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Ex-Knabenchor-Mitarbeiter: Geständnis wegen Nacktaufnahmen

Als Mitarbeiter eines bekannten Chors für Jungen soll ein Mann Kinder heimlich auf der Toilette und unter der Dusche gefilmt haben. Vor Gericht entschuldigt er sich persönlich bei den Opfern.

Das Haus Ambrosius ist Sitz der Augsburger Domsingknaben. Eine frühere Hilfskraft bei dem katholischen Knabenchor muss sich vor Gericht verantworten.
Foto: Stefan Puchner/dpa

Ein ehemaliger Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben wurde wegen sexuellen Missbrauchs eines Kindes und einer Serie von heimlichen Nacktaufnahmen von Jungen zu einer Haftstrafe von knapp zwei Jahren auf Bewährung verurteilt.

Der 26-Jährige gab zu Beginn des Verfahrens vor dem Amtsgericht Augsburg alle Vorwürfe uneingeschränkt zu. Da er bei einigen der Taten noch nicht 21 Jahre alt und somit ein Heranwachsender war, wurde die Bewährungsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten gemäß Jugendstrafrecht verhängt.

Der Mann hatte Videos von Mitgliedern des Knabenchors gemacht, während sie auf der Toilette und unter der Dusche waren. Es ging in dem Prozess um insgesamt neun solcher Filme. Außerdem hatte er einen 13-Jährigen missbraucht, indem er sich am Körper des schlafenden Kindes rieb. Das Kind übernachtete damals bei dem Chormitarbeiter zu Hause in München.

Der 26-Jährige war zuvor als Hilfskraft beim überregional bekannten katholischen Chor tätig, bei dem er zuvor selbst gesungen hatte. Die Vorfälle ereigneten sich zwischen 2017 und 2020, seitdem ist der Mann, der mittlerweile in Dresden lebt, nicht mehr beim Chor tätig.

Entschuldigung bei den Opfern im Gerichtssaal

Er entschuldigte sich mehrfach bei seinen Opfern, die zum Teil als Zuhörer in dem Gerichtssaal waren. «Das Schlimmste war das Zerstören des Vertrauens», sagte Richter Bernhard Kugler im Urteil. Die Kinder hätten zu dem Angeklagten aufgeschaut, er sei als Mitarbeiter des Chors Vorbild gewesen.

Die Videos hatte der Mann nicht nur in den Räumen des Kirchenchores aufgenommen. In einem Fall war der Chor beispielsweise wegen einer Konzertreise in einem Hotel in Brandenburg. Bereits seit mehr als drei Jahren macht der Mann eine Therapie, die er als Bewährungsauflage fortsetzen muss. Sein Verteidiger sprach von einer «sexuellen Fehlleitung» bei dem Angeklagten. Dieser muss auch 2000 Euro Schmerzensgeld an den missbrauchten Jungen zahlen.

Am Anfang des Verfahrens hatten der Richter, der Staatsanwalt und der Verteidiger sich in einem geschlossenen Raum darauf geeinigt, dass der Mann im Falle eines Geständnisses mit einer Bewährungsstrafe von knapp zwei Jahren rechnen kann. Besonders positiv wurde dem Angeklagten angerechnet, dass er den Opfern durch sein Geständnis eine Zeugenaussage vor Gericht erspart hatte.

Knabenchor unterstützte Ermittlungen

Laut Geschäftsführer Leonhard Fitz sei es für die Domsingknaben wichtig, dass mit dem Prozess nun die Vorfälle weiter aufgeklärt seien. In der Vergangenheit habe es bereits Informationsabende für die Eltern in Zusammenarbeit mit einer Kripobeamtin gegeben. Außerdem seien den Schülern Präventivtrainings angeboten worden, so erklärte er.

Der Knabenchor der Kirche ist das Aushängeschild des Bistums Augsburg. Ein Kripobeamter, der in dem Prozess als Zeuge ermittelt hat, betonte, dass die Verantwortlichen des Kirchenchores die Ermittlungen sehr unterstützt hätten.

dpa