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Griechenland: Gewaltiges Spinnennetz in Höhle entdeckt

Über 111.000 Spinnen in einem einzigen Netz-Komplex! Warum zwei Einzelgänger-Arten in riesiger Zahl in einer Höhle an der griechisch-albanischen Grenze überleben können.

Ein Wissenschaftler vor dem riesigen Spinnennetz
Foto: Marek Audy/Urak et al. 2025, Subterranean Biology, CC BY 4.0/dpa

In einer entlegenen Höhle an der Grenze zwischen Griechenland und Albanien haben Forscher den nach eigenen Angaben bislang größten bekannten Spinnennetz-Komplex der Welt aufgespürt. Wie das internationale Team im Fachjournal «Subterranean Biology» berichtet, bedeckt das Netz eine Fläche von rund 106 Quadratmetern und beherbergt mehr als 111.000 Spinnen. 

Das imposante Geflecht erstreckt sich entlang der Felswände eines Ganges in der sogenannten Schwefelhöhle und setzt sich aus unzähligen trichterförmigen Teilstrukturen zusammen. Laut den Wissenschaftlern handelt es sich um eine Art Netz-Mosaik, das von zwei verschiedenen Spinnenarten gemeinsam erbaut wurde – ein bisher nicht beobachtetes Verhalten.

Zwei Arten 

Die Kolonie besteht aus ungefähr 69.000 Exemplaren der weit verbreiteten und auch in Mitteleuropa vorkommenden Hauswinkelspinne (Tegenaria domestica) und 42.000 weiteren der Art Prinerigone vagans, die zur Familie der Baldachinspinnen gehört. Beide Arten sind normalerweise Einzelgänger und werden hauptsächlich in der Nähe menschlicher Siedlungen gefunden.

István Urák, der Erstautor von der Sapientia-Universität in Sfântu Gheorghe, Rumänien, vermutet, dass die extremen Bedingungen in der dunklen, sehr schwefelhaltigen Umgebung das ungewöhnliche Zusammenleben begünstigen.

Anpassung an die Dunkelheit

In der Höhle, deren Eingang auf der griechischen Seite der Grenze liegt, ist es immer dunkel. Schwefelhaltiges Wasser fließt mit einer konstanten Temperatur von etwa 26 Grad Celsius durch den gesamten Hauptgang der Höhle. Die Spinnen fangen in ihren Netzen Mücken, die sich von mikrobiellen Biofilmen ernähren, die an den Höhlenwänden wachsen.

Genetische Analysen zeigen, dass die Spinnen in der Höhle von ihren Artverwandten andernorts deutlich abweichen – sowohl im Erbgut als auch in der Zusammensetzung ihres Mikrobioms. Die Forscher sprechen von einem möglichen Anpassungsprozess an die unterirdische Umgebung. Das Team hofft, die empfindliche Kolonie schützen zu können, obwohl die Höhle in einem grenzüberschreitenden Gebiet liegt, wie der griechische Rundfunk (ERT) berichtete.

dpa