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Deutschland erlebt weniger Wespen als in den Vorjahren

Experten erklären, dass der viele Regen im Frühsommer die Population beeinflusst hat und die Wespen nun vermehrt nach Nahrung suchen.

Im Spätsommer sind die Wespen besonders lästig, weil sie auf Suche nach süßer Nahrung sind.
Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Im Spätsommer können Wespen zu richtigen Plagegeistern werden, doch in diesem Jahr scheinen in Deutschland nicht so viele unterwegs zu sein wie in den Vorjahren. So wurden bei der Mitmachaktion «Insektensommer» im Juni und August weniger gesichtet als im selben Zeitraum 2023 und 2022. Ein Grund dafür könnte der viele Regen im Frühsommer gewesen sein, sagt die Insekten-Expertin Laura Breitkreuz vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) in Berlin. 

Der Nabu und der bayerische Naturschutzverband LBV haben die Deutschen dazu aufgefordert, in zwei Zeiträumen im Juni und August jeweils eine Stunde lang die Insekten in ihrer Umgebung zu zählen und zu melden. Das Projekt soll unter anderem Aufschluss darüber geben, wie es den Käfern, Hummeln, Bienen und Schmetterlingen hierzulande geht.

Regen bremst Wespen aus

«Es gibt Jahre, wo es extrem viele Wespen gibt», erläutert Breitkreuz. 2020 zum Beispiel. Dass die Population von Jahr zu Jahr schwanke, sei normal. «Das Wetter ist immer der ausschlaggebende Grund.» Wenn der Winter mild und trocken sei, überlebten mehr Königinnen, die im Frühjahr einen neuen Staat gründen. Wenn der Frühsommer wie in diesem Jahr besonders regnerisch sei, sei das hingegen nachteilig für den Aufbau der Staaten. 

Die Expertin des LBV, Tarja Richter in Hilpoltstein, stimmt dem zu: Der viele Regen in diesem Jahr hat wahrscheinlich dazu geführt, dass die Wespen nicht so große Staaten bauen konnten oder später als üblich dran waren, sagt sie. Die Hochsaison der Wespen dauert laut Breitkreuz von August bis Mitte September. In diesem Jahr könnte sich das aus ihrer Sicht möglicherweise weiter in den September hinein verschieben. Doch warum kommt es im Spätsommer überhaupt zu der gefühlten Wespenplage, sobald Süßes auf dem Tisch steht?

Warum Wespen jetzt besonders nerven

In Deutschland gibt es nach Angaben des Umweltbundesamtes mehrere Wespenarten, wovon aber nur die Gemeine Wespe (Vespula vulgaris) und die Deutsche Wespe (Vespula germanica) beim Eisessen und bei der Grillparty lästig werden. Deren Staat erreicht im Spätsommer sein Maximum. «Jetzt sind es so viele, dass sie nicht nur in der Natur nach Nahrung schauen, sondern sich bei uns bedienen», sagt Breitkreuz. 

Der Geruch von süßen Speisen und Getränken wie Eis, Saft und Obstkuchen ziehe die Wespen an, sagt Richter. Wespen-Larven ernähren sich ihr zufolge von Fleisch, die ausgewachsenen Insekten aber fliegen auf Zucker: Nektar, Pflanzensäfte und Obst stehen unter anderem auf ihrem Speiseplan. Auch die Larven produzierten einen zuckerhaltigen Saft, an dem sich die Arbeiterinnen laben, sagt Richter. Doch im Spätsommer falle diese Nahrungsquelle weg. «Dann kommen die Wespen zu uns.»

 

Angst bereitet manchen Menschen vor allem das unablässige Herumschwirren der Wespen, das oft als bedrohlich empfunden wird. «Es ist kein aggressives Verhalten», beruhigt Breitkreuz. Der Grund dafür sei das Sehvermögen der gelb-schwarz gestreiften Tiere: Um scharf sehen zu können, sei Bewegung nötig. 

Die Wespen sind möglicherweise nur für kurze Zeit im Laufe des Jahres lästig, aber ansonsten sehr nützlich, wie die Expertin erklärt: “Die Larven fressen eine große Anzahl gefangener Insekten wie Mücken, Fliegen und Bremsen – die sonst selbst ziemlich nervig sein könnten.”

dpa