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Essen: 83 Bewohner evakuiert wegen Bergbauschaden

Mehrgeschossiges Gebäude evakuiert, Hohlraum entdeckt. Evakuierung ruhig, Bewohner vorübergehend in Hotel und Krankenhäusern untergebracht.

Unter dem mehrgeschossigen Gebäude liegt der Zugang zu einem alten Belüftungsstollen. Das hat jetzt Folgen.
Foto: Christoph Reichwein/dpa

Aufgrund eines Bergbauschadens haben in der Nacht 83 Bewohner eines Mietshauses in Essen ihre Wohnungen verlassen müssen. “Unterhalb des Hauses wurde ein Hohlraum entdeckt, wodurch die Standsicherheit des Gebäudes nicht mehr gewährleistet war”, sagte der Sprecher der Feuerwehr Essen, Nico Blum. Der Feuerwehreinsatz begann um 22.00 Uhr und endete um 3.00 Uhr.

Laut einer Stadtsprecherin befindet sich unter dem mehrstöckigen Gebäude im Stadtteil Freisenbruch ein Belüftungsstollen, der aus der Bergbauzeit stammt und älter als 100 Jahre ist. Letzte Woche führte die Bergbaubehörde Sondierungsbohrungen durch, bei denen ein Hohlraum entdeckt wurde. Nach einer eingehenden Prüfung ordneten Bauaufsichtsexperten am Freitagabend die Evakuierung des Hauses an.

Die Evakuierung sei für die vielen älteren Bewohner des Hauses absolut unerfreulich gewesen, so die Sprecherin. Am späten Abend mussten sie ohne Vorwarnung und möglicherweise für längere Zeit ihre Wohnung verlassen. Der Evakuierungsprozess verlief insgesamt ruhig, jedoch zögerten einige Bewohner zunächst, ihre Wohnungen zu verlassen.

Laut Stadt wurden 33 Betroffene in einem Hotel untergebracht, das auch für Geflüchtete genutzt wird. Einige pflegebedürftige Bewohner mussten vorübergehend in Krankenhäuser gebracht werden. Die Mehrheit hat vorübergehend bei Freunden und Verwandten Unterschlupf gefunden. Die Feuerwehr geht davon aus, dass die Betroffenen für mehrere Wochen nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können.

Tagesbrüche keine Seltenheit

Im Ruhrgebiet erstrecken sich mehrere tausend Kilometer Schächte und Stollen unter der Erde. Es kommt regelmäßig zu Tagesbrüchen, Bergschäden, die sich an der Oberfläche zeigen. Ein bekanntes Beispiel ist das Loch von Bochum-Wattenscheid. Im Jahr 2000 entstand in einem Wohngebiet ein 500 Quadratmeter großer Krater, in den zwei Garagen versanken.

Der aktive Steinkohlenbergbau in Deutschland endete im Jahr 2018 nach über 200 Jahren. Auch heute erhält das ehemalige Betreiberunternehmen RAG immer noch Tausende von Meldungen über Bergschäden an Gebäuden aufgrund des Kohleabbaus und der Hohlräume in großer Tiefe.

Die RAG reguliert Bergschäden finanziell und lässt sie von Fachunternehmen reparieren. Ein Beispiel aus dem Jahr 2014 zeigt, wie ein abgesacktes Grundschulgebäude im Zuge der Regulierung hydraulisch um fast einen Meter angehoben wurde. Ansprüche auf Bergschadensersatz verjähren innerhalb von drei Jahren nach Bekanntwerden.

dpa