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Kindeswohl – Studie sieht Gefahr durch Personalmangel

Häusliche Gewalt oder Vernachlässigung von Kindern zu melden, fällt vielen Menschen schwer. Auch bei Behörden gibt es bei der Bearbeitung große Schwierigkeiten, wie eine neue Studie zeigt.

«Die Tatsache, dass Kinder aufgrund von Personalmangel gefährdet sind, weil nicht rechtzeitig gehandelt werden kann, erscheint mir in einem Land wie Deutschland völlig unverständlich», sagt die Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, Lanna Idriss.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Wenn Kindeswohlgefährdungen gemeldet werden, können einer neuen Erhebung zufolge nur ein Drittel der deutschen Jugendämter diese Meldungen aufnehmen und zügig bearbeiten. Das ist das Ergebnis der Studie «Licht ins Dunkel bringen», die die SOS-Kinderdörfer weltweit und Transparency International Deutschland am Montag veröffentlichten. Ein Grund für diesen Zustand sei nach Aussage der befragten Behörden unter anderem Personalmangel.

«Die Tatsache, dass Kinder aufgrund von Personalmangel gefährdet sind, weil nicht rechtzeitig gehandelt werden kann, erscheint mir in einem Land wie Deutschland völlig unverständlich», teilte die Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, Lanna Idriss, mit. Die Studie zeigt zudem, dass mögliche Meldewege nur von der Hälfte der Behörden ausgewiesen und Informationen lediglich von zehn Prozent der Ämter in leichter Sprache angeboten würden. Das erschwere den Zugang für Kinder oder Menschen mit Sprachbarrieren.

Forderung nach besseren Melde- und Kommunikationswegen

Die SOS-Kinderdörfer und Transparency International sind der Meinung, dass potenzielle Gefährdungs- und Missbrauchsfälle einfach gemeldet werden sollten und dass die Bearbeitung anonym und zeitnah erfolgen sollte. Sie fordern unter anderem eine Verbesserung der Melde- und Kommunikationswege sowie eine Erhöhung der Ressourcen.

Die Studie «Licht ins Dunkel bringen» sei die erste deutschlandweite Studie, die hinterfragt, was Whistleblowing – also das Hinweisen auf Missstände – für den Kindesschutz bedeute. «Während das “Whistleblowing” in der Wirtschaft oder in Behörden bereits vielfach untersucht wurde, ist dies im Bereich des Kinderschutzes ein großes Dunkelfeld», sagte der Studienleiter Sebastian Oelrich. 

Die Studie beinhaltete Interviews mit Verantwortlichen und Befragungen von Mitarbeitenden mittels Fragebögen. Darüber hinaus wurden die Websites einer repräsentativen Auswahl von Jugendämtern analysiert, die laut Angaben fast 25 Prozent aller Jugendämter repräsentieren.

dpa