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Keine Anzeichen für Trendwende bei Klimaschutz

Die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre kennt bislang nur eine Richtung: nach oben. Das Gegenteil ist nötig. Ein UN-Bericht zeigt, wie ernst es den Ländern damit ist, die Umkehr einzuleiten.

CO2 ist nach 1000 Jahren noch in der Atmosphäre (Archivbild)
Foto: Marijan Murat/dpa

Zwei Wochen vor der Weltklimakonferenz in Aserbaidschan wird in UN-Berichten das bisherige Versagen der Weltgemeinschaft beim Klimaschutz deutlich: Die Konzentration der klimaschädlichen Treibhausgase in der Atmosphäre erreichte 2023 Rekordhöhe, und die aktuell geplanten nationalen Klimamaßnahmen reichen bei Weitem nicht aus, um die weitere Erderwärmung so deutlich einzudämmen wie nötig.

Die Informationen stammen von der Weltwetterorganisation (WMO) in Genf und dem UN-Klimasekretariat (UN Climate Change) in Bonn. Die Konferenz wird vom 11. bis 24. November in Baku stattfinden.

Die Konzentration des am häufigsten vorkommenden Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre stieg im Jahr 2023 um 2,3 auf 420 ppm (Teilchen pro Million – Teilchen pro Million). Dies entspricht 151 Prozent des Niveaus vor der Industrialisierung (um das Jahr 1750), wie die WMO berichtet. Auch die Konzentration von Treibhausgasen wie Methan und Lachgas (Distickstoffoxid) ist weiter angestiegen.

Zu wenig Ehrgeiz 

Laut dem UN-Klimasekretariat würden die Treibhausgasemissionen im Jahr 2030 mit den aktuellen nationalen Plänen immer noch 51,5 Gigatonnen CO2 betragen. Dies entspricht nur 2,6 Prozent weniger als die Emissionen von 2019. Um bis 2050 eine emissionsneutrale Welt zu erreichen, müsste der globale Treibhausgasausstoß laut dem Weltklimarat (IPCC) bis 2030 um 43 Prozent unter dem Wert von 2019 liegen.

Die Umweltstiftung WWF sieht die EU in der Verantwortung: «Wir erwarten von den europäischen Staaten mit ihrer historischen Verantwortung einen wegweisenden neuen Klimabeitrag, der eine neue Welle an Ambition auslösen kann», teilte sie mit. 

Im vergangenen Jahr haben nach Angaben der WMO nicht nur ein hoher menschengemachter CO2-Ausstoß, sondern auch Wald- und Buschbrände zu dem Anstieg beigetragen, wie es im Treibhausgas-Bulletin der Organisation heißt. Es ist auch möglich, dass die CO2-Aufnahmefähigkeit der Wälder gesunken ist.

So werden die Klimaziele von Paris verfehlt

«Wir sind eindeutig nicht auf dem richtigen Weg, um die globale Erwärmung deutlich unter zwei Grad und möglichst bei 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau zu begrenzen», sagt WMO-Generalsekretärin Celeste Saulo. Die Ziele wurden bei der Weltklimakonferenz 2015 in Paris festgelegt. Simon Stiell, Chef des UN-Klimasekretariats (UNFCCC) in Bonn, forderte ehrgeizigere Klimaschutzpläne aller Länder. «Jeder Bruchteil eines Grads ist wichtig, denn die Klimakatastrophen werden schnell schlimmer», so Stiell.

Die weitere Erderwärmung ist schon jetzt auf Jahrzehnte hinaus vorprogrammiert. «Angesichts der extrem langen Lebensdauer von CO2 in der Atmosphäre wird das bereits beobachtete Temperaturniveau noch mehrere Jahrzehnte anhalten, selbst wenn die Emissionen rasch auf null reduziert werden», berichtet die WMO. Nach 1.000 Jahren sind bei CO2 noch etwa 15 bis 40 Prozent in der Atmosphäre, so das Umweltbundesamt. 

Die WMO berichtet, dass seit Beginn der Menschengeschichte die Konzentration der Gase in den letzten 20 Jahren noch nie so schnell und stark gestiegen sei. Seit 2004 habe sie um etwa 11,4 Prozent zugenommen.

Problem: Verbrennung fossiler Energieträger

CO2 wird hauptsächlich durch die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Erdöl oder Erdgas erzeugt – beispielsweise bei der Strom- und Wärmeerzeugung, im Verkehr, in der industriellen Produktion sowie in Haushalten. Laut der WMO verbleibt fast die Hälfte der CO2-Emissionen in der Atmosphäre. Etwa ein Viertel wird von den Ozeanen absorbiert, während der Rest von anderen Ökosystemen aufgenommen wird.

dpa