Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Feldhasenbestand in Deutschland stabil geblieben

Die Trockenheit bietet gute Startvoraussetzungen für Feldhasen, doch langfristige Sorgen bleiben aufgrund intensiver Landnutzung und Krankheiten.

Die durchschnittliche Zahl von Feldhasen, die auf einem Quadratkilometer in Deutschland leben, ist stabil geblieben. (Archivbild)
Foto: Boris Roessler/dpa

Der Bestand der gefährdeten Feldhasen ist in Deutschland zuletzt stabil geblieben. Im Mittel hoppelten 19 Hasen im vergangenen Frühjahr pro Quadratkilometer auf Wiesen und Feldern – so viel wie schon 2023, wie der Deutsche Jagdverband (DJV) mitteilte. «Das ist erneut der beste Wert seit Beginn der Zählungen vor über 20 Jahren», sagte DJV-Sprecher Torsten Reinwald der Deutschen Presse-Agentur. Im Verlauf des Jahres 2024 setzten laut Experten allerdings Starkregen und Krankheiten den Tieren zu. Zahlen von 2025 werden gerade noch erhoben.

Zu Ostern ist die Geburtszeit der Feldhasen. Der Jagdverband sagt, dass es noch nicht absehbar ist, wie sich der Langohren-Nachwuchs in diesem Jahr entwickeln wird. Die Trockenheit bietet gute Startvoraussetzungen für Feldhasen, die ursprünglich Steppenbewohner sind.

«Die Feldhasen finden das super», sagt Reinwald mit Blick auf die trockene Witterung. Auch Temperaturen unter dem Gefrierpunkt mache Feldhasen wenig aus – solang es eben trocken bleibe. Das habe mit dem Fell zu tun, mit dem schon die Jungtiere geboren werden. «Das Fell isoliert gut, weil es zwischen den Haaren so eine Art Luftpolster bildet», sagt Reinwald. «Wenn das Fell aber nass wird, dann verklebt es und das Luftpolster ist futsch.» Die Körperwärme der Hasen gehe dann verloren. Im schlimmsten Fall erfrieren die Tiere. Eine schützende Höhle wie etwa Kaninchen haben Feldhasen nicht.

Wie Jäger Hasen zählen

Was den Experten langfristig eher sorgenvoll stimmt, ist, dass die aktuelle Trockenperiode noch viel länger anhalten könnte. «Es kann auch kippen, wenn wir so ein Jahr bekommen wie 2018.» Denn bei zu langer Dürre könnten Kräuter und Gräser als Hasenfutter vertrocknen. «Wenn das nicht mehr da ist, dann wird es extrem – sowohl für die Jungtiere als auch für die Alttiere», sagt Reinwald. 

Jägerinnen und Jäger haben im Rahmen des Wildtier-Monitorings in 426 ausgewählten Gebieten die Anzahl der Feldhasen gezählt, die nachts im Licht eines normierten Scheinwerfers auf Feldern zu sehen waren.

Im Vergleich der Großlandschaften in Deutschland zeigen sich deutliche Unterschiede: Der Bestand an Feldhasen ist im nordwestdeutschen Tiefland – also von der dänischen Grenze bis ins nördliche Rheinland – mit durchschnittlich 28 Tieren pro Quadratkilometer am höchsten. Auf Platz zwei liegen die südwestdeutschen Mittelgebirge mit 23 Hasen. Das nordostdeutsche Tiefland hingegen beherbergt vergleichsweise wenige Feldhasen (7).

Der Jagdverband warnt davor, dass die positiven Zahlen nicht den langfristigen Trend verschleiern dürfen. In den 1960er und 1970er Jahren gab es in Deutschland noch deutlich mehr Feldhasen, erklärt Reinwald. Aufgrund dieses Rückgangs steht der Feldhase auch auf der Roten Liste gefährdeter Tierarten. Experten führen vor allem eine intensivere Landnutzung als Grund an, die den Lebensraum der Feldhasen verringert.

Feldhasen werden auch von Jägerinnen und Jägern gejagt. Die Jagd wird gemäß dem Verband unter Berücksichtigung regionaler Gegebenheiten durchgeführt. In manchen Regionen entscheiden sich Jäger sogar freiwillig gegen die Hasenjagd.

Warum der Zuwachs über das Jahr schwächelt

Die Hasen-Bestände waren im Vergleich zu 2023 stabil. Doch die Zuwachsrate zwischen der ersten Zählung im Frühjahr 2024 und einer zweiten Zählung im Herbst bereitet Jägern und Naturschützern Sorgen. Diese Rate ist ein Indikator für die Gesundheit des Hasen-Bestands.

Bundesweit war der Zuwachs bei den Feldhasen mit 8 Prozent zwar positiv, allerdings war diese geringer als zuletzt. «2023 lag der Wert bei 15 Prozent – also fast doppelt so hoch. Und da sehen wir den Einfluss des Wetters», erklärt Reinwald. Im Frühsommer 2024 gab es laut DJV vor allem in Süddeutschland Starkregen und teils sogar Hochwasser. Entsprechend fiel die Rate im Alpenvorland mit minus 13 Prozent sogar negativ aus. 

«Wir hatten vergangenes Jahr ein schwieriges Jahr für die Hasen», fasst Klaus Hackländer, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung zusammen. Neben der Nässe hätten auch Krankheiten dem Feldhasen zugesetzt – darunter etwa die sogenannte Myxomatose, eine Viruserkrankung, die eigentlich bei Kaninchen vorkommt. «Das ist eine zusätzliche Krankheit, die den Hasen in seinem Wachstum natürlich einschränkt.» Es sei daher anzunehmen, dass der Zuwachs auch in diesem Frühjahr geringer ausfallen könnte.

Lebensraum für Langohren knapp

Aussterben werde der Feldhase absehbar jedoch nicht, sagt Hackländer. «Lokal können wir die Art aber verlieren, wenn wir bei der Landnutzung nicht mehr Rücksicht nehmen auf die Bedürfnisse der Feldhasen und anderer Tiere.» Denn Feldhasen seien auch ein Indikator für andere Arten. «Wenn es dem Hasen gut geht, dann haben wir insgesamt eine höhere Artenvielfalt. Und die brauchen wir auch als Lebensgrundlage für uns Menschen», sagt der Wildtierbiologe.

„Von großer Bedeutung sind nach Ansicht von Jägern und Naturschützern zusätzliche Brachflächen, Hecken und Blühstreifen, die dem Feldhasen Lebensraum bieten und ganzjährig Nahrung bereitstellen. Um dies zu erreichen, müssen jedoch intensiv bewirtschaftete landwirtschaftliche Flächen außer Betrieb genommen werden“, erklärt Hackländer.

«Wir müssen den Lebensraum verbessern zusammen mit den Landwirten», sagt DJV-Sprecher Reinwald. Der Jagdverband fordert dazu etwa Nachbesserungen bei den sogenannten Öko-Regelungen der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU. Dabei werden Landwirte, die etwas für den Umwelt- und Klimaschutz tun, etwa indem sie Blühstreifen anlegen, honoriert. 

Das begrüßen grundsätzlich auch die Jäger – und die Zahl der Blühflächen wachse auch allmählich, sagt Reinwald. «Aber die sind meistens an schlechten Standorten.» Damit Feldhasen und Vögel davon profitierten, müssten Blühstreifen gleichmäßig wie Trittsteine in der Landschaft verteilt sein. Dann könnten die Tiere ungeeignete Agrarflächen besser überwinden, sagt Reinwald.

dpa