Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Knochensammler-Raupe trägt Überreste ihrer Beute als Tarnung

So selten wie makaber: Die neu entdeckte Knochensammler-Raupe trägt ein Tarngewand aus Körperteilen ihrer Beute. Die Raupe kommt nur an einem einzigen Berghang auf der hawaiianischen Insel O’ahu vor.

Die Knochensammler-Raupe lebt ausschließlich in Spinnennetzen und tarnt sich, um nicht von ihrem ahnungslosen Spinnenwirt entdeckt zu werden.
Foto: Rubinoff Lab, Entomology Section/University of Hawaii, Manoa/dpa

In einem Horrorfilm wäre die fleischfressende Knochensammler-Raupe eine grauenerregende Figur ohne Skrupel: Die neu entdeckte Art schafft sich aus den ungenießbaren Körperteilen ihrer Insektenbeute ein sorgfältig gestaltetes Tarngewand. Von der ebenso gruseligen wie faszinierenden Beobachtung berichten Forscher im Fachblatt «Science».

Hawaii beherbergt viele skurrile Arten

Die Forscher haben die skurrilen Insektenlarven in einem kleinen, 15 Quadratkilometer großen Stück Bergwald auf der hawaiianischen Insel O’ahu entdeckt. Die Raupen besiedeln nicht nur ein kleines Gebiet, sondern sind auch äußerst selten: Nach jahrelanger Suche wurden nur 62 Exemplare beobachtet.

Die Wissenschaftler erklären, dass es kein Zufall ist, dass die ungewöhnliche neue Art ausgerechnet auf Hawaii entdeckt wurde. Die geografische Isolation der Inselgruppe hat eine Vielzahl bizarrer Arten hervorgebracht, darunter Libellenlarven, die an Land und nicht im Wasser leben, Spinnen, die ihre Beute aus der Luft aufspießen, und eine Reihe von fleischfressenden Raupen. Karnivore Raupen sind an sich schon selten: Von den fast 200.000 derzeit bekannten Motten- und Schmetterlingsarten zeigen nur 0,1 Prozent der Larven ein solches räuberisches Verhalten.

Morbides Tarngewand

Das Jagdverhalten der Knochensammler-Raupe ist noch ungewöhnlicher: Die Raupe der Mottengattung Hyposmocoma, die nur auf Hawaii vorkommt, lebt ausschließlich in Spinnennetzen, die in Baumhöhlen oder Felsspalten gewebt wurden. Sie schleicht durch diese Netze auf der Suche nach geschwächten oder kürzlich verstorbenen Insekten, die sich darin verfangen haben. Selbst vor Artgenossen machen sie nicht halt und fressen sie auf, wenn sie auf ein kleineres Exemplar stoßen.

Bemerkenswert ist indes, womit sich die Raupen schmücken, um nicht von ihrem Spinnenwirt entdeckt zu werden: So tragen sie zur Tarnung ungenießbare Körperteile ihrer Beutetiere, schreiben die drei Wissenschaftler: «Die Körperteile werden sorgfältig auf ihre Größe hin vermessen, bevor die Raupe sie in ihre Sammlung einwebt.» Jeder potenzielle Neuzugang werde mehrmals gedreht, mit den Mundwerkzeugen ertastet, und überwiegend auf eine Größe herunter gekaut, die in die Hülle passe.

Laut der Studie scheint die Strategie zu funktionieren, da bisher noch keine von Spinnen erlegte oder gefangene Knochensammler-Raupe beobachtet wurde.

dpa