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Höchste Alarmstufe wegen Mpox – was bedeutet das?

Die WHO ruft wegen Mpox erneut die höchste Alarmstufe aus. Grund ist eine neue, wahrscheinlich gefährlichere Variante. Das Risiko für Ansteckungen in Europa ist derzeit aber noch sehr gering.

Typisch für Mpox ist ein Hautausschlag, der schmerzhaft sein kann. (Archivbild)
Foto: Moses Sawasawa/AP

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat wegen der zunehmenden Verbreitung einer bestimmten Mpox-Virusvariante in Afrika eine «Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite» (PHEIC) erklärt. Diese höchste Alarmstufe hatte sie zeitweise auch wegen der Sars-CoV-2-Pandemie ausgerufen.

Droht eine ähnliche Entwicklung wie anfangs bei Corona?

Nein. Der Übertragungsweg der beiden Viren ist deutlich unterschiedlich – und damit auch ihr Ansteckungspotenzial. Sars-Cov-2 wird vor allem über winzige Tröpfchen in der Luft, also die Atemwege, übertragen. Bei Mpox hingegen erfolgt die hauptsächliche Übertragung durch Haut-zu-Haut-Kontakt.

Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) besteht die Hauptgefahr für eine Ansteckung hauptsächlich durch engen Haut-zu-Haut-Kontakt beim Sex oder enges Umarmen, Massieren und Küssen von Infizierten mit Ausschlag, Wunden oder Schorf.

Corona ist jedoch nur für einen kurzen Zeitraum übertragbar – Menschen mit Mpox sind erst dann nicht mehr ansteckend, wenn alle Wunden abgeheilt sind und sich eine neue Hautschicht gebildet hat. Dies kann laut RKI mehrere Wochen dauern.

Eine Übertragung von Mpox ist – wenngleich seltener – auch über Sexspielzeug, Bettwäsche und Handtücher oder eine von einem Infizierten berührte Oberfläche möglich. Laut RKI kann auch in unmittelbarer Nähe eines Erkrankten eine Übertragung über Tröpfchen erfolgen.

Wie sieht es mit Impfstoffen aus?

Es gibt eine verfügbare Schutzimpfung. Diese verringert das Risiko eines Krankheitsausbruchs und mildert den Krankheitsverlauf ab. Allerdings gibt es in Afrika und anderen Ländern des globalen Südens Probleme mit der Versorgung solcher Impfstoffe.

Die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland empfiehlt derzeit nur bestimmten Risikogruppen die Impfung.

Studien zu neuen Impfstoffkandidaten werden beispielsweise von Biontech durchgeführt. Die bereits zugelassenen Impfstoffe wurden ursprünglich zur Prävention von Pocken bei Menschen entwickelt.

Sind Mpox und Affenpocken dasselbe?

Ja, “Mpox” ist die Abkürzung des englischen Wortes Monkeypox für Affenpocken. Das Virus wurde erstmals bei Affen entdeckt, daher der Name.

Die WHO hat den neuen Namen festgelegt, da die Bezeichnung Monkeypox als rassistisch und stigmatisierend angesehen werden könnte und verschiedene Stellen darum gebeten haben, die Krankheit umzubenennen.

Die WHO benennt generell Krankheiten inzwischen weder nach Tieren noch nach Ländern, in denen sie entdeckt werden, um Diskriminierungen vorzubeugen.

Woher stammt der Erreger?

Das Mpox-Virus (MPXV) ist eng mit den klassischen Pockenviren (Variola-Virus) und den Kuhpockenviren verwandt. Es hat verschiedene Nagetiere in West- und Zentralafrika als natürliche Wirte. Affen und Menschen gelten eigentlich als sogenannte Fehlwirte, an die sich die Erreger weniger gut anpassen.

Das Virus hat zwei genetische Kladen (I und II). Das internationale Mpox-Geschehen seit Mai 2022 ist auf Klade IIb zurückzuführen. Ansteckungen mit dem Virus der Klade I wurden jedoch bisher nur in West- und Zentralafrika beobachtet.

Bis jetzt wurden in diesem Jahr mehr als 14.000 Verdachtsfälle von Mpox und über 500 Todesfälle aus der Demokratischen Republik Kongo und anderen afrikanischen Ländern gemeldet – mehr als im gesamten letzten Jahr.

Experten zufolge könnte dies möglicherweise nur die Spitze des Eisbergs sein, da nicht ausreichend getestet wird und nicht alle Infizierten einen Arzt aufsuchen.

