Der Klimawandel hat sowohl die Wahrscheinlichkeit als auch die Intensität von Hitzewellen erhöht. Wie genau, das hat ein Forschungsteam nun analysiert.
Klimawandel maßgeblich für viele Hitzewellen verantwortlich
Der menschengemachte Klimawandel hat die Hitzewellen der Jahre 2000 bis 2023 nach Forscherangaben erheblich wahrscheinlicher und intensiver gemacht. Rund ein Viertel der betrachteten, dokumentierten Ereignisse seit 2000 hätte es ohne Klimawandel sehr wahrscheinlich nicht gegeben. Das Team präzisiert im Fachjournal «Nature»: Von 213 untersuchten Hitzewellen haben die menschengemachten Treibhausgase 55 mindestens 10.000-fach wahrscheinlicher werden lassen.
Allein die 14 größten Treibhausgas-Emittenten haben demnach rund 30 Prozent zur klimawandelbedingten Ursache von Hitzewellen beigetragen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie einer Gruppe um Yann Quilcaille von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich. «Unsere Analyse zeigt, dass der menschengemachte Klimawandel bei allen 213 hier analysierten Hitzewellen zu einer Zunahme der Intensität beigetragen hat», schreibt das Team.
Eine Katastrophendatenbank führt Hitzewellen auf
Die Forscher nutzten die internationale Katastrophendatenbank EM-DAT, um Daten zu 213 Hitzewellen von 2000 bis 2023 in allen Teilen der Welt zu erhalten. «Wir berechnen für jede Hitzewelle, wie sich der Klimawandel auf ihre Intensität und Wahrscheinlichkeit ausgewirkt hat», wird Quilcaille in einer Mitteilung der ETH Zürich zitiert. Dazu verwendeten sie Methoden der Initiative World Weather Attribution (WWA). Sie leiteten dabei einen statistischen Zusammenhang ab, der die Wahrscheinlichkeit des Ereignisses mit der Veränderung der globalen mittleren Oberflächentemperatur verknüpft.
Das Forschungsteam berechnete auch, welchen Anteil einzelne Treibhausgas-Verursacher an den Hitzewellen haben. «Frühere Studien untersuchten hauptsächlich die Emissionen von Menschen und Ländern. Dieses Mal konzentrieren wir uns auf die großen Kohlenstoff-Emittenten», erklärt Quilcaille. Dabei handelt es sich um 180 private und staatliche Unternehmen, hauptsächlich Produzenten von Erdöl, Kohle und Zement.
Die Auswertungen haben ergeben, dass die 180 größten Verursacher von Kohlendioxid (CO2) und Methan (CH4) für etwa 57 Prozent der menschengemachten Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Innerhalb des Zeitraums von 1854 bis 2023 trugen allein 14 von ihnen zu 30 Prozent der klimaschädlichen Emissionen bei. Zu diesen zählen unter anderem die frühere Sowjetunion, China jeweils einzeln für Kohle und Zement, die Ölunternehmen Saudi Aramco, Gazprom, ExxonMobil, die National Iranian Oil Company, BP, Shell sowie Indien (nur für Kohle).
«Wir sind jetzt an einem Punkt angelangt, an dem wir die schwerwiegenden Folgen extremer Wetterereignisse für die Wirtschaft und Gesellschaft der Welt erkennen – hitzebedingte Todesfälle, Ernteausfälle und vieles mehr», sagte Quilcaille. Die Menschen machten sich Gedanken darüber, wer in welcher Weise zu den Katastrophen beigetragen habe.
Studie könnte für Rechtsstreit genutzt werden
In einem Kommentar, ebenfalls in «Nature», schreiben Michael Gerrard und Jessica Wentz von der Columbia University in New York: «Der Artikel von Quilcaille und Kollegen argumentiert überzeugend, dass Hitzewellen weltweit durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe, die hauptsächlich von einer begrenzten Anzahl von Unternehmen produziert werden, verschlimmert wurden.»
In einem weiteren «Nature»-Kommentar geht Karsten Haustein von der Universität Leipzig auf mögliche rechtliche Folgen ein: «Die Ergebnisse von Quilcaille und seinen Kollegen sowie der von ihnen entwickelte Zuordnungsrahmen bieten ein Instrument, um den Rechtsstreit gegen einzelne Unternehmen und Länder fortzusetzen.»