Bundespräsident mahnt mehr naturwissenschaftlich-technische Bildung an und Kosten für Sanierung steigen auf 750 Millionen Euro.
Deutsches Museum feiert 100-millionsten Besucher mit Rekorden
Kurz vor dem 100. Geburtstag kam der 100-millionste Besucher: Das Deutsche Museum feiert mit Rekorden. Am 7. Mai 1925 hatte das Haus als eines der größten Wissenschafts- und Technikmuseen der Welt auf der Münchner Museumsinsel eröffnet. Mit allen Zweigstellen verfügt das Haus über 125.000 Objekte, vom 3,7 Milliarden Jahre alten Mondgestein als ältestem Ausstellungsstück bis zum fast 100 Tonnen schweren Militär-U-Boot U1.
Bei der Jubiläumsfeier war auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier anwesend und betonte die Notwendigkeit einer verstärkten naturwissenschaftlich-technischen Bildung. Er betonte, dass technischer Fortschritt auch für die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen wie Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit von großer Bedeutung sei.
Am kommenden Wochenende wird ein Jubiläumsprogramm mit kostenlosem Eintritt für alle angeboten. «Wissen für alle war ja immer schon die Kernidee unseres Hauses», sagt Wolfgang Heckl, Generaldirektor des Museums. Neben den Ausstellungen können auch die Werkstätten, die Bibliothek, das Archiv und die Bildungsabteilung besichtigt werden. Zusätzlich gibt es ein vielfältiges Programm mit einer Wissensbühne, Workshops und einer virtuellen Reise ins All – durch eine VR-Brille.
Sanierung dauert – neue Fete in drei Jahren
Etwa die Hälfte der 45.000 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche auf der Museumsinsel wird momentan renoviert. Die Renovierungsarbeiten, die vor zehn Jahren begonnen wurden, sollten eigentlich im Jubiläumsjahr abgeschlossen sein.
Es gab jedoch Verzögerungen und Kostensteigerungen, eine Insolvenz des Architekten und Debatten im Landtag. Aus den ursprünglich geplanten 445 Millionen Euro wurden – so der zuletzt bekannte Stand – etwa 750 Millionen Euro. Der Freistaat und der Bund beteiligen sich gemeinsam mit nunmehr rund 660 Millionen Euro an den Kosten.
Die vollständige Neueröffnung ist nun für 2028 geplant, ebenfalls ein Jubiläumsjahr: Oskar von Miller gründete das Museum 1903. Zum 125-jährigen Gründungsjubiläum soll also noch einmal groß gefeiert werden.
Zwischen Fortschritt und Verlust: Bangen um den Bergbau
Der erste, bereits renovierte Teil des Museums wurde im Jahr 2022 eröffnet. Es gibt 19 Dauerausstellungen zu Themen von Atomphysik über Foto und Film bis hin zur Gesundheit zu sehen. Zu den Highlights gehören die Luft- und Raumfahrthalle, ein Kernspaltungstisch – und der Brutschrank, in dem Robert Koch vor 140 Jahren Bakterien züchtete und so den Tuberkulose-Erreger entdeckte.
Der zweite Teil wird derzeit renoviert. Die bekannte Mine mit den lebensgroßen Figuren von Bergarbeitern und die beliebte Blitzeshow – beides Highlights für kleine Besucher – wurden entfernt. Die Hochspannungsschau wird wieder aufgebaut. Es ist noch unklar, ob und in welcher Form die Mine, auf die viele hoffen, zurückkehrt. Es würde auf jeden Fall zusätzliche Kosten verursachen.
Baumaterial als Teil der Schau
Die ersten Ausstellungen fanden ab 1906 im alten Nationalmuseum und in der ehemaligen Schweren-Reiter-Kaserne statt. Das neue Gebäude auf der Museumsinsel war eines der ersten großen Bauwerke aus Eisenbeton. Die damals fortschrittliche Bauweise wurde gewählt, um das Gebäude selbst als Teil der Ausstellung zu präsentieren. Das Haus ruht auf über 1500 Betonpfählen, die tief in den Boden der Insel getrieben wurden und jeder von ihnen kann bis zu 40 Tonnen tragen.
Weltneuheit Planetarium
Vor 100 Jahren war das Projektionsplanetarium eine Weltneuheit. Ebenfalls beeindruckend waren das Bergwerk, die begehbaren Schiffsdecks und die Labore in Originalgröße. Im Gegensatz zu früher konnten nun mehr Großexponate präsentiert werden: das Unterseeboot U1, das bis heute ein Highlight ist, sowie eine Reihe von Schiffen, Lokomotiven und Flugzeugen.
Letztes Fest und eine geschenkte Mark
Laut Historikern war die dreitägige Feier zur Eröffnung des Gebäudes auf der Münchner Museumsinsel 1925 das letzte große Fest in der Weimarer Republik. An dem Tag, an dem die Exponate durch die Stadt umgezogen wurden, hatten die Kinder schulfrei und die ganze Stadt befand sich im Feiermodus.
Gemäß der Stadtchronik erhielten 47.000 bedürftige Münchnerinnen und Münchner zur Eröffnung eine einmalige Zulage von einer Mark. Damit konnte man damals eine Maß Bier auf dem Oktoberfest kaufen – oder zweimal ins Deutsche Museum gehen: Der Eintritt kostete 50 Pfennig für Erwachsene.
Vergessene Geschichte: Ein Mitgründer im Nazi-Schatten
Als aus der Republik eine Diktatur wurde, vereinnahmten die Nazis mehr und mehr das Museum. Adolf Hitlers Autoleidenschaft manifestierte sich in einem Anbau für Kraftfahrzeuge auf der Museumsinsel. In der Bibliothek wurde die Propaganda-Schau «Der ewige Jude» gezeigt.
Vor kurzem wurde ein wichtiger Mitgründer neben dem Museumsgründer Oskar von Miller von Forschern in den Blickpunkt gerückt. Der jüdische Ingenieur Arthur Schönberg, Cousin des Komponisten Arnold Schönberg, war wissenschaftlicher Sammlungsleiter. Trotz seiner Verdienste wurde er von den Nationalsozialisten deportiert und starb 1943 im Ghetto Theresienstadt.
Das Museum wächst weiter
Das Museum wurde während des Zweiten Weltkriegs bei Bombenangriffen stark beschädigt. Im Jahr 1947 wurde eine Ausstellung auf der Museumsinsel wiedereröffnet, und erst in den 1960er Jahren erreichte die Ausstellungsfläche wieder das Niveau vor dem Krieg. In den 1970er Jahren überschritt die Besucherzahl erstmals die Millionengrenze.
Das Museum wurde kontinuierlich erweitert: 1984 mit der großen Luft- und Raumfahrthalle, 1992 mit der Flugwerft Schleißheim, 1995 mit dem Deutschen Museum Bonn, 2003 mit dem Verkehrszentrum und 2021 mit dem Deutschen Museum Nürnberg. Das Haus sei noch lange nicht fertig, betont das Museum. Generaldirektor Heckl sagt: «So ein Museum ist nie fertig.»