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Kein Ende des Hochwassers in Brasilien – mehr als 120 Tote

Es ist Herbst auf der Südhalbkugel, der brasilianische Bundesstaat Rio Grande do Sul versinkt in Wassermassen. Menschen und Tiere sind gleichermaßen in Not.

Weit mehr als 300.000 Menschen mussten wegen der Wassermassen ihre Häuser verlassen.
Foto: Andre Penner/AP/dpa

Im Süden Brasiliens gibt es keine Aussicht auf ein Ende der ungewöhnlich starken Hochwasser. Der brasilianische Wetterdienst prognostizierte auch für Samstag und Sonntag heftige Regenfälle im Bundesstaat Rio Grande do Sul. Laut Zivilschutz stieg die Zahl der Unwettertoten bis Freitagabend (Ortszeit) auf 126.

Es fehlen noch 141 Personen und 756 wurden verletzt. Fast 340.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen, mehr als 71.000 fanden in Notunterkünften Unterschlupf.

«Wir machen einen schwierigen Moment durch und sind alle sehr betroffen», schrieb der Gouverneur des Bundesstaates, Eduardo Leite, auf X. Die Kosten für den Wiederaufbau schätze seine Regierung auf mindestens 19 Milliarden Reais (3,4 Milliarden Euro). Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva kündigte ein Hilfspaket von mehr als 50 Milliarden Reais für die Region an.  

Gemäß der Nachrichtenagentur Agência Brasil sind fast 90 Prozent aller Städte in dem Bundesstaat, der fast so groß wie Italien ist, von den Überschwemmungen betroffen. Zahlreiche Gemeinden waren ohne Strom- und Wasserversorgung. Ebenso waren Telefon- und Internetverbindungen an vielen Orten unterbrochen.

Es ist derzeit Herbst auf der Südhalbkugel der Erde, und Überschwemmungen treten im Süden Brasiliens zu dieser Zeit regelmäßig auf. Laut Wissenschaftlern nimmt jedoch aufgrund des Klimawandels ihre Häufigkeit und Intensität zu.

Auch tausende Tiere in Gefahr

Die Überschwemmungen bringen auch Tausende Tiere in große Gefahr. Die Zeitung «O Globo» meldete unter Berufung auf die Regionalregierung, dass Militär, Polizei und Feuerwehr bisher fast 9000 Tiere in Sicherheit gebracht hätten. Am Donnerstag war ein Pferd vom Dach eines Hauses geborgen worden. Laut «O Globo» rettete der 26-jährige Tierarzt Enderson Barreto alleine mindestens 400 Tiere in sieben Tagen, darunter Hunde, Katzen, Schweine, Pferde, Hühner und andere Vögel. «Dies war einer der schlimmsten Augenblicke meines Lebens», sagte der Veterinär der Zeitung. 

Rio Grande do Sul ist der südlichste der 26 brasilianischen Bundesstaaten. Er grenzt an Uruguay und Argentinien und ist vergleichsweise wohlhabend. Seine gut elf Millionen Einwohner nennt man in Brasilien Gaúchos, nicht zu verwechseln mit den Gauchos, den südamerikanischen Viehhirten. In diesem Jahr wird in dem Bundesstaat auch der 200. Jahrestag des Beginns der deutschen Einwanderung in Brasilien 1824 begangen.

dpa