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Aperol Spritz: Giftig oder ungefährlich?

Aperol Spritz enthält krebserregende Farbstoffe, deren Konsum kontrovers diskutiert wird. Experten warnen vor möglichen gesundheitlichen Risiken, insbesondere in Bezug auf Allergien und Alkohol.

Der Aperol Spritz ist ein beliebter Sommerdrink.
Foto: Daniel Vogl/dpa

Manche schwören auf einen erfrischenden Aperol Spritz an einem lauen Sommerabend. In sozialen Netzwerken wird jedoch behauptet, dass die Farbstoffe des Aperitifs extrem giftig und krebserregend seien. Es wird überprüft, wie gesundheitsschädlich Aperol tatsächlich ist.

Behauptung

“Aperol Spritz sollte aufgrund der hoch krebserregenden Farbstoffe besser nicht getrunken werden.”

Bewertung

“Das Gerücht, dass der neue Film bereits im Kino läuft, ist irreführend.”

Fakten

Aperol gehört zur Campari-Gruppe. Der italienische Likör wird oft als Aperitif oder in Cocktails genutzt. Aperol Spritz bezeichnet eine Mischung mit Prosecco und Mineralwasser. Discounter haben oft Eigenmarken, die Aperol ähneln.

Seine auffällige orange-rote Farbe verdankt Aperol den beiden zugesetzten künstlichen Farbstoffen E 110 (Gelborange S) und E 124 (Cochenillerot A), deren Grundstoff Erdöl ist. Die sogenannten Azofarbstoffe gelten als «sehr umstritten», wie es bei der Verbraucherzentrale Berlin heißt. Sie können demnach bei Menschen, die allergisch auf Aspirin reagieren oder generell anfällig für Allergien sind, zu sogenannten pseudoallergischen Reaktionen wie Hautrötungen und Asthma führen.

Erhöhen sie auch das Krebsrisiko? Die in Lebensmitteln verwendeten geringen Mengen gelten als unbedenklich. Beide Farbstoffe sind zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe. Laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) werden Zusatzstoffe nur zugelassen, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden. Dazu gehöre unter anderem der Nachweis, dass der Stoff gesundheitlich unbedenklich ist.

Begrenzte Mengen

Eine Zulassung gilt oft nur für spezifische Lebensmittelkategorien und begrenzte Höchstmengen. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat auch für E 110 und E 124 Grenzwerte für die tägliche Aufnahme festgelegt: Die maximale Menge für E 110 beträgt vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht, für E 124 beträgt sie 0,7 Milligramm. In Getränken wie Aperol dürfen beide Farbstoffe und andere aus derselben Kategorie in einer Gesamtkonzentration von bis zu 200 Milligramm pro Liter verwendet werden.

Laut der Verbraucherzentrale kann eine Person mit einem Gewicht von 70 kg täglich bis zu 490 ml Aperol konsumieren, ohne die empfohlenen Grenzwerte zu überschreiten. Die Berechnung basiert auf dem Farbstoff E 124, unter der Annahme, dass bis zu 100 Milligramm pro Liter im Aperol enthalten sein können. Das Ergebnis von knapp einem halben Liter Aperol entspricht etwa acht Gläsern des Sommergetränks Aperol Spritz.

Studienlage dünn

Studien haben unterschiedliche Ergebnisse darüber geliefert, ob und in welchem Maße E 110 und E 124 krebserregend sind. Nach Angaben der Verbraucherzentrale wurde festgestellt, dass das Krebsrisiko bei Mäusen anstieg – jedoch nur bei längerer Verabreichung in hoher Konzentration. Dennoch handhaben andere Länder E 124 bereits wesentlich restriktiver. In den USA ist die Verwendung dieses Farbstoffs in Lebensmitteln vollständig verboten.

Experten des Hamburger Umweltinstituts weisen auf mögliche Nierentumore bei Tieren im Zusammenhang mit E 110 hin, betonen jedoch, dass bisher in Studien kein solcher Zusammenhang beim Menschen nachgewiesen wurde.

Definitiv krebserregend: Alkohol

Bei der Bewertung ist jedoch auch ein anderer Inhaltsstoff zu berücksichtigen: der Alkohol. Experten sehen seit langem einen direkten Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebsrisiko als gesichert an. Dies gilt unter anderem für Speiseröhrenkrebs und Leberkrebs, wie es beim Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) heißt. Demnach lassen sich rund vier Prozent der jährlichen Krebsfälle in Deutschland direkt auf Alkohol zurückführen. Hinzu kommen weitere potenzielle gesundheitliche Folgen wie Schlaganfall, Herzversagen, Alkoholabhängigkeit und psychische Störungen.

dpa