Große Fortschritte im Kampf gegen HIV drohen durch Finanzkürzungen verloren zu gehen – und damit auch die Hoffnung auf eine Aids-freie Welt. Millionen zusätzliche Infektionen drohen.
Kürzungen bei HIV treffen Frauen und Kinder besonders stark

In dem Kampf gegen HIV und Aids gab es über Jahre hinweg beträchtliche Erfolge – die nun durch drastische Kürzungen in der weltweiten Finanzierung der HIV-Bekämpfung gefährdet sein könnten. Laut der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW) zum Welt-Aids-Tag wären Frauen und Kinder in Afrika südlich der Sahara besonders stark betroffen. 63 Prozent der Neuinfektionen in dieser Region würden Frauen und Mädchen betreffen.
In den vergangenen Jahren waren der DSW zufolge erhebliche Fortschritte erreicht worden – die Mutter-Kind-Übertragung zum Beispiel habe auch in Afrika als fast beseitigt gegolten. «84 Prozent der schwangeren Frauen mit HIV hatten im Jahr 2024 Zugang zu antiretroviralen Medikamenten, um die Übertragung von HIV auf ihr Kind zu verhindern.» Auch dabei drohten nun massive Rückschritte.
Geberländer vermindern Zahlungen
Die USA waren lange Zeit führend im Bereich der HIV/Aids-Forschung, -Behandlung und -Bekämpfung und der größte Geldgeber. Anfang 2025 stoppte die US-Regierung unter Präsident Donald Trump vorübergehend alle Zahlungen im Zusammenhang mit HIV. Davor hatten die USA drei Viertel der internationalen HIV-Gelder bereitgestellt. Auch andere Länder, wie Deutschland, reduzierten ihre Beiträge. Laut dem aktuellen Bericht des UN-Programms UNAIDS könnten die Kürzungen bis 2030 zu etwa 3,9 Millionen zusätzlichen Infektionen führen.
«Wie bei einem Domino-Effekt schwindet das Bewusstsein, dass Therapie und Prävention unverzichtbar sind und dass Solidarität der Schlüssel für eine Welt ohne Aids ist», warnt die Deutsche Aidshilfe. «Wir dürfen nicht zulassen, dass aus einer fast besiegten Krankheit wieder eine Epidemie wird», sagte Angela Bähr, Vorständin Programme der DSW. Winfried Holz vom Vorstand der Aidshilfe betonte: «Wir haben die Wahl: Die Rückkehr von Aids oder das Ende von Aids.»
Jede Minute ein Toter mehr
Nach Angaben der DSW stirbt immer noch jede Minute ein Mensch an HIV-bedingten Ursachen. Laut UNAIDS-Daten lebten im Jahr 2024 weltweit 40,8 Millionen Menschen mit HIV, wobei mehr als die Hälfte von ihnen in Afrika südlich der Sahara lebte. Im vergangenen Jahr infizierten sich weltweit etwa 1,3 Millionen Menschen mit dem HI-Virus, das unbehandelt die Immunschwäche-Krankheit AIDS verursachen kann.
Auch in Europa werden HIV-Infektionen nach wie vor häufig erst spät erkannt und behandelt, warnen die EU-Gesundheitsbehörde ECDC und das europäische Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation WHO in einem gemeinsamen Bericht. Dies betrifft mehr als die Hälfte aller HIV-Diagnosen in der Region. Betroffene erhalten nicht rechtzeitig lebensrettende Therapie und Versorgung, was das Risiko erhöht, HIV weiterzuverbreiten und an AIDS zu erkranken.
Fast 98.000 Menschen mit HIV in Deutschland
Im vergangenen Jahr haben sich in Deutschland schätzungsweise rund 2.300 Menschen mit HIV infiziert. Laut der neuesten Schätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) ist dieser Wert um etwa 200 Neuinfektionen höher als 2023. Da HIV in der Regel nicht mehr zum Tod führt, ist die Anzahl der Menschen, die in Deutschland mit einer HIV-Infektion leben, bis Ende 2024 auf 97.700 gestiegen. Davon werden etwa 8.200 HIV-Infektionen noch nicht diagnostiziert.








