Ältere Menschen sind bei starker Hitze besonders gefährdet. Beim Schutz dieser Gruppe hat Deutschland einer Analyse zufolge deutlichen Nachholbedarf.
Experten fordern: Ältere Menschen besser vor Hitze schützen
Laut einer Analyse sind ältere Menschen in Deutschland nicht angemessen vor starken Hitzewellen geschützt. In extremen Hitzefällen wie einem über mehrere Tage anhaltenden sogenannten Hitzedom könnten innerhalb weniger Tage Zehntausende Todesfälle auftreten, warnte Markus Gosch, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie (DGG). Auch Clemens Becker vom Geriatrischen Zentrum der Uniklinik Heidelberg bemerkte, dass es an grundlegenden Vorbereitungen fehlt.
Beide sind Mitautoren der Analyse «Hitzedom in Deutschland und wie gut wir darauf vorbereitet sind», die in der «Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie» erschienen ist. Von einem Hitzedom sprechen Experten demnach, wenn eine starke Hochdruckzone eine Art Kuppel bildet, unter der die Hitze über einem bestimmten Gebiet eingeschlossen ist. Dann könnten über Tage oder sogar Wochen sehr hohe Temperaturen erreicht werden – etwa als im Sommer 2021 im Westen Nordamerikas in Teilen Kanadas und der USA Rekordwerte von mehr als 49 Grad Celsius gemessen wurden. Im Sommer 2023 starben in Deutschland bei einer Hitzewelle nach DGG-Angaben schätzungsweise 7.600 Menschen.
Ältere Menschen sind gefährdeter
Laut der DGG sind ältere Menschen überproportional von hitzebedingten Todesfällen betroffen. Sie haben eine verminderte Temperaturregulation und spüren Durst nicht so stark. Bei Hitze können auch Wechselwirkungen von Medikamenten auftreten, zudem leiden diese Personen häufiger an Vorerkrankungen und haben eingeschränkte Mobilität sowie kognitive Beeinträchtigungen.
Die DGG fordert, dass Hitzeaktionspläne unter Berücksichtigung extremer Szenarien überarbeitet werden und Notaufnahmen auf Hitzschlagpatienten vorbereitet sind. Krisenstäbe sollten eingerichtet werden, um im Notfall schnell reagieren zu können. Zudem sollten besonders gefährdete Personen durch gezielte Datenabgleiche zwischen Kranken- und Pflegekassen identifiziert und durch mobile Einsatzteams geschützt werden.
Urlaubssperren im Gesundheitssektor
Denkbar seien auch Urlaubssperren oder Urlaubsabbruch für Beschäftigte im Gesundheitswesen und die Nutzung geschulter Laieneinsatzhelfer, heißt es weiter. In einzelnen Stadtteilen sollten gekühlte Räume zugänglich gemacht werden. «Während andere Länder bereits katastrophale Hitzewellen erlebt haben – und das sind längst nicht mehr nur die Länder im Süden Europas –, fehlen in Deutschland grundlegende Vorbereitungen für solche Extremereignisse», bemängelte der Heidelberger Experte Becker.