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Forscher finden mehr als 1.000 Atommüll-Fässer im Atlantik

Etliche Staaten entsorgten vor Jahrzehnten mitten im Atlantik Fässer mit Atommüll. Wo genau sie sind, war lange unklar. Eine Expedition kommt ihnen jetzt auf die Schliche.

Hunderttausende Fässer mit nuklearem Abfall wurden zwischen den 1950er und 1980er Jahren im Atlantik entsorgt. (Symbolbild)
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Bei ihrer Suche nach vor Jahrzehnten entsorgtem Atommüll haben Wissenschaftler bereits mehr als 1.000 Fässer im Nordostatlantik entdeckt und verortet. Das teilte eine Sprecherin der französischen Forschungsorganisation CNRS mit. Das internationale Forschungsteam war Mitte Juni vom westfranzösischen Brest aus mit ihrem Schiff «L’Atalante» zu ihrem Suchareal im Westeuropäischen Becken des Atlantiks aufgebrochen.

Für einen Zeitraum von vier Wochen planen sie, dort nach Atommüll-Fässern zu suchen und zu untersuchen, wie diese das örtliche Ökosystem beeinflussen. Ein Forscher des Thünen-Instituts für Fischereiökologie in Bremerhaven wird ebenfalls teilnehmen.

Hunderttausende Atommüll-Fässer landeten vor Jahren im Ozean

In den 1950er bis 1980er Jahren haben viele Länder radioaktiven Abfall im Ozean entsorgt. Die tiefen Ozeane, abseits der Küste und menschlicher Aktivitäten, schienen als bequeme und einfache Lösung, um mit dem umzugehen, was in der Industrie und Laboren anfiel – zumindest an Orten, wo der Ozean als geologisch stabil galt.

Man hatte damals nur wenig Wissen über das Leben in den Weltmeeren. Erst 1993 wurde schließlich das Entsorgen von Atommüll im Ozean verboten. Es wird vermutet, dass allein im Nordostatlantik mindestens 200.000 Fässer in Tiefen von 3.000 bis 5.000 Metern liegen.

Fachleute wollen Karte mit Fässern erstellen

Es ist jedoch nicht bekannt, wo sich der Nuklearmüll genau befindet. Ebenso wenig weiß man viel über den Zustand der Fässer und ob sie einzeln oder in Gruppen liegen. Aus diesem Grund sind derzeit 21 Forscher in dem Gebiet unterwegs, in dem vermutlich die Hälfte der Abfälle landete.

Das Team plant, eine Karte mit Atomfass-Funden zu erstellen und verschiedene Proben von Wasser, Boden und Tieren zu entnehmen. Sie erhalten Unterstützung vom autonomen Tauchroboter Ulyx, der unter anderem eine Kamera für 3D-Bilder und ein Sonarsystem zur Ortung von Gegenständen mit Schall besitzt.

Patrick Chardon, Leiter des Projekts NODSSUM (Nuclear Ocean Dump Site Survey Monitoring), glaubt, dass die Radioaktivität bei den meisten nuklearen Abfällen im Nordatlantik nach etwa 300 bis 400 Jahren so gut wie verschwunden sein sollte. Allerdings wurden die Fässer damals so konstruiert, dass sie dem Druck in der Tiefe standhalten können, aber nicht, um die Radioaktivität tatsächlich einzuschließen. Es wird vermutet, dass die Radioaktivität bereits seit einiger Zeit aus den Behältern entweichen könnte, so der Atomphysiker.

dpa