Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Harald Schmidt: «Ich brauch’ keinen Luxus, aber Internet»

Harald Schmidt macht dieses Jahr Urlaub mit der ganzen Familie. Wohin’s geht, verrät er im dpa-Interview. Außerdem plaudert er über das Traumschiff, die EM und andere Ferienfreuden.

Harald Schmidt freut sich auf die Europameisterschaft und traut Deutschland einiges zu.
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Der TV-Satiriker Harald Schmidt ist seit vielen Jahren als Oskar Schifferle fester Bestandteil der Crew des ZDF-Traumschiffs. Nächste Woche beginnen erneut die Dreharbeiten.

Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur enthüllt der als Late-Night-Talker berühmt gewordene Theaterschauspieler auch, wo und wie er diesen Sommer privat Urlaub macht, was seine bevorzugten Reiseziele sind und welche Aussichten er Deutschland bei der Fußball-Europameisterschaft gibt.

Antwort: “Meine Familie und ich planen, im August nach Italien zu fahren.”

Antwort: Föhr. Wieder einmal.

Antwort: Doch, Sylt.

Antwort: Nein, ich war noch nie auf Sylt. Dort würde ich ja die Leute treffen, denen ich das ganze Jahr aus dem Weg gehe. Was soll ich auf Sylt? Ich habe kein Interesse an einem Promi-Lokal oder Hummer-Essen oder was es dort alles gibt. Musikalisch wäre es natürlich interessant für mich, aber gut. Wir haben schon seit Jahren immer Föhr besucht, und jetzt wollten wir alle dorthin. Und je weiter der Klimawandel voranschreitet, desto mehr sollte man sich ja im Norden aufhalten.

Frühstücksraum als Themenquelle

Antwort: “Ja, das hat Karl Lauterbach tatsächlich letzten Sommer gesagt. Er meinte, dass die große Zeit Italiens vorbei sei – aufgrund der Hitze.”

Antwort: Es war eine kluge Strategie von ihm. Es hat auch positive Reaktionen in den italienischen Medien ausgelöst… Aber jetzt werden vielleicht einige Leute in Italien dieses fantastische Resort besuchen, wo gerade der G7-Gipfel stattgefunden hat. Ich denke jedoch, dass der Norden immer attraktiver werden wird.

Frage: Kommt die ganze Familie mit nach Föhr?

Antwort: Ja.

Antwort: “Sind die Kinder jetzt alle aus der Schule?”

Antwort: Es sind noch zwei Schüler in der Schule.

Antwort: Ja, es ist großartig, dass alle noch mitkommen.

Antwort: Ja, aber das ist mit viel An- und Abreise: Freundinnen, Freunde und so weiter. Ich natürlich auch, weil ich zum Teil noch Vorstellungen habe. Und teilweise wird es mir auch zu viel. Unterschiedliche Frühstückszeiten und so. Im Laufe der Zeit muss man da auch klar ziehen, wie so ein Urlaub abläuft. Ich muss da aufpassen, dass ich nicht der Reiseleiter bin.

Frage: Wie verbringen Sie Ihre Zeit im Urlaub?

Antwort: Um ehrlich zu sein, bin ich ein großer Fan von Vertrödeln. Die Frühstücksräume in Hotels sind für mich eine wahnsinnige Quelle für Themen. Wer kommt wann? Wer ist bereits schlecht gelaunt? Wer sind diejenigen, die bereits mit Tablet und iPhone ihr Müsli essen?

Antwort: “Ja, im Urlaub schalte ich oft mein Handy aus und genieße die Zeit ohne ständige Erreichbarkeit.”

Antwort: Nein. Ich brauch’ keinen Luxus, aber Internet. Wenn mir im Hotel schon mal gesagt wird «Wir haben uns erlaubt, Sie upzugraden» sage ich: Bitte nicht. Ich will abends nicht 20 Minuten unterwegs sein, um das Licht auszumachen.

Traumschiff-Kollege Silbereisen: «ein absoluter Entertainment-Profi»

Antwort: “Ja, alles, was Sie brauchen, ist WLAN.”

Antwort: Ja, ich benötige definitiv Internet. Google, alles. Ich bin auch damit einverstanden, dass ich ausspioniert werde, denn das geschieht bei mir ohnehin schon seit 40 Jahren. «Hallo Schmidtchen, wie war’s in Husum? Mein Schwager hat dich da im Taxi gefahren» – sagt mir der Taxifahrer in Freiburg.

Antwort: “Ja, die meisten erkennen mich sofort.”

