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Halbjährliche Spritze verhindert HIV-Infektion – Trendwende?

Eine HIV-Infektion muss heute nicht mehr tödlich enden, Therapien ermöglichen ein weitgehend normales Leben. Doch Ziel bleibt, Infektionen zu vermeiden – hier scheint es einen Meilenstein zu geben.

Aktivisten protestieren für kostengünstige Mittel.
Foto: Michael Kessler/Intoon-Media/dpa

Nach Angaben von Forschern kann ein halbjährlich gespritztes Medikament zuverlässig eine HIV-Infektion verhindern. Die Studie wurde im «New England Journal of Medicine» (NEJM) veröffentlicht und auf der Welt-Aids-Konferenz in München präsentiert, was große Hoffnungen im Kampf gegen Aids weckt. Es wird auch die Forderung an das Pharmaunternehmen Gilead erhoben, preisgünstige Generika herzustellen, um das Medikament vor allem in den stark von HIV betroffenen Gebieten des Globalen Südens erschwinglich zu machen. Lenacapavir ist bisher nur in einigen Ländern zur HIV-Therapie zugelassen.

Keine einzige Infektion

An der Studie nahmen etwa 5338 Mädchen und junge Frauen in Südafrika und Uganda teil, die ursprünglich HIV-negativ waren. Von den gut 2134 Teilnehmerinnen, die zweimal im Jahr Lenacapavir unter die Haut gespritzt bekamen, wurde keine einzige infiziert. In den anderen beiden Gruppen mit insgesamt etwa 3200 Teilnehmerinnen, die zwei verschiedene Medikamente zur oralen Präexpositionsprophylaxe (PrEP) erhielten, gab es jedoch insgesamt 55 HIV-Infektionen.

Sharon Lewin, Präsidentin der Internationalen Aids-Society (IAS), bezeichnete den Fortschritt als bahnbrechend.

Druck auf Hersteller 

Der Hersteller Gilead sieht sich nun vermehrt mit der Forderung konfrontiert, das Medikament speziell in Ländern des Globalen Südens schnell und kostengünstig verfügbar zu machen – und somit zum weltweit bis 2030 angestrebten Ende der HIV-Epidemie beizutragen. Jährlich infizieren sich nach wie vor weltweit 1,3 Millionen Menschen neu mit dem Virus, und jede Minute stirbt ein Mensch an den Folgen von Aids.

Am Rande der Welt-Aids-Konferenz forderten Aktivisten, kostengünstige Generika zuzulassen. Der Gilead-Preis von Lenacapavir soll laut Forschern aus Liverpool und NGOs – darunter Ärzte ohne Grenzen – in den USA bei 40.000 US-Dollar pro Jahr liegen. Die UNAIDS-Exekutivdirektorin Winnie Byanyima sprach bei der Eröffnung der Aids-Konferenz von einem «Wundermittel», das dringend für Menschen in Asien, Lateinamerika und Afrika bereitgestellt werden müsse. Es sei möglich, das Medikament zu Kosten von 100 US-Dollar oder weniger zur Verfügung zu stellen.

Hoffnung für junge Frauen im südlichen Afrika 

Besonders junge Frauen in Afrika, die als besonders von HIV betroffene Gruppe gelten, könnten von dieser Art der Prävention profitieren. Laut UNAIDS infizieren sich weltweit wöchentlich 4000 junge Frauen, davon mehr als 3000 im Subsahara-Afrika. Einige Frauen werden diskriminiert, weil sie die bisher übliche tägliche orale Präexpositionsprophylaxe (PrEP) mit Pillen einnehmen, da angenommen wird, dass sie infiziert sind.

“Die Veranstaltung beginnt um 19:00 Uhr im Konferenzsaal des Hotels.”

dpa