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Grippe und Covid erhöhen Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko

Herzinfarkt nach Grippe? Neue Zahlen zeigen, wie stark manche Infektionen das Risiko für schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen – und wie Impfungen schützen können.

Eine Grippe kann Folgen nach sich ziehen. (Illustration)
Foto: Philip Dulian/dpa

Grippeviren und Coronaviren erhöhen Forschern zufolge kurz nach der Infektion deutlich das Risiko für akute Herz-Kreislauf-Erkrankungen. So steigt das Risiko eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls nach einer Infektion mit einem Grippevirus auf das Vier- bis Fünffache. Bei Sars-Cov-2 erhöht sich das Risiko eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls jeweils auf etwa das Dreifache, wie ein Forschungsteam um Kosuke Kawai von der University of California in Los Angeles im Fachmagazin «Journal of the American Heart Association» in einer Überblicksstudie berichtet. Andere Viren führen zu geringeren, aber längerfristigen Risiken. 

Es ist mittlerweile bekannt, dass Humane Papillomviren, Hepatitis-B-Viren und andere Viren Krebs verursachen können. «Der Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und anderen nicht übertragbaren Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist jedoch weniger gut verstanden», wird Kawai in einer Mitteilung der American Heart Association zitiert. Er und seine Kollegen fanden in mehreren medizinischen Datenbanken über 52.000 Studien zum Zusammenhang zwischen Virusinfektionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus dem Zeitraum 1997 bis 2024. Davon wählten sie 155 aus, die ihren Qualitätsanforderungen entsprachen und die durch statistische Methoden vergleichbar gemacht werden konnten.

Reaktion des Immunsystems setzt Substanzen frei

In der Analyse wurde der Zusammenhang zwischen Infektionen mit Sars-Cov-2 und Grippe am deutlichsten. Das Risiko, einen Schlaganfall zu erleiden, ist in den vier Wochen nach Beginn einer Grippe fünfmal höher als bei Personen ohne Grippe. Im gleichen Zeitraum ist das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, viermal höher. Nach einer Sars-Cov-2-Infektion innerhalb von vier Wochen ist das Risiko für einen Herzinfarkt um das 3,1-Fache und das Risiko für einen Schlaganfall um das 2,9-Fache erhöht. Die Forscher erklären das gesteigerte Risiko damit, dass bei der natürlichen Reaktion des Immunsystems auf Virusinfektionen Substanzen freigesetzt werden, die Entzündungen auslösen und die Blutgerinnung fördern, was das Herz-Kreislauf-System beeinträchtigt.

Die Analyse ergab außerdem, dass bei einer Infektion mit dem Humanen Immundefizienz-Virus (HIV), das Aids verursacht, das Herzinfarktrisiko um 60 Prozent und das Schlaganfallrisiko um 45 Prozent erhöht ist. Die Virenkrankheit Hepatitis C steigert das Herzinfarktrisiko um 27 Prozent, das Schlaganfallrisiko um 23 Prozent. Beim Varizella-Zoster-Virus (Gürtelrose) fällt die Risikoerhöhung noch etwas geringer aus (Herzinfarkt: 12 Prozent, Schlaganfall: 18 Prozent). All diese Zahlen beziehen sich ebenfalls auf den Zeitraum vier Wochen nach der Infektion. «Die mit diesen drei Viren verbundenen Risiken sind jedoch weiterhin klinisch relevant, insbesondere weil sie über einen langen Zeitraum bestehen bleiben; darüber hinaus betrifft Gürtelrose etwa jeden dritten Menschen im Laufe seines Lebens», betonte Kawai.

Grippeimpfung kann nicht nur vor Grippe schützen

Die Studienautoren plädieren dafür, vermehrt gegen Viren zu impfen, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen können. «Prävention ist besonders wichtig für Erwachsene, die bereits an Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden», sagte Kawai. In der Studie verweisen die Wissenschaftler auf eine Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2022: Eine Grippeimpfung sorgte demnach für ein um 34 Prozent geringeres Risiko, eine schwere Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden.

In der vorliegenden Studie wurde auch ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei anderen Viren festgestellt, wie zum Beispiel dem Herpes-simplex-Virus 1, dem Hepatitis-A-Virus, dem Humanen Papilloma-Virus sowie den Viren, die Dengue-Fieber und Chikungunya-Fieber verursachen. Allerdings waren die Ergebnisse weniger eindeutig als bei den genannten Viren. Die Autoren der Studie fordern weitere Forschung zum Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, da diese Virusinfektionen weltweit weit verbreitet sind.

dpa