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Forscher ziehen seltenes Blauaugentäubchen von Hand auf

Mehr als 70 Jahre lang gab es keine Spur vom Blauaugentäubchen. Die Vögel sind extrem gefährdet. Mit einer Aufzucht von Hand möchten Forscher zum Überleben der Art beitragen.

Ein Blauaugentäubchen sitzt auf einem Ast.
Foto: Silvia Faustino Linhares/Chester Zoo/dpa

Nach eigenen Angaben haben Wissenschaftler in Brasilien ein äußerst seltenes Blauaugentäubchen von Hand aufgezogen. Der britische Zoo Chester teilte mit, dass vermutlich weltweit nur noch 15 Exemplare der Vogelart in freier Wildbahn leben, was die Taubenart zu einem der seltensten Tiere der Erde macht.

Gemeinsam mit brasilianischen und US-Kollegen entnahmen die Forscher demnach im brasilianischen Bundesstaat Minas Gerais mit Zustimmung der Behörden ein Ei und fütterten das Küken nach dem Schlüpfen aufwendig. «Die Bemühungen zahlten sich aus, und das Küken ist erst das dritte seiner Art, das jemals in menschlicher Obhut aufgezogen wurde», hieß es in der Mitteilung.

Art ist kaum erforscht

Nach Angaben des Zoos Chester gelten Blauaugentäubchen als kaum erforschte Art. Es gab mehr als 70 Jahre lang keine bestätigten Aufzeichnungen, erst 2015 wurden die Tiere wiederentdeckt. Ihr Lebensraum ist der Cerrado, wie die Feuchtsavannen im Südosten Brasiliens genannt werden. Die wichtigste Wasserquelle für die meisten Regionen des südamerikanischen Landes ist jedoch durch Viehweiden und den Anbau von Feldfrüchten bedroht.

«Das Blauaugentäubchen ist eines der seltensten Tiere der Erde und es ist ein echtes Privileg für den Zoo Chester, an den Bemühungen zur Rettung einer so seltenen und wertvollen Art wie dieser beteiligt zu sein», sagte der Leiter der Vogelabteilung des Tierparks, Andrew Owen. «Tatsache ist, dass wir etwas unternehmen müssen. Sonst müssen wir tatenlos zusehen, wie diese wunderschönen Vögel aussterben. Wir weigern uns, dies kampflos geschehen zu lassen.»

2023 hatte das internationale Forscherteam erstmals zwei der Tauben – Bruder und Schwester – von Hand großgezogen. Um die Rettungsbemühungen zu ergänzen, wurden den Angaben zufolge in diesem Jahr zwei Eier aus dem Nest eines zweiten Paares entnommen. Dafür habe eine Lizenz der zuständigen brasilianischen Behörde Instituto Chico Mendes de Conservação da Biodiversidade vorgelegen. Ein Ei habe einen tot geborenen Embryo enthalten. «Aber glücklicherweise war das andere Ei befruchtet, und daraus schlüpfte ein gesundes Küken», teilte der Zoo weiter mit.

Diät wie Kropfmilch

Das Team hat das Tier mit einer Diät gefüttert, die der sogenannten Kropfmilch ähnelt, die erwachsene Tauben für ihre Jungen produzieren. Das Küken ist schnell gewachsen und wird nun zusammen mit den ersten beiden Küken den Grundstock einer Population in menschlicher Obhut bilden, um die Art im Notfall vor dem Aussterben zu schützen.

Da es nur wenige Exemplare in freier Wildbahn gebe, könnten jedes Jahr nur wenige Eier entnommen werden, hieß es weiter. «Aber das Team hofft, seinen Erfolg zu wiederholen und nach und nach Brutpaare in sicheren Volieren zu etablieren, um Küken hervorzubringen, mit denen die Wildpopulation verstärkt und das Risiko des Aussterbens verringert werden kann.»

dpa