Antwort: Nicht immer. Neulich ist es mir in Ulm passiert, da war ich in der Innenstadt unterwegs und da blieb einer stehen und sagte: «Oh! Sie sind’s ja wirklich: Helmut Schmidt!» Für meine Alterskohorte bin ich entweder Helmut Schmidt oder Harald Juhnke.

Frage: Drehen Sie in nächster Zeit wieder fürs «Traumschiff»?

Antwort: Am Mittwoch! In Tromsø am Polarkreis.

Antwort: In letzter Zeit sind immer mehr Influencer auf dem Schiff anzutreffen.

Antwort: Ja, manche werden einem auch nicht mit Namen vorgestellt. Man fragt sich: Wer ist das? Antwort: Hat drei Millionen Follower. Was in Ordnung ist.

Antwort: “Nein, Schauspielern können sie nicht.”

Antwort: Die werden entsprechend ihren Fähigkeiten eingesetzt. In erster Linie sollen sie für Aufmerksamkeit in den sozialen Netzwerken sorgen – was sehr gut klappt, muss man sagen. Was die Klickzahlen beim ZDF angeht, ist «Traumschiff» mit dem «Bergdoktor» ganz weit vorn.

Antwort: “Florian Silbereisen ist tatsächlich kein Schauspieler.”

Antwort: Jedoch ein wahrer Experte im Bereich Unterhaltung. Seit seiner Beteiligung sind definitiv mehr junge Zuschauer hinzugekommen, und mein Ziel ist es natürlich, dass das Ganze möglichst lange im Programm bleibt.

Antwort: “Ja, die Geschichten sind tatsächlich sehr oberflächlich.”

Antwort: Wir machen halt «Traumschiff». Aber es ist ein super Produkt. Ich wünschte, Sie könnten mal mit der Tarnkappe dabei sein, wie viele Leute mich aufs «Traumschiff» ansprechen. Und das ist nicht das arme Muttchen, das sonst gar nichts mehr mitkriegt. Und das «Traumschiff» hat ja mittlerweile auch deshalb einen so großen Erfolg, weil sich wahnsinnig viele Leute parallel in den Netzwerken darüber lustig machen. Wenn wir abends auf dem Schiff an der Bar sitzen, zeigen wir uns gegenseitig die besten Kommentare und schreien uns weg vor Lachen. Es ist ein mediales Rundum-Ereignis, und wenn sich das 20 Millionen angucken, um sich drüber lustig zu machen – ein Traum!

Gute Zeit für Satiriker: «Bekomme jeden Tag neues Material»

Antwort: Haben Sie auch schon einmal privat Kreuzfahrten unternommen?

Antwort: Ja, habe ich, aber ich bin eigentlich fertig, weil ich schon überall war. Das Beste ist einfach die Einfahrt in den Hafen von New York. Freiheitsstatue, Ellis Island. Man kann sich vorstellen, wie es war, wenn man als Einwanderer ankam und dann zurückgeschickt wurde. Aber insgesamt bin ich nicht mehr so begeistert von Fernreisen. Das meiste ist in der eigenen Vorstellung sowieso besser, muss man ganz klar sagen.

Antwort: “Ja, ich habe für Rosamunde Pilcher in England gedreht. Ich bin dort auch weiterhin tätig.”

Antwort: Da fahr’ ich jetzt privat rum, mit dem Zug. Das ist ganz toll. Ich guck’ dann teilweise: Wo feiert die Frau von Boris Johnson ihren Geburtstag? Da gelangt man in tolle Ecken, auf die man sonst nicht kommen würde.

Antwort: “Ja, ich besuche Österreich regelmäßig.”

Antwort: Ich bin total begeistert von Österreich. Es ist ein Land, das verrückt nach Theater ist, besonders Wien. Wien ist wirklich wie Paris oder London eine eigene Welt. Berlin ist nicht so eine eigene Welt für Deutschland wie Wien für Österreich ist. In Deutschland gibt es immer noch Hamburg und München oder auch Köln und das Ruhrgebiet. In Österreich ist Wien unübertroffen. Außerdem ist mir die Mentalität vertraut, da meine Mutter aus Brünn stammt. Das ist heute Tschechien, aber früher war es Teil der k.u.k.-Monarchie. Ich fühle mich dort sehr wohl. Dieses Internationale, dieses Völkergemisch, das war schon immer da. In der Straßenbahn in Wien höre ich viele Sprachen, die ich nicht kenne.

Antwort: “Ja, ich denke, dass es derzeit eine gute Zeit für Satiriker ist. Es gibt genug Themen, über die man satirisch sprechen kann, und das Publikum scheint auch bereit zu sein, sich damit auseinanderzusetzen.”

