Die Folgen des Klimawandels bedrohen die prächtigen Anlagen: Astbrüche, Baumsterben und lokale Schäden machen sich bemerkbar.
Historische Parks und Gärten in Gefahr

Millionen Menschen schlendern Jahr für Jahr durch prächtige Schlossparks, durch grüne Oasen mitten in Großstädten oder durch Kleinode in der Provinz. Sie sind auch heute noch von der Gartenkunst vergangener Zeiten fasziniert. Allerdings sind die historischen Parks und Gärten in Gefahr. In Deutschland ist es nicht nur wärmer geworden, sondern auch die Anzahl von heißen Tagen und aufeinanderfolgenden Trockentagen hat zugenommen.
Michael Degle, Arbeitsgebietsleiter Baum-Management bei der Bayerischen Schlösserverwaltung, gibt zu, dass die Probleme nicht geleugnet werden können. Die Bayerische Schlösserverwaltung betreut unter anderem den Schlosspark Nymphenburg, den Englischen Garten in München und auch den Schlossgarten Aschaffenburg.
Parks stets im Wandel
Der Vorteil vieler Parks: Die Baumbestände seien stark gemischt, «das ist historisch so gewachsen». Schließlich seien die Anlagen oft Pflanzensammlungen gewesen – und man habe in früheren Zeiten fremdländische Arten in die Bestände eingebracht. Und zum Teil gelten diese jetzt als klimaresistente Bäume.
Das Ziel bei der Schlösserverwaltung ist die so genannte Naturverjüngung, um Bestände aufzubauen, «die fit sind, sagt Degle. Und wir setzen auf Vielfalt». Grundsätzlich gelte: Parks seien in ihrer Geschichte stets im Wandel gewesen.
Vor rund einem Jahr präsentierte die Technische Universität Berlin einen Bericht über Parkschäden, in dem der Großteil der historischen Parks und Gärten in Deutschland untersucht wurde, genauer gesagt: 62 Parkanlagen in 11 Bundesländern.
Als Ergebnis der extremen Wetterphänomene der Jahre 2017, 2018 und 2019 wurde festgestellt, dass es zu erheblichen Schäden in den historischen Parks und Gärten Deutschlands gekommen sei. Laut dem Fazit waren viele wertvolle alte Gehölze betroffen: Es kam zu Astbrüchen, Zusammenbrüchen und Entwurzelungen von Einzelbäumen. Es wurde auch das Absterben ganzer Baumgruppen und -bestände beobachtet.
Studienleiter Norbert Kühn folgert: «Wir konnten eindeutig eine Verschlechterung der Situation bei den Bäumen in den vergangenen Jahren feststellen. Dabei waren die Auswirkungen aber auch individuell, das heißt vor allem lokal sehr unterschiedlich. Auch hier zeigt sich wieder, dass man den Klimawandel ernst nehmen muss, sich aber davor hüten sollte, generalisierend überall die gleichen Probleme zu erwarten.»
Schutz der Parks «gesellschaftliche Aufgabe»
Historische Parkanlagen seien teils über Jahrhunderte liebevoll gepflegt worden, sagt Kühn weiter. Es hätten sich dort Lebensgemeinschaften bewahrt, die anderswo ausgestorben seien. Die Bäume nähmen CO2 auf und spendeten Schatten bei Hitze. Auch seien die Anlagen wichtig für die biologische Vielfalt. «Historische Gärten vereinen also all das, was wir für unsere Zukunft brauchen. Es sollte daher eine gesellschaftliche Aufgabe sein, sie auch in Zeiten des Klimawandels für uns alle zu erhalten.»
Wie sich die klimatischen Veränderungen konkret auswirken, spüren zum Beispiel die Gärtner im Park Rosenau rund um das gleichnamige Schloss bei Coburg in Bayern. Die Anlage faszinierte einst sogar die britische Königin Victoria (1819-1901). Sie schwärmte: «Wäre ich nicht, was ich bin, hätte ich hier mein wirkliches Zuhause.» Ihr Prinzgemahl Albert war in dem Schloss geboren worden.
Trockenheit und Starkregen
Mirko Haßfurther arbeitet im Park und erklärt die praktischen Auswirkungen langer Trockenphasen: «Der Wasserbedarf ist zeitweise enorm.» Daher wurden Wasserspeicher installiert, um das Regenwasser von den Dächern aufzufangen.
Der Bestand an Fichten im Mischwald rund um das Schloss hat in den letzten trockenen Sommern stark gelitten. Und: Aufgrund von Starkregen besteht die Gefahr, dass die Parkwege, die aus Schotter bestehen, ausgespült und aufgeweicht werden. Die Wege sind nicht asphaltiert, um sie so historisch wie möglich zu erhalten.
Ein weiterer Aspekt ist, dass aufgrund der anhaltenden Trockenheit das Absterben der Bäume droht. Daher müssen sie sorgfältig überprüft werden, um keine Gefahr für die Besucher darzustellen. Jedes Jahr überprüft die Bayerische Schlösserverwaltung allein gut 150.000 Bäume.
Fördergeld für die Baumuniversität
Ein Blick nach Cottbus in Brandenburg, wo Hermann Fürst von Pückler-Muskau ab 1846 einen Landschaftspark anlegen ließ: «Die veränderten klimatischen Bedingungen schwächen die Bäume und hinterlassen sichtbare Stresssymptome», teilt eine Sprecherin des Branitzer Parkes mit. «Schüttere Baumkronen, Rindenschäden, häufigere Grünastabbrüche, ein verstärkter Befall durch Krankheiten und Schädlinge und immer mehr absterbende Bäume sind alarmierende Anzeichen für eine insgesamt abnehmende Vitalität und Gesundheit des Baumbestandes.»
Eine Vielzahl von Maßnahmen soll gegensteuern. Die Bäume werden genau beobachtet, der Boden und die Wasserversorgung analysiert. Überregional bekannt ist die Nachzucht robuster, klimaverträglicher Baumarten und Sorten, die zudem den «denkmalpflegerischen Ansprüchen» des Parks gerecht werden, wie es weiter heißt. Die sogenannte Neue Branitzer Baumuniversität sei im Fördervolumen und in der Größe von zwölf Hektar Deutschlands größtes Modellprojekt für historische Gärten im Klimawandel. Bund, das Land Brandenburg und die EU fördern das Projekt mit rund zehn Millionen Euro.