Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Hochwasser im Süden durch Klimawandel wahrscheinlicher

Bei jedem Extremwetterereignis stellt sich die Frage: Wäre es ohne Klimakrise glimpflicher verlaufen? Historische Vergleiche ermöglichen Aussagen dazu. Der DWD legt nun eine Analyse vor.

Starke Niederschläge haben vor Kurzem zu Sturzfluten und Überschwemmungen in Süddeutschland geführt.
Foto: Boris Roessler/dpa

Laut einer Analyse ist die Wahrscheinlichkeit für derart starke Niederschläge wie Ende Mai und Anfang Juni in Süddeutschland aufgrund der Klimakrise bereits deutlich gestiegen. Das Regionale Klimabüro Potsdam des Deutschen Wetterdienstes (DWD) gab bekannt, dass anstatt wie früher im Durchschnitt alle 42 Jahre, in der Region derzeit ungefähr alle 30 Jahre mit solchen Niederschlägen zu rechnen ist.

In einer global zwei Grad wärmeren Zukunft wird erwartet, dass ähnliche Ereignisse in der Gegend im Durchschnitt alle 23 bis 25 Jahre auftreten werden. Die rechnerischen Unsicherheiten bei diesen Angaben sind jedoch ziemlich groß.

Starke Regenfälle hatten zwischen dem 30. Mai und dem 3. Juni zu Sturzfluten und Überschwemmungen in Süddeutschland geführt. In Bayern und Baden-Württemberg wurden lokal Rekord-Regenfälle gemessen, besonders betroffen waren laut DWD die Einzugsgebiete von Donau und Neckar.

Blick zurück für einen Vergleich

Die Wissenschaftler des Wetterdienstes konzentrierten sich bei ihrer sogenannten Attributionsstudie auf die Einzugsgebiete der Flüsse Neckar und Donau, in denen die stärksten Niederschläge gemessen wurden. Die Auswertung ergab, dass der Klimawandel die Wahrscheinlichkeit, dass ein solches oder ein stärkeres Niederschlagsereignis auftritt, um etwa den Faktor 1,4 (Spanne von 0,8 bis 4,4) erhöht hat.Ein solches Ereignis könne heute also merklich häufiger auftreten als in einem 1,2 Grad kühleren Klima, wie es um das Jahr 1900 herum herrschte. Erhöht habe sich nach den Berechnungen wahrscheinlich auch die Intensität eines solchen Niederschlagsereignisses in dieser Region – um etwa vier Prozent. «Ein solches Ereignis bringt somit heute vier Millimeter (Liter pro Quadratmeter) mehr Niederschlag als in einem 1,2 Grad kühleren Klima», hieß es.

In warme Luft passt mehr Wasser

Steigende Temperaturen könnten prinzipiell zu einer Intensivierung von Niederschlägen führen, wird in der Studie erläutert. Das Aufnahmevermögen der Luft für Wasserdampf nehme bei steigender Temperatur zu. «Dieses erhöhte Aufnahmevermögen führt zusammen mit einer stärkeren Verdunstung über den wärmeren Meeresoberflächen zu mehr Feuchtigkeitsaufnahme in der Luft über dem Meer.» Zögen diese Luftmassen dann über die Kontinente, könne potenziell mehr Wasser abregnen. «Durch den Klimawandel nimmt das Potenzial für Starkniederschläge daher grundsätzlich zu.»

Für eine Attributionsstudie werden meteorologische Daten aus den vergangenen Jahrzehnten und Klimasimulationen statistisch analysiert. Vor einem Monat hatte das Forschungskonsortium Climameter bereits eine ähnliche Analyse zu den Ereignissen in Süddeutschland veröffentlicht. Laut dieser Analyse war der Starkregen, der die Überschwemmungen verursachte, bis zu 10 Prozent stärker als ohne menschengemachte Erwärmung.

Selbst kleine Mengen an verstärkten Niederschlägen können große Auswirkungen haben, wie das Konsortium erklärte. Das Hochwasser im Ahrtal von 2021 wurde beispielsweise um 3 bis 19 Prozent durch den Klimawandel verstärkt.

dpa