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Igel-Tod durch Mähroboter – vor allem nachts droht Gefahr

Steuert ein Mähroboter auf einen Igel zu, macht der das, was ihm bei anderen Feinden hilft: zur Stachelkugel zusammenrollen. Oft bedeutet das den Tod für die Tiere. Sind Nachtfahrverbote nötig?

Mähroboter sind wahre Todesfallen für Igel. (Foto-Archiv)
Foto: Marius Becker/dpa

In vielen Gärten sind sie bereits wieder im Einsatz: Mähroboter, die den Rasen ohne eigenes Zutun kurz halten sollen. Für Igel stellen sie jedoch eine tödliche Gefahr dar. Die nachtaktiven Tiere fliehen nicht, sondern rollen sich ein, wie Julia Stubenbord, Landestierschutzbeauftragte in Baden-Württemberg, erklärt. Daher ist die Anzahl verletzter Igel mit der Verbreitung von Mährobotern stark angestiegen.

Experten, darunter der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW), haben seit einiger Zeit ein Nachtfahrverbot für Mähroboter gefordert. Einige Städte wie Köln, Mainz und bald Erfurt haben dies bereits umgesetzt.

Leid und Schmerz bleiben oft unbemerkt

Im letzten Jahr veröffentlichte das Institut gemeinsam mit Igel-Auffangstationen Zahlen: Von Juni 2022 bis Oktober 2023 wurden bundesweit 370 Igel mit Schnittverletzungen gemeldet. Fast die Hälfte (47 Prozent) überlebte nicht. Es gibt auch eine hohe Dunkelziffer nicht entdeckter verletzter oder getöteter Tiere, da überfahrene Igel – sofern sie noch können – in den Schutz von Hecken und Gebüsch flüchten, wie es hieß.

Mindestens 60 Prozent der Igel mit Schnittverletzungen seien erst Tage oder gar Wochen nach dem Unfall gefunden worden, erklärte Anne Berger vom Leibniz-IZW. Sie hätten also über einen langen Zeitraum erheblich leiden müssen. «Solches Tierleid ist gesetzlich verboten, sofern es Alternativen gibt, die kein Tierleid verursachen.»

Immer weniger Igel sind unterwegs

Laut der Deutschen Wildtierstiftung schwindet die Zahl der Igel nicht nur wegen der Roboter. In der modernen Agrarlandschaft und in aufgeräumten Gärten fehlt es den Tieren an geeignetem Lebensraum. Viele Igel werden überfahren oder finden aufgrund des rasanten Rückgangs der Insekten zu wenig Nahrung.

In Deutschland steht der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus) auf der Vorwarnliste der Roten Liste, auf der internationalen Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) ist er als «potenziell gefährdet» eingestuft. 

Was sagen Hersteller?

Vom Hersteller Stihl heißt es, dem Unternehmen sei bewusst, dass Mähroboter für Igel ein Verletzungsrisiko darstellen. «Wir haben bei der Entwicklung der aktuellen Generation unserer Mähroboter viel dafür getan, um dieses Risiko zu reduzieren», sagte eine Sprecherin. 

In den voreingestellten Mäh-Plänen ist keine Nachtaktivierung vorgesehen, um dämmerungs- und nachtaktive Tiere zu schützen. Wenn der Nutzer jedoch eine Nachtaktivierung ausdrücklich wünscht und in der Mähroboter-App programmiert, wird er darauf hingewiesen, dass dies zum Schutz von Kleintieren vermieden werden sollte.

Der BUND empfiehlt, zu überdenken, ob ein Mähroboter überhaupt notwendig ist: Wenn man ihn weglasse, würde man neben den Igeln auch Insekten, Amphibien und anderen Tieren helfen. Wenn der Rasen höher wachsen und blühen dürfe, sei das ein echter Gewinn für die Artenvielfalt.

dpa