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Können Männer wählen, essen sie mehr Fleisch als Frauen

Sie isst einen Salat, er packt sich Fleisch auf den Teller: So ein Anblick dürfte vielen Menschen vertraut sein. Eine Forschergruppe hat untersucht, in welchen Ländern dieses Verhalten auftaucht.

Laut einer Studie wird in vielen Kulturen der Konsum von Fleisch mit Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Männer essen häufiger Fleisch als Frauen – aber dieses Essverhalten ist einer neuen Studie zufolge nicht in allen Ländern der Welt zu beobachten. Es handele sich also wohl nicht um einen generellen Unterschied zwischen den Geschlechtern, heißt es in einer Untersuchung, die in der Fachzeitschrift «Scientific Reports» veröffentlicht wurde. Vielmehr kam Folgendes heraus: Je entwickelter das Land war und je mehr Männer und Frauen in dem Land gleichgestellt waren, desto größer waren die Unterschiede beim Fleischkonsum.

Die Forscher um Christopher Hopwood von der Universität Zürich stellen fest, dass oft das Gegenteil angenommen wird, nämlich dass mit zunehmender Gleichberechtigung auch die Unterschiede zwischen den Geschlechtern abnähmen. Doch immer mehr Forschung zeigt das Gegenteil, nämlich dass die Unterschiede zunehmen.

Wo Ehemann und Ehefrau unterschiedliche Speisen wählen 

Howood und seine Kollegen geben eine Erklärung dafür: «Menschen in Ländern mit größerer Gleichstellung der Geschlechter haben mehr Möglichkeiten, das zu essen, was sie wollen – weil es dort einen größeren finanziellen Spielraum gibt und weil der Druck aufgrund der Geschlechterrollen geringer ist.» Zum Beispiel könnten sich Ehepartner bei einer gemeinsamen Mahlzeit auch mal für unterschiedliche Dinge entscheiden. Dafür sei das Geld da, es gebe ausreichend vegetarische Optionen und es sei gesellschaftlich akzeptiert.

Da Fleisch verhältnismäßig teuer sei, werde in ärmeren Ländern tendenziell weniger gegessen, fährt Howood fort. Könnten es sich die Menschen aber leisten und frei wählen, dann schlügen vor allem Männer bei Steak, Wurst und Geflügel zu. «Frauen in wohlhabenden und geschlechtergerechteren Ländern essen möglicherweise weniger Fleisch, als man aufgrund der Gesamtwirkung von Wohlstand und Geschlechtergleichheit vermuten könnte.»

Deutschland liegt in der Studie ganz vorne

Für ihre Untersuchung befragten die Forschenden mehr als 20.000 Menschen aus 23 Ländern online dazu, wie häufig sie Fleisch essen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen aus Nord- und Südamerika, aus Europa und Asien. Dabei fiel auf: In Indien, China und Indonesien gab es beim Fleischverzehr wenig Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Am größten waren die Unterschiede unter den untersuchten Ländern in Deutschland. Die Forschenden weisen aber selbst darauf hin, dass 23 Länder eine «bescheidene Anzahl» sei.

Die genauen Gründe für den Fleischkonsum wurden von den Forschenden für ihre Studie nicht erfragt. Sie erklären jedoch, dass in vielen Kulturen der Konsum von Fleisch mit Männlichkeit und Potenz in Verbindung gebracht wird. Männer, die sich vegetarisch ernähren, könnten an manchen Orten als weniger attraktiv angesehen werden als Männer, die alles essen. Daher könnte die Häufigkeit, mit der Männer Fleisch auf ihren Tellern haben, auch von kulturellen Normen abhängen.

dpa