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Fachmagazin «Science»: HIV-Schutz ist Durchbruch des Jahres

Jährlich würdigt das wichtige Fachjournal «Science» einen Forschungsdurchbruch des Jahres. In diesem Jahr wurde ein Medikament ausgewählt, das einen großen Fortschritt beim Schutz vor HIV bedeutet.

Die tägliche Einnahme von Tabletten stellt in bestimmten Ländern eine große Herausforderung dar. (Archivbild)
Foto: Ben Curtis/dpa

Die Entwicklung des eine HIV-Infektion verhindernden Medikaments Lenacapavir ist für das renommierte Fachmagazin «Science» der wichtigste Forschungsdurchbruch des Jahres. Damit werde der nächste, aber keineswegs letzte Schritt im Kampf gegen Aids gewürdigt, heißt es zur Begründung des «Breakthrough of the Year».

Nach Angaben des UN-Programms UNAIDS leben weltweit rund 40 Millionen Menschen mit HIV, hauptsächlich in Afrika südlich der Sahara. Studiendaten haben gezeigt, dass eine halbjährliche Injektion mit dem Medikament Lenacapavir wirksam vor einer Infektion mit dem Virus schützt. Im Gegensatz dazu müssen bisherige Mittel zur HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP) wie Truvada täglich in Tablettenform eingenommen werden.

Die Entwicklung des Medikaments stelle einen ähnlichen Fortschritt in der HIV-Prävention dar wie frühere Durchbrüche mit antiretroviralen Medikamenten, erläutert «Science»-Chefredakteur Holden Thorp. «Die sechsmonatige Wirkungsdauer von Lenacapavir macht einen großen Unterschied und bietet eine neue und bessere Möglichkeit, die Prophylaxe mehr Menschen auf der ganzen Welt zugänglich zu machen.»

Wertvolle Verbesserung

Experten betonen, dass es wesentlich komfortabler sei, sich zweimal jährlich spritzen zu lassen, als täglich an die Einnahme einer Tablette denken zu müssen. Zudem bestehe in einigen stark von HIV betroffenen Ländern das Risiko, bei täglicher Tabletteneinnahme als vermeintlich HIV-positiv abgestempelt zu werden. Eine nur zweimal jährlich verabreichte Spritze sei daher sehr hilfreich.

Gilead plant, die Zulassung als HIV-Schutz in vielen Ländern zu beantragen. Besonderes Augenmerk wird auf die Versorgung in ärmeren Ländern gelegt. Das Medikament soll Menschen mit einem hohen Risiko für eine HIV-Infektion prophylaktisch angeboten werden.

Lenacapavir ist in der EU zur antiviralen Behandlung von bestimmten infizierten Patienten zugelassen. In Deutschland hat Gilead das Medikament bisher nicht eingeführt. Es ist unklar, ob es hierzulande als prophylaktisches Mittel verfügbar sein wird.

Dritte Ehrung für Forschung zum Thema 

Seit den frühen 1980er Jahren ist bekannt, dass das HI-Virus die Immunschwächekrankheit Aids verursacht. In der Folge wurden antiretrovirale Medikamente entwickelt, die den HIV-Spiegel so weit senken, dass die Übertragung gestoppt wird.

Es ist das dritte Mal, dass «Science» eine Aids-Intervention als Durchbruch auszeichnet. Im Jahr 1996 markierte demnach die Entwicklung von Proteasehemmern als wirksame Waffe gegen HIV einen Wendepunkt. «Bei den meisten Patienten konnte diese Klasse antiretroviraler Medikamente in Kombination mit anderen antiviralen Wirkstoffen den HIV-Spiegel im Blut drastisch senken», heißt es von «Science».

Im Jahr 2011 habe dann die bahnbrechende klinische Studie «HPTN 052» gezeigt, dass die Behandlung mit einem Cocktail dieser Wirkstoffe auch das Risiko einer sexuellen Übertragung des Virus auf andere Menschen erheblich verringert.

dpa