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Nobelpreis-Bekanntgaben in Skandinavien: Wer wird dieses Jahr ausgezeichnet?

Die Nobelpreise in verschiedenen Kategorien werden in Stockholm und Oslo vergeben. Große Namen werden gehandelt, aber die Gewinner bleiben geheim.

Die Medaille, die für einige Tage die Welt bedeutet. (Archivbild)
Foto: Daniel Reinhardt/dpa

In Skandinavien beginnt am Montag die aufregende Zeit der Nobelpreis-Bekanntgaben. Keine Auszeichnung weltweit – abgesehen von den Oscars – hat eine vergleichbare Strahlkraft wie die Preise, die jährlich auf Anordnung ihres wohlhabenden Stifters in Stockholm und Oslo verliehen werden. Die Kandidaten für dieses Jahr werden streng geheim gehalten, aber es kursieren bereits große Namen – oder sie bringen sich selbst ins Spiel.

Wann stehen welche Nobelpreise an?

Die Wissenschaftspreise machen wie üblich den Anfang: Am Montag beginnt es in der schwedischen Hauptstadt Stockholm mit der Bekanntgabe in der Kategorie Physiologie oder Medizin. Die Verkündungen in Physik und Chemie folgen dann am Dienstag und Mittwoch.

Am Donnerstag wird der Literaturnobelpreisträger gekürt, bevor am Freitag der Friedensnobelpreis – vielleicht der prestigeträchtigste aller Nobelpreise – bekannt gegeben wird. Dieser wird nicht in Stockholm, sondern in der norwegischen Hauptstadt Oslo verliehen.

Zurück in Schweden wird am nächsten Montag der jährliche Preis in der Kategorie Wirtschaftswissenschaften verliehen. Dieser Preis geht nicht auf das Testament von Alfred Nobel zurück, sondern wird seit Ende der 1960er Jahre von der schwedischen Zentralbank gestiftet. Offiziell wird er daher nicht Nobelpreis genannt, sondern – etwas umständlich – der Preis der schwedischen Reichsbank für Wirtschaftswissenschaften in Gedenken an Alfred Nobel.

Wer war Alfred Nobel – und was wollte er mit den Preisen bezwecken?

Alfred Nobel (1833-1896) ist der schwedische Industrielle gewesen, der im 19. Jahrhundert das Dynamit erfunden hat. Den Großteil seines Vermögens ließ er kurz vor seinem Tod in einen Fonds anlegen. Die daraus resultierenden Zinsen, so legte es Nobel in seinem Testament fest, sollten unter denjenigen aufgeteilt werden, die in den Kategorien Physik, Chemie, Physiologie/Medizin, Literatur und Frieden «im vorangegangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen gebracht haben». 

In anderen Worten: Es sollte jedes Jahr ein hochdotierter Preis für große Erfindungen, bedeutende literarische Werke und einen großen Einsatz für Frieden und Völkerverständigung verliehen werden.

Nach dem Tod von Nobel gab es anfangs Kontroversen über seinen Wunsch. Die ersten Nobelpreise wurden erst 1901 verliehen, fünf Jahre nach dem Tod des Erfinders. Seitdem interpretieren die einzelnen, von Nobel bestimmten Vergabe-Institutionen die Vorgaben des Preisstifters unterschiedlich. Die Nobelpreise werden jedes Jahr am Todestag von Nobel, dem 10. Dezember, verliehen.

Wie hoch ist das Preisgeld?

Wer in der Welt der Wissenschaft eine Nobelmedaille verdient hat, hat so gut wie alles erreicht. In der Literatur kann die Auszeichnung als Nobelpreisträger zu erheblich steigenden Verkaufszahlen der Werke des oder der Geehrten führen. Der Friedensnobelpreis kann hingegen in manchen Fällen nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine große Last sein – insbesondere, wenn der Preisträger mit vielen Vorschusslorbeeren ausgezeichnet wird oder später mit neuen oder wieder aufgeflammten Konflikten konfrontiert ist.

Alle Nobelpreise haben gemeinsam, dass die Preisträger neben der renommierten Nobelmedaille und einem Diplom ein großzügiges Preisgeld erhalten. Gemäß dem Testament von Nobel soll dieses Geld gleichmäßig auf die verschiedenen Preiskategorien verteilt werden.

In diesem Jahr werden in jeder Kategorie elf Millionen schwedische Kronen verteilt. Dies entspricht der gleichen Summe wie im Vorjahr, jedoch ist es für alle Nicht-Schweden jetzt ein viel höherer Betrag: Aufgrund der gestärkten Krone im Vergleich zum Euro und Dollar entspricht das Preisgeld nun etwa einer Million Euro.

Wenn mehrere Preisträger in einer Kategorie gleichzeitig ausgezeichnet werden, teilen sie sich das Preisgeld. Laut den Statuten der Nobelstiftung sind höchstens drei Preisträger pro Kategorie möglich.

Wer ist nominiert?

Niemand weiß offiziell mit absoluter Sicherheit, wer nominiert wurde. Es ist eine Tradition beim Friedensnobelpreis, dass einzelne Nominierungsberechtigte wie hochrangige Politiker, Gelehrte oder andere öffentlich verkünden, wen sie vorgeschlagen haben. Jedoch wird die fristgerechte Einreichung der Nominierung in Stockholm oder Oslo niemals bestätigt. Die Namen der Nominierten werden stattdessen gemäß den Statuten der Nobelstiftung 50 Jahre lang geheim gehalten.

US-Präsident Donald Trump hat mehrmals betont, dass er glaubt, den Friedensnobelpreis verdient zu haben. Benjamin Netanjahu, der Ministerpräsident Israels, und die Regierung Pakistans haben erklärt, Trump für den Preis nominiert zu haben. Es ist unklar, ob er tatsächlich einer der 338 Kandidaten für den Friedensnobelpreis in diesem Jahr ist.

Wie stehen die deutschen Erfolgsaussichten?

Es gab viele Deutsche unter den knapp 1.000 Menschen und Organisationen, die sich bis heute Nobelpreisträger nennen dürfen oder durften. Der Mediziner Emil von Behring und der Physiker Wilhelm Conrad Röntgen waren sogar 1901 unter den allerersten Preisträgern.

In manchen Kategorien ist es jedoch schon eine Weile her, dass ein Deutscher ausgezeichnet wurde: Im Bereich Medizin war der zuletzt im Jahr 2013 geborene Thomas Südhof aus Göttingen einer der Geehrten, in Literatur waren es Herta Müller 2009 und Günter Grass 1999. Im Bereich Wirtschaftswissenschaften gab es bisher nur einen deutschen Preisträger, Reinhard Selten 1994, und beim Friedensnobelpreis muss man bis ins Jahr 1971 und zum damaligen Kanzler Willy Brandt zurückgehen, um einen Deutschen in der Liste der Auserwählten zu finden.

In den Kategorien Physik und Chemie gab es 2021 einen deutschen Nobel-Doppelerfolg, als der Physiker Klaus Hasselmann und der Chemiker Benjamin List ausgezeichnet wurden. Die Bundesrepublik hat in den Wissenschaftskategorien die besten Chancen, da Forscherinnen und Forscher aus den USA und Großbritannien häufiger für ihre Arbeit belohnt wurden.

Zudem wurden in letzter Zeit auch immer wieder Wissenschaftler mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, die zwar aus dem Ausland stammen, aber an deutschen Instituten tätig sind. Beispiele hierfür sind der schwedische Mediziner Svante Pääbo 2022, der ungarisch-österreichische Physiker Ferenc Krausz 2023 und die französische Chemikerin Emmanuelle Charpentier 2020.

dpa