Antwort: Ich hätte nicht gedacht, dass es für mich nochmal so einfach wird. Ich bekomme jeden Tag neues Material für 20 Minuten. Zum Beispiel: Mode nach der Wahlniederlage. Trage ich einen schwarzen Leder-Mini über Leggins wie Terry Reintke? Oder gehe ich in die Kombination aus Jane Austen und «Handmaid’s Tale» wie Katarina Barley, wo ich vom Kanzler den Blumenstrauß kriege – den kenne ich, der kostet an der Tanke zwölf Euro.

Frage: Nun müssen wir noch über ein Thema sprechen: Europameisterschaft.

Antwort: Ich schaue vermutlich alle Spiele, jedoch nur die Spiele. Keine Vorberichterstattung, keine Nachberichterstattung, keine Experten-Interviews. Viele Spiele auch ohne Ton.

Frage: Besteht die Möglichkeit, dass wir Europameister werden?

Antwort: Ich würde sagen ja. Es muss jedoch noch bewiesen werden, ob Nagelsmann ein Turnier-Trainer ist, habe ich gelesen. Ich bin gespannt auf seine Outfits, er ist ja sehr modisch.

Tagesausflüge nach Paris

Antwort: Der schottische Fußballverband hat die Fans darauf hingewiesen, dass sie in Deutschland immer einen Zug früher nehmen sollten, da sie sonst riskieren, nicht pünktlich anzukommen.

Antwort: Ja, jedoch die Besonderheit ist, dass der Zug um 10 nicht kommt, aber stattdessen erhält man den, der um 8 hätte kommen sollen.

Antwort: Es wird viel darüber diskutiert, ob Deutschland ein Sommermärchen 2.0 schaffen kann. Ein Hindernis dabei ist, dass wir uns in einer Phase der Krise befinden.

Antwort: Tatsächlich sind die Leute viel entspannter als es behauptet wird. Wer viel unterwegs ist, bemerkt, dass die Stimmung im Land ganz anders ist als in den Medien dargestellt.

Antwort: “Ja, das war tatsächlich meine Beobachtung vor zwei Jahren, und ich plane, dies auch im Jahr 2024 weiterhin aufrechtzuerhalten.”

Antwort: Selbstverständlich. Fahren Sie einfach mit dem Auto zum Kamener Kreuz, wo der Abzweig Richtung Berlin-Hannover abgeht. Schauen Sie sich an, wie lang die Lkw-Schlange dort ist. Wenn das Wirtschaftskrise ist, dann sage ich: mehr davon. Übrigens, mein Jag hat gerade wieder den TÜV bestanden – er ist 22 Jahre alt.

Antwort: “Ja, ich habe meinen Jaguar immer noch.”

Antwort: Ein Achtzylinder-Verbrenner, ein Traum. Ich verwende ihn tatsächlich nur, um Brötchen zu holen, 800 Meter. Ansonsten benutze ich die Bahn und Straßenbahn, was die Leute fassungslos macht, weil sie natürlich erwarten, dass ich mit dem goldenen Hubschrauber komme.

Antwort: “Was hält der Sommer noch für uns bereit?”

Antwort: Ich bin schon gespannt auf Olympia. Olympia bietet eine tolle Vielfalt an Sportarten, die man sonst selten sieht, wie zum Beispiel Bogenschießen. Sehr faszinierend.

Antwort: “Nein, ich fahre nicht hin.”

Antwort: Nein.

Antwort: “Ja, das stimmt. Ich bin früher öfters mit dem Thalys von Köln nach Paris gefahren.”

Antwort: Ja, ich mache das auch heute noch, aber ich muss nicht ins Stadion gehen. Sobald ich aus dem Bahnhof komme, gehe ich immer gleich essen. Das habe ich von Maestro Kurt Masur gelernt: Wenn Sie aus dem Gare du Nord rauskommen, gehen Sie direkt gegenüber rein – super Restaurant.

Antwort: “Ja, von Köln aus ist es möglich, einen Tagesausflug zu machen. Man kann Mittagessen und dann wieder zurückkehren.”

Antwort: Ich habe das bereits oft getan. Sehr gut!

Harald Schmidt wurde am 18. August 1957 in Neu-Ulm geboren, wuchs in Nürtingen auf und studierte Schauspiel in Stuttgart. Nach einem Engagement am Theater Augsburg wechselte er 1984 zum Düsseldorfer Kom(m)ödchen und machte sich dort einen Namen als Kabarettist. Seine erste Fernsehreihe «MAZ ab!» bekam er 1988. Der Kult kam mit der 1995 gestarteten «Harald-Schmidt-Show». 2014 verabschiedete er sich als Late-Night-Talker mit den Worten: «Fantastische 19 Jahre! Ihnen alles Gute und schönen Abend.»

dpa