Das internationale Team entdeckte gerostete, besiedelte Fässer. Radioaktivitätswerte bisher unauffällig, weitere Untersuchungen geplant.
Atommüll-Fässer im Nordostatlantik beschädigt, Forscher entdecken unbekanntes Material
Vor einigen Jahrzehnten haben Forscher festgestellt, dass einige der im Nordostatlantik entsorgten Atommüllfässer teilweise beschädigt sind. Laut der französischen Forschungsorganisation CNRS ist bei einigen Fässern bei einer ersten Durchsicht von Fotos unbekanntes Material ausgetreten, vermutlich das Bindemittel Bitumen. Das internationale Team ist von seiner Suche nach den Atommüllfässern zurückgekehrt, hat aber bisher keine erhöhten Radioaktivitätswerte festgestellt.
Das Team des Projekts NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring) hat insgesamt etwa 3.350 Fässer auf einer Fläche von 163 Quadratkilometern lokalisiert. Dafür nutzten sie den Tauchroboter namens Ulyx, der eine Kamera für 3D-Bilder und ein Sonarsystem zur Ortung von Gegenständen mit Schall besitzt. Zusätzlich wurden etwa 50 fotografierte Fässer analysiert und Proben von Wasser, Boden und Tieren entnommen.
In der Mitteilung wird berichtet, dass einige Oberflächen der untersuchten Fässer gerostet und von Anemonen besiedelt seien. Der Zustand der Behältnisse variiere – intakt, verformt oder aufgerissen.
Feine Messungen zur Radioaktivität stehen noch aus
Die Messinstrumente für Strahlung hätten Werte auf dem Niveau des natürlichen Umgebungs-Hintergrundrauschens gezeigt, führt der CNRS weiter aus. «Feine Radioaktivitätsmessungen im Labor an Sedimenten, Wasser und Fischen werden mehrere Monate Arbeit erfordern», teilte die Forschungsorganisation mit.
Die Gruppe aus 21 Forschenden war vier Wochen lang mit ihrem Schiff «L’Atalante» in einem Areal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks unterwegs. In dem Gebiet soll wohl die Hälfte der Abfälle gelandet sein. Die Expertinnen und Experten untersuchten, wo die Fässer liegen und welchen Einfluss sie auf das örtliche Ökosystem haben. Mit dabei war auch ein Forscher vom Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven.
Patrick Chardon, der Projektleiter, glaubt, dass die Radioaktivität bei den meisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik nach etwa 300 bis 400 Jahren praktisch verschwunden sein sollte. Allerdings wurden die Fässer damals so konstruiert, dass sie dem Druck der Tiefe standhalten, aber nicht so, dass sie die Radioaktivität tatsächlich einschließen. Der Atomphysiker vermutet schon seit einiger Zeit, dass Radioaktivität aus den Behältern entweichen könnte.