsdorf dürften von Mitte Juni an wieder viele Fans mit der deutschen Mannschaft mitfiebern. Am Strand an der Seebrücke werden alle deutschen Spiele, weitere ausgewählte Spiele sowie die Achtel-, Viertel- und Halbfinals und das Finale gezeigt. Man sei auch bemüht, die Spiele der polnischen Nationalmannschaft zu zeigen, hieß es. 

Während der EM 2012 in Polen und der Ukraine war der ZDF-Fußballstrand an der Heringsdorfer Seebrücke auf Usedom der zentrale Ort für die Live-Berichterstattung. Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn moderierten damals für das ZDF von hier aus und schalteten zu den Spielorten.

Niedersachsen

Hier sind bislang keine größeren Public Viewings geplant. In Oldenburg heißt es: «Die Stadt selbst plant kein Public Viewing, es gibt aber Gespräche mit einem externen Veranstalter.»

Nordrhein-Westfalen

An den vier Austragungsorten in Nordrhein-Westfalen gibt es spezielle Fan-Zonen und mindestens eine offizielle Public-Viewing-Area. Dort werden alle Spiele gezeigt, die in der jeweiligen Stadt stattfinden, sowie alle Spiele der deutschen Nationalmannschaft. Je nach Standort sind auch zusätzliche Übertragungen möglich.

In Dortmund wird es eine Fanzone am Friedensplatz geben, in der alle EM-Spiele übertragen werden, sowie ein Public Viewing im Westfalenpark mit der Übertragung aller deutschen Spiele und aller Spiele aus dem Dortmunder Stadion. In Düsseldorf ist ein Public Viewing am Rheinufer für etwa 7800 Fans geplant, mit der Übertragung aller deutschen Spiele sowie aller Spiele aus der Düsseldorfer Arena.

In Köln ist ein Public Viewing am Tanzbrunnen für die Spiele der deutschen Mannschaft sowie für alle Spiele in Köln geplant, bei dem bis zu 12.500 Menschen Platz finden können. Während der WM 2006 hatte es in Köln schließlich eine Kapazität von über 65.000 gegeben.

Gelsenkirchen plant eine Fanzone und ein Public Viewing im Amphitheater für jeweils 6000 Zuschauer. “Duisburg, Essen, Wuppertal, Bielefeld, Bochum, Bonn und Münster planen keine zentral organisierten Public Viewings.”

Sachsen

In Sachsen gibt es nur einen EM-Spielort, und nur in Leipzig wird es eine große Fan-Zone geben. Alle Spiele werden auf zwei Leinwänden übertragen, so dass bis zu 15.000 Menschen vor dem Opern- und dem Gewandhaus mitfiebern können.

Die Zone ist an allen 31 Turniertagen geöffnet und die Fans können sich auf ein Rahmenprogramm mit Riesenrad und Musik freuen. Am 29. Juni tritt die Band LaBrassBanda auf, am Finaltag der Schlagersänger Dieter Thomas Kuhn. Weder Dresden noch Chemnitz planen größere Public Viewings.

Sachsen-Anhalt

Auch hier werden nur wenige Städte eigene Public Viewings anbieten. Die meisten Städte und Kommunen setzen auf private Initiativen. «In der Vergangenheit haben sich die vielfältigen Public-Viewing-Angebote durch private Dritte sehr bewährt», so etwa die Stadt Halle. 

Schleswig-Holstein

Hier hat das Innenministerium nach eigenem Bekunden noch keine abschließenden Informationen über Anzahl, Ort und Größe der Veranstaltungen im Land: «Erfahrungsgemäß hängen diese auch vom Turnierverlauf ab.»

Thüringen

Fußballfans in größeren Städten in Thüringen müssen auf schwarz-rot-goldene Fahnenmeere und massenhaftes EM-Gucken verzichten. Die Städte Erfurt, Jena, Gera und Weimar haben keine Pläne, Fanmeilen einzurichten oder Großleinwände aufzustellen.

Zu den Finalspielen der WM 2006 waren auch in Thüringer Städten Tausende Menschen auf zentralen Plätzen zusammengekommen. In Erfurt stand etwa eine große Leinwand auf dem Domplatz. Nun sagt eine Stadtsprecherin: «Damals war die Euphorie noch eine andere.» 

dpa