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Hochwasser: Menschen im Süden in Sicherheit bringen

Vor allem unweit des Bodensees steigen die Pegelstände der Flüsse nach starkem Dauerregen an. Viele Gemeinden warnen ihre Bürger und empfehlen teils, Keller zu meiden. Am Samstag könnte es sonst gefährlich werden.

Besonders in der Bodensee-Region besteht Hochwasser-Gefahr.
Foto: Marc Tirl/dpa-Zentralbild/dpa

Am Samstag besteht die Sorge: In zahlreichen Gemeinden entlang der von anhaltendem Regen belasteten Flüsse in Süddeutschland könnten starke Überschwemmungen auftreten. Einige Gemeinden haben vorausschauend ihre Einwohner aufgefordert, Keller zu meiden oder sogar für einige Tage woanders zu übernachten. Ein Landkreis befindet sich präventiv im Katastrophenmodus.

Der Schwerpunkt lag auf der Bodensee-Region: Aufgrund akuter Überflutungsgefahr wird etwa 1300 Menschen in Meckenbeuren, Baden-Württemberg, empfohlen, ihre Häuser zu verlassen. Es handelt sich nicht um eine Evakuierung, sondern um eine Empfehlung, erklärte eine Sprecherin der Gemeinde in Oberschwaben. Es wurde mitgeteilt, dass insbesondere am Fluss Schussen mit extremem Hochwasser gerechnet wird.

Laut den Angaben informierte die Feuerwehr die betroffenen Anwohner mit Durchsagen, dass sie in den kommenden Nächten bei Angehörigen oder Freunden unterkommen sollen. Es gibt auch Schutzräume als Alternative.

Auf keinen Fall im Keller schlafen

«Wir hoffen immer noch, dass sich die Wetterlage etwas entspannt und die Hochwasserpegel weniger dramatisch ausfallen als vorhergesagt», so Bürgermeister Georg Schellinger laut Mitteilung. «Heute Nacht überschreiten wir möglicherweise den Höchststand früherer Schussen-Hochwasser. Deshalb haben wir schon heute mit der Evakuierung begonnen. Wir möchten, dass sich die Menschen in Ruhe auf die herausfordernde Lage einstellen, ihre Sachen packen und vielleicht bei Freunden unterkommen können – und nicht in der Nacht aus den Betten gerissen werden.»

In Weingarten bei Ravensburg haben Bewohner großer Teile der Stadt die Empfehlung erhalten, die Untergeschosse zu meiden und auf keinen Fall im Keller zu schlafen. Die Feuerwehr hat kürzlich diese Warnung herausgegeben. Auch wurde ihnen geraten, im Idealfall bei Verwandten und Freunden außerhalb der von steigenden Pegelständen gefährdeten Gebiete zu übernachten.

«Es ist leider zur Zeit unklar, wie schnell die Pegel im weiteren Verlauf steigen werden. Daher gilt besondere Vorsicht!», hieß es auf der Seite der Einsatzkräfte. Laut dem Landkreis Ravensburg war nicht auszuschließen, dass einzelne Städte oder Gemeinden möglicherweise Evakuierungsentscheidungen treffen könnten.

Feuerwehr und Technisches Hilfswerk im Dauereinsatz

In Lindau am Bodensee wurden bereits erste Straßen und Unterführungen überflutet, wodurch der Stadtbusverkehr eingestellt werden musste. Eine Sprecherin der Stadt sagte, dass Feuerwehr und Technisches Hilfswerk kontinuierlich im Einsatz seien. Bewohner eines Mehrfamilienhauses mussten evakuiert werden, da die Gefahr eines Kurzschlusses bestand, nachdem Wasser eingedrungen war.

Große Teile von Baden-Württemberg und Bayern müssen sich auf ein Wochenende mit starkem und langanhaltendem Regen einstellen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt vielerorts vor der höchsten Warnstufe. Es könnten regional Niederschlagsmengen von bis zu 120 Liter pro Quadratmeter erreicht werden.

Landkreis Günzburg ruft vorsorglich Katastrophenfall aus

Ein Landkreis in Bayern hat präventiv den Katastrophenfall ausgerufen. Das Landratsamt in der Region Günzburg gab bekannt, dass dies dazu diene, die potenziell betroffenen Städte und Gemeinden besser unterstützen zu können. Dafür werden Einsatzkräfte aus dem gesamten Landkreis benötigt. Es wurde angeordnet, Camping- und Freizeitplätze an den Flüssen Günz, Kammel und Mindel zu evakuieren, da während der Pfingstferien viele Gäste des Freizeitparks Legoland dort verweilen.

Wir nehmen die Situation sehr ernst», sagte Landrat Hans Reichhart (CSU). «Wir wollen die Zeit, die wir jetzt noch haben, bis das Hochwasser den Landkreis Günzburg erreicht, optimal nutzen.» Laut Wasserwirtschaftsamt könnte stellenweise ein Jahrhunderthochwasser erreicht werden.

Notfallgepäck packen

Auch im weiteren Westen an der Donau, beispielsweise in Neu-Ulm, und an ihren Nebenflüssen wird mit einem Hochwasser gerechnet, das statistisch nur alle 50 bis 100 Jahre auftritt und besonders stark ist. Im Landkreis Biberach wurden Bewohner in den betroffenen Gebieten aufgefordert, auf ihre Sicherheit zu achten, da potenziell Lebensgefahr besteht. Sie sollten Notfallgepäck bereithalten.

Und es sollte die NINA-Warnapp auf das Smartphone geladen werden, um zeitnahe Informationen zu erhalten – so eingestellt, dass bei einer Evakuierungsmeldung ein Alarm ertönt. «Dazu muss das Handy angeschaltet sein und darf sich nicht im Flugmodus befinden», betonte etwa das Landratsamt Ravensburg.

Hochwasserrisiko auch in Hessen, Unwettergefahr im Osten

Die Niederschläge haben auch in anderen Regionen zu steigenden Wasserständen in Flüssen geführt – und es werden weitere Zuwächse erwartet. Laut dem regionalen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie in Hessen ist ein statistisch nur alle 20 Jahre auftretendes Hochwasser an Rhein und Neckar möglich.

Die Menschen im Osten Deutschlands müssen sich laut DWD auf viel Regen, teils auch auf Gewitter einstellen. Allerdings werde das Unwetter Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt voraussichtlich weniger stark treffen als zunächst befürchtet.

dpa