Wie ist die Lage in Deutschland?

Laut RKI gibt es bisher keine bekannten Fälle der Klade I in Deutschland. Es wird derzeit nicht davon ausgegangen, dass in Deutschland eine erhöhte Gefährdung durch Klade-I-Viren besteht, so die Aussage. Das RKI überwacht die Situation jedoch sehr genau und wird seine Empfehlungen bei Bedarf anpassen.

Vom RKI wurden bereits rund 3.800 Fälle bundesweit von der Klade IIb erfasst, der Großteil davon (rund 3.700) von Frühsommer bis Herbst 2022. Seit Sommer 2023 werden kontinuierlich niedrige Fallzahlen – im ein- bis niedrigen zweistelligen Bereich pro Monat – gemeldet.

Es wurden bisher keine Todesfälle in Deutschland registriert.

Wie sieht es weltweit aus?

In Schweden wurde laut Regierung der erste bestätigte Mpox-Fall der Klade Ib außerhalb Afrikas gemeldet. Die betroffene Person hatte zuvor in Afrika verweilt.

Die Entwicklung werde weiterhin aufmerksam beobachtet, besondere Infektionsschutzmaßnahmen für die Allgemeinheit seien vorerst nicht erforderlich, wurde mitgeteilt.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) geht davon aus, dass weitere Fälle gemeldet werden. Jedoch sei die Wahrscheinlichkeit einer anhaltenden Übertragung in Europa sehr gering, sofern importierte Fälle schnell diagnostiziert und Kontrollmaßnahmen umgesetzt werden.

Was sind die Symptome?

Im Unterschied zu den seit 1980 als ausgerottet erklärten Menschenpocken verlaufen Mpox-Infektionen beim Menschen laut RKI-Angaben in der Regel deutlich milder und heilen von selbst ab. Besonders bei Kindern und Personen mit geschwächtem Immunsystem können jedoch auch schwere Verläufe und – selten – Todesfälle auftreten.

Die Symptome umfassen Pickel, Blasen, Ausschlag oder eine Art Wunden im Genital- oder Analbereich sowie an anderen Stellen wie Händen, Füßen, Brust, Gesicht oder im Mund, wie das RKI erklärt. Die Hautveränderungen können demnach sehr schmerzhaft sein. Häufig treten auch allgemeine Krankheitssymptome wie Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen, Frösteln oder Abgeschlagenheit auf.

Die Symptome zeigen sich in der Regel 4 bis 21 Tage nach Kontakt mit infizierten Personen.

Die Hauptaufgabe der Therapie besteht darin, die Symptome zu reduzieren.

Gab es nicht schon eine «Gesundheitliche Notlage» wegen Mpox?

Ja, im Juli 2022 hatte die WHO bereits einmal einen Notstand wegen Mpox ausgerufen. Es gab Klade-IIb-Fälle in vielen Ländern, einschließlich Deutschland. Der Notstand wurde im Mai 2023 aufgehoben, da die Ausbrüche in den meisten Ländern – auch dank Impfungen – unter Kontrolle gebracht wurden.

Es scheint, dass bei der zentralafrikanischen Virusvariante (Klade I) häufiger schwerere Krankheitsverläufe auftreten als bei der westafrikanischen Virusvariante (Klade IIb), was nun Sorgen bereitet. Allerdings gibt es derzeit noch keine gesicherten Angaben dazu in den verfügbaren Daten.

Im Osten der Demokratischen Republik Kongo wurde 2023 vermehrt die Klade Ib nachgewiesen, was laut WHO auf eine weitere Anpassung des Virus an den Menschen hindeutet.

Was bewirkt die höchste Alarmstufe?

Es gibt keine konkreten Folgen. Die WHO will durch diesen Schritt die Behörden weltweit zu erhöhter Wachsamkeit anregen. Sie hofft auch auf mehr finanzielle Unterstützung für Eindämmungsmaßnahmen in Afrika.

Gab es erste Reaktionen?

Die WHO hofft auf eine verstärkte Unterstützung der betroffenen afrikanischen Länder beim Erwerb von Impfstoffen.

Chinas Reaktion bestand darin, die Einreisekontrollen für Personen aus betroffenen Ländern zu verschärfen. “Wer aus Staaten mit Virusfällen einreist, mit Mpox in Kontakt war oder entsprechende Symptome zeigt, sollte sich beim Zoll melden”, hieß es. Die WHO empfiehlt keine Grenzschließungen als Reaktion auf das Virus.

dpa