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Kommunikation im Wandel: Warum es die Auskunft bald nicht mehr gibt

Im Leben der meisten Menschen spielen Internet und Smartphone heute eine wichtige Rolle. Die Telefonauskunft ist hingegen ein Überbleibsel aus vergangenen Tagen. Die Telekom hat daher angekündigt, ihren Dienst noch in diesem Jahr einzustellen. Es gibt aber noch Alternativen.

Veraltet wie das Telefon? Bei Fragen hilft die 11833 bald nicht mehr telefonisch weiter.
Foto: ddp images

Ich muss Frau Schmidt wieder anrufen, aber was war nochmal ihre Nummer? In den letzten Jahrzehnten konnten die verschiedenen Telefonauskunft-Angebote in Deutschland bei solchen Fragen behilflich sein. Egal ob man zum Beispiel die “Helferline” 11833 angerufen hat oder bei der 11880 Hilfe bekommen hat.

“Kennen Sie das? Sie benötigen dringend und unerwartet eine Information? Egal ob Sie eine Rufnummer im In- oder Ausland suchen, eine Notdienstapotheke in Ihrer Nähe brauchen oder eine Anschrift benötigen: Rufen Sie uns an”, heißt es derzeit noch auf der Internetseite der Telekom. Zum Jahresende wird das Telekommunikationsunternehmen sein Angebot 11833 jedoch einstellen. In einem Blogeintrag hat die Telekom das “Ende einer Ära” kürzlich angekündigt. Am 1. Dezember ist Schluss.

Warum gibt es die Telekom-Auskunft bald nicht mehr?

Der Grund für die Einstellung ist sehr einfach: Der Auskunftsdienst wird heutzutage kaum noch genutzt. Die Telekom hat auch mitgeteilt, wie stark die Zahlen gesunken sind. Im Jahr 1995 gab es noch 550 Millionen Anrufe. Seitdem ist die Nachfrage jedoch jährlich im Durchschnitt um etwa 20 Prozent gesunken – insgesamt um mehr als 99,6 Prozent in etwa 30 Jahren. Heute gibt es nicht einmal mehr zwei Millionen Anfragen.

“Das Angebot ist aus der Zeit gefallen”, sagt der hauseigene Experte Thomas Zähringer. “Digitale Services am Handy haben der Auskunft einfach den Rang abgelaufen.” Wie die Telekom selbst feststellt, dürften viele jüngere Menschen das Auskunftsangebot gar nicht mehr kennen. Warum auch, sind die Nummer der Pizzeria um die Ecke oder der Apotheken-Notdienst im Browser doch schnell gefunden – oder werden gar nicht mehr benötigt, weil vieles auch direkt per App geht. Und auch ein Weckruf wird für viele obsolet, ist die Wecker-App auf dem Smartphone doch nur einen Tipper entfernt.

Auch ältere Menschen greifen zum Handy

Aber nicht nur die Jüngeren verlassen sich auf ihr Smartphone, auch ältere Semester greifen verstärkt zu den Geräten. Laut einer Erhebung des Branchenverbandes Bitkom aus dem vergangenen Jahr liege der Anteil an Menschen in Deutschland, die mobil erreichbar sind, bei 87 Prozent. 48 Prozent der über 65-Jährigen nutzten zu diesem Zeitpunkt demnach bereits ein Smartphone, 33 Prozent verließen sich auf ein althergebrachtes Handy. Und sie telefonierten auch nicht nur mit den Geräten. “Dabei geht es nicht nur darum, mit Freunden und Familie in Kontakt zu bleiben, sondern auch, das eigene Wissen zu erweitern und mit dem digitalen Fortschritt Schritt zu halten”, erklärte Sophie Vogt-Hohenlinde, Expertin für digitale Teilhabe bei Bitkom, im letzten Sommer in einer Pressemitteilung.

Wie geht es weiter?

In Zukunft können Personen, die weiterhin auf telefonische Auskünfte angewiesen sind, Unterstützung von der Konkurrenz erhalten. Die Telekom verweist ebenfalls offen auf “die Nummern alternativer Auskunftsdienste”. Auf ihrer Internetseite bietet die Bundesnetzagentur eine umfangreiche Liste von vergebenen Auskunfts-Rufnummern an – darunter auch die 11880, für die Verona Pooth (56) einst ihren legendären “Da werden Sie geholfen”-Werbespruch in die Kamera flüsterte.

Die Nachfrage dürfte insgesamt stark gesunken sein. Bereits 2012 gab es Berichte über einen kontinuierlichen Rückgang in der Branche. Laut einem “SZ”-Artikel aus dem September 2021 erhielt die 11880 immer noch täglich etwa 6.000 Anfragen. Im Jahr 2018 wurde in den Medien noch von durchschnittlich 10.000 bis 12.000 Anrufern pro Tag berichtet, früher sollen es bis zu einer halben Million gewesen sein. Es bleibt die Frage, wie lange sich solche Dienste für andere Anbieter neben der Telekom noch rentabel sein werden. Auch die Auskunft wird derzeit wahrscheinlich keine definitive Antwort darauf haben